Erkältung: Ursachen

Erkältung durch Zugluft

© PantherMedia / Thomas Lammeyer

Die Erkältung ist eine kurzzeitige Erkrankung, welche die oberen Atemwege betrifft. [1] Eine Erkältung kann anhand einer Reihe von Symptomen wie verstopfte oder laufende Nase, Niesen, Hustenreiz und mildem Fieber selbst diagnostiziert werden. [2] Seit jeher ist die Vermutung, dass eine Erkältung mit einer kalten Umgebung assoziiert ist und dass die Erkältungssymptome direkt durch nasse Kleidung, Füße und Haare verursacht werden, in den Köpfen der Menschen verankert. [3] Diese Vermutung bezieht sich auf die klinische Literatur der letzten 300 Jahre, die ganz klar beschreibt, dass das Abkühlen der Körperoberfläche direkt Erkältungssymptome hervorruft.  [4]

Medizinische Fakten

In 1919 zeigte eine Forschergruppe, dass das Kühlen des Körpers die Blutgefäße in der Nase verengt. Anhand dieses Ergebnisses spekulierten sie, dass die Gefäßverengung im Atemwegepithel zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen führt, v. a. zu bakteriellen Mandelentzündungen (Tonsillitiden). [5] Das Atemwegepithel oder Flimmerepithel ist eine Schicht aus spezialisierten Epithelzellen (zelluläres Element des Epithel- und Drüsengewebe), welche den größten Teil der Atemwege auskleidet. Es zeichnet sich durch  Flimmerhärchen (Kinozilien) auf der lumenseitigen (zum Hohlraum hingerichtet; entgegengesetzt der Blutseite) Zelloberfläche aus. Das Atemwegepithel dient, auch wenn es der Name vermuten lässt, nicht dem Gasaustausch, sondern der Reinigung der Atemwege. [6] Einige Jahre später wurde diese Theorie von Christopher Andrewes überholt. Er postulierte, dass eine Erkältung nach Kälteexposition nur bei Leuten auftritt, die bereits einen „schlafenden“ Erkältungsvirus in sich tragen. [7] Eccles baute diese Hypothese weiter aus, nämlich dass akutes Kühlen der Körperoberfläche eine Gefäßverengung in der Nase und den oberen Atemwegen hervorruft und dazu führt, dass die Abwehrfunktion der Atemzellen unterdrückt wird. Dies führt dazu, dass eine virale Infektion ohne Symptome in eine virale Infektion mit entsprechenden Erkältungssymptomen umgewandelt wird.  Die neue Idee dieser Hypothese war, dass eine Kälteexposition nicht ausreicht, um eine Erkältung zu bekommen.

Biologischer Zusammenhang

Die Erkälteten müssen also bereits Viren im Körper haben, die aber erst durch die Kälte aktiviert werden, um Erkältungssymptome hervorzurufen. [8] Diese Meinung vertritt auch Angela Schuh. Sie ist Professorin für medizinische Klimatologie am Lehrstuhl Public Health und Versorgungsforschung an der Ludwig-Maximilians Universität München. Frau Prof. Schuh sagte in einem Interview mit Spiegel Online, dass besonders im Sommer viele Menschen erkältet sind, da sie wegen gekippten Fenstern, geöffneten Türen oder einer Klimaanlage permanent in einem leichten Durchzug sitzen. Ein permanenter Luftzug ist daher gefährlich, da die Thermorezeptoren auf der nicht bedeckten Haut, nicht auf laminare Strömung (Bewegung von Flüssigkeiten und Gasen, bei der (noch) keine sichtbaren Turbulenzen (Verwirbelungen/Querströmungen)) auftreten, reagieren und somit werden keine Abwehrmechanismen aktiviert. Thermorezeptoren sind freie Nervenendigungen in der Haut und in den Schleimhäuten, die derWahrnehmung von Temperatur oder Temperaturänderungen dienen. Es gibt spezialisierte Thermorezeptoren für Kälte (Kaltrezeptor) und für Wärme (Warmrezeptor), die die Empfindungen „Wärme“ bzw. „Kälte“ vermitteln. [9] Im Falle von Zugluft, werden die Kälterezeptoren aktiviert.  Ist der Hals nicht bedeckt, so sinkt die Temperatur der Rachenschleimhaut und bereits erworbene, noch „schlafende“ Viren werden dann durch die Kälte „aktiviert“, weshalb eine Erkältung ausbrechen kann. Bei einem einmaligen, starken Luftzug jedoch, reagieren die Thermorezeptoren und geben ein Signal an die Gefäße, welche sich daraufhin verengen. So kühlen die unbedeckten Körperstellen nicht total ab und es kommt sehr wahrscheinlich nicht zu einer Erkältung. [10]


Behandlungsmöglichkeiten bei einer Erkältung