Erkältung: Klassische Arzneimittel
Erkältung – "Ibuprofen" oder "Paracetamol"?
Zwei- bis fünfmal erkälten sich Erwachsene durchschnittlich im Jahr. Zu den meist angewandten Medikamenten zur Bekämpfung von Erkältungssymptomen gehört Paracetamol. Es ist belegt, dass es Fieber senkt und Schmerzen lindert. Ein weiteres Medikament, welches auch häufig v. a. gegen Schmerzen eingenommen wird, ist Ibuprofen. Die beiden Medikamente haben auf den ersten Blick eine ähnliche Wirkung. Beide führen zu Linderung der Erkältungssymptome, ohne die Dauer der Erkrankung zu verkürzen. Jedoch wird seit kurzem vermutet, dass Ibuprofen den Krankheitsverlauf sogar verlängern könnte.
Medizinische Fakten
Paracetamol ist ein fiebersenkendes (antiphlogistisch) und schmerzstillendes (analgetisches) Arzneimittel. Es wird vermutet, dass es sowohl zentral (im Gehirn und Rückemark), als auch peripher (abseits des Zentrums z. B. Nieren, Verdauungstrakt) wirkt.
Ibuprofen gilt auch als antiphlogistisch und analgetisch, kann jedoch auch Entzündungsreaktionen hemmen (antiinflammatorisch). Anders als das Paracetamol gehört es zu den sauren Analgetika (Schmerzmittel). Diese Analgetika besitzen alle einen chemisch sauren Charakter und entfalten ihre Wirkung über die Hemmung der Cyclooxygenasen. Diese Enzyme sind über weitere Faktoren zuständig für die Regulierung bzw. Entstehung von Entzündungen, Fieber und Schmerz. Auch der Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) gehört in die Klasse der sauren Schmerzmittel, wirkt jedoch weniger stark als Ibuprofen.
Paracetamol und Ibuprofen werden nur zursymptomatischen Behandlung eingesetzt. Die Krankheitsdauer kann durch Entzündungshemmung, Schmerzstillung und Fiebersenkung nicht vermindert werden.[1] Es gibt wohl auch Hinweise darauf, dass Ibuprofen durch die starke Hemmung der Cyclooxygenasen Entzündungsreaktionen so stark herunterreguliert, dass der Verlauf der Erkrankung sogar verlängert wird.[2]
Wirkungsweise bei Erkältungen
Der genaue Mechanismus der schmerzlindernden und fiebersenkenden Wirkung von Paracetamol ist noch nicht eindeutig geklärt. Belegt ist die Hemmung der zentralen Herstellung von Prostaglandinen. Prostaglandine sind Moleküle, die die Schmerzempfindung verstärken. Zudem blockiert Paracetamol die Wirkung von hormonellen Fieberfaktoren (Pyrogene) auf das Regulationszentrum für Temperatur im Hypothalamus (wichtige Regulationsstelle im Gehirn).[3] Zusätzlich besetzt Paracetamol bestimmte Rezeptoren (Andockstellen auf Zelloberflächen) in peripheren Geweben (z. B. Nieren, Darm) und verhindert damit die Schmerzentstehung.[4]
Ibuprofen hemmt dagegen peripher die Cyclooxygenase, die sich z. B. in der Magenwand, in Blutzellen oder direkt am Ort der Entzündung befindet. Bei diesem Enzym werden zwei Formen unterschieden. Die Cyclooxygenase-1 ist wichtig fürdie Zusammenlagerung von Blutplättchen (Thrombozytenaggregation) bei der Blutstillung. DieCyclooxygenase-2 dagegen für die Herstellung von Prostaglandinen (Prostaglandinsynthese) verantwortlich. Das heißt, dass auch durch Ibuprofen, prostaglandingesteuerte Schmerzreaktionen gedämpft werden. Eine schädliche Wirkung und sogar eine Verlängerung der Erkältungszeit wird vermutet, ist jedoch nicht belegt. Es könnte sein, dass durch die starke Hemmung von Entzündungsreaktionen des Körpers nach Einnahme von Ibuprofen, diese nützlichen Eigenschaften einer Entzündungsreaktion verloren gehen. Bei einer Entzündung sammeln sich nämlich immunaktive Zellen dort an, wo die Erreger eingedrungen sind bzw. sich vermehren. Dieses Gewebe schwillt an, färbt sich rot und schmerzt, jedoch findet hier eine Abwehrreaktion statt. Die Anwendung von Ibuprofen kann diese Abwehrreaktion vermutlich im Gegensatz zu Paracetamol verlangsamen.
Paracetamol: Anwendung und Dosierung bei Erkältungen
Folgende Angaben ersetzen keinesfalls die Dosierungsanweisungen eines Arztes:
- Kinder unter 4 Jahren ( unter 17 kg Körpergewicht): Einnahme von Paracetamol nicht empfohlen, da die Dosisstärke für diese Personengruppe nicht geeignet ist
- Kinder zwischen 4 und 8 Jahren (17 bis 25 kg Körpergewicht): Einzeldosis besteht aus einer halben Tablette; max. Tagesdosis beträgt zwei Tabletten, wobei mindestens sechs Stunden zwischen den einzelnen Einnahmen liegen sollten
- Kinder zwischen 8 und 11 Jahre (26 bis 32 kg Körpergewicht): Einzeldosis beträgt eine halbe Tablette. Einnahme darf in Ausnahmefällen alle vier Stunden wiederholt werden. Tagesgesamtdosis sollte maximal drei Tabletten betragen
- Kinder zwischen 11 und 12 Jahre (33 bis 43 kg Körpergewicht): Einzeldosis entspricht einer Tablette; darf bei Bedarf im Abstand von vier Stunden wiederholt werden, dabei darf die Gesamtdosis vier Tabletten nicht überschreiten.
- Kinder, Jugendliche und Erwachsene ab 43 kg Körpergewicht: Einzeldosis darf zwei Tabletten nicht überschreiten, wobei diese alle vier Stunden wiederholt eingenommen werden darf. Die max. Gesamtdosis pro Tag beläuft sich auf acht Tabeletten
- Personen mit Leber-/Nierenstörungen: Dosis muss vermindert und Intervall zwischen den einzelnen Einnahmen muss verlängert werden
- Max. drei Tage bei Beschwerden einnehmen. Bei länger anhaltender Erkrankung sollte ein Arzt um Rat gefragt werden
Die Tabletten sollten mit reichlich Flüssigkeit oral unzerkaut eingenommen werden.[5]
Paracetamol: Nebenwirkungen und Wechselwirkungen
Zu den Beschwerden, die nach Einnahme von Paracetamol auftreten können, gehören allergische Reaktionen gegen den Wirkstoff (Hautreaktionen bis hin zum allergischen Schock),eine verringerte Zahl von Blutplättchen (Thrombozytopenie) oder von bestimmten weißen Blutzellen (Agranulozytose) und eine erhöhte Menge an bestimmten Leberenzymen (Serumtransaminasen). Bei einer Überdosierung können Kopfschmerzen auftreten, die nicht durch weitere Einnahmen des Schmerzmittels behandelt werden dürfen. Eine dauerhafte Einnahme kann zu Nierenschädigung und sogar Nierenversagen führen.
Zusammen mit leberschädigenden Medikamenten sollte Paracetamol erst nach Verschreibung durch einen Arzt angewandt werden. Weitere Wechselwirkungen sind zu Blutgerinnungshemmern (Antikoagulanzien), Arzneimitteln gegen Gicht, Medikamenten gegen Übelkeit (Metoclopramid und Domperidon), Colestyramin (senkt erhöhte Blutfettwerte) und zu Zidovudin (Arznei gegen HIV-Infektion) bekannt.
Zur Vermeidung möglicher Nebenwirkungen und schädlicher Wechselwirkungen sollte Paracetamol erst nach Absprache mit einem Arzt eingenommen werden.[6]
Paracetamol: Gegenanzeigen und Warnhinweise
Paracetamol darf nicht eingenommen werden:
- wenn Allergien gegen den Wirkstoff vorliegen
- gemeinsam mit dem Genuss von Alkohol
Vorsicht und Rücksprache mit dem behandelnden Arzt sind in folgenden Fällen erforderlich:
- bei chronischer Alkoholkrankheit
- wenn eine Nieren-/Lebereinschränkung vorliegt
- während der Schwangerschaft oder in der Stillzeit[7]
Ibuprofen: Anwendung und Dosierung bei Erkältungen
Folgende Angaben ersetzen keinesfalls die Dosierungsanweisungen eines Arztes:
- Kinder unter 12 Jahren (unter 40 kg Körpergewicht): Dosisstärke ist nicht geeignet
- Kinder (ab 12 Jahren), Jugendliche und Erwachsene (über 40 kg Körpergewicht): Einzeldosis beträgt eine Tablette; bis zur nächsten Einnahme muss sechs Stunden gewartet werden, die Gesamtdosis darf dabei am Tag drei Tabletten nicht überschreiten
- Personen mit Leber-/Nierenstörungen: Dosis muss vermindert und Intervall zwischen einzelnen Einnahme muss verlängert werden
- Max. vier Tage bei Beschwerden ohne ärztlichen Rat einnehmen
Die Tabletten sollten mit reichlich Flüssigkeit oral unzerkaut eingenommen werden.[8]
Ibuprofen: Nebenwirkungen und Wechselwirkungen
Zu den am häufigsten zu beobachtenden Nebenwirkungen zählen Magen/-Darmgeschwüre, Blutungen im Verdauungstrakt (als Folge davon kann es zu Bluterbrechen oder Teerstuhl kommen), Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Blähungen und Schmerzen im Bauchbereich. Schwere allergische Reaktionen treten nur in sehr seltenen Fällen auf. Eine dauerhafte Einnahme kann zu Nierenschädigung und abnormen Leberwerten führen.
Bei längerer oder höher dosierter Anwendung von Schmerzmitteln kann es zu Kopfschmerz kommen, der jedoch nicht mit dem Schmerzmittel behandelt werden sollte.
Wechselwirkungen von Ibuprofen zu anderen Medikamenten konnten bei gleichzeitiger Einnahme mit Digoxin (stärkt die Herzkraft), Phenytoin (Mittel gegen Krämpfe), Lithium (Behandlung seelischer Erkrankungen), blutdrucksenkenden Arzneimitteln, Antidepressiva, Glukokortikoiden (Therapie bei Rheuma, Multipler Sklerose, Asthma), Ciclosporin (hemmt Transplantatabstoßung) und mit Medikamenten zur Gichtbehandlung beobachtet werden.
Zur Vermeidung möglicher Nebenwirkungen und schädlicher Wechselwirkungen sollte Ibuprofen erst nach Absprache mit einem Arzt eingenommen werden.[9]
Ibuprofen: Gegenanzeigen und Warnhinweise
Ibuprofen darf nicht eingenommen werden:
- wenn Allergien gegen den Wirkstoff vorliegen
- wenn allergische Reaktionen nach Einnahme von Acetylsalicylsäure auftreten
- bei bestehenden Magen-/Darmgeschwüren
- bei Hirnblutungen
- bei Nieren-/Leber-/Kreislaufeinschränkungen
- im letzten Drittel der Schwangerschaft
- im Alter unter 12 Jahren (unter 40 kg Körpergewicht)
- nach Einnahme von Alkohol
Vorsicht und Rücksprache mit dem behandelnden Arzt sind in folgenden Fällen erforderlich:
- bei Einnahme von anderen sauren Analgetika
- wenn Blutgerinnungsstörungen bekannt sind
- während der Schwangerschaft oder in der Stillzeit[10]
Quellenangaben:
- Jana Ellegast, Klinische Pharmakologie, Elsevier GmbH, 1. Auflage, 2008, S. 81.
- rme, „Erkältungspatienten profitieren nicht von Ibuprofen und Dampfinhalationen“, http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/56465/Erkaeltungspatienten-profitieren-nicht-von-Ibuprofen-und-Dampfinhalationen, 02.01.2015
- „Fachinformation Paracetamol-ratiopharm®“, http://www.ratiopharm.de/praeparate/alle-praeparate-a-z/praeparate/praeparatedaten/detail/backpid-228/pzn-1126111.html, 02.01.2015
- Prof. Dr. Gerhard Klebe, Wirkstoffdesign Entwurf und Wirkung von Arzneistoffen, Spektrum, 2. Auflage, 2009, S. 496.
- „Beipackzettel: Paracetamol-ratiopharm®“, http://www.ratiopharm.de/praeparate/alle-praeparate-a-z/praeparate/praeparatedaten/detail/backpid-228/pzn-1126111.html, 02.01.2015.
- „Beipackzettel: Paracetamol-ratiopharm®“, 02.01.2015.
- „Beipackzettel: Paracetamol-ratiopharm®“, 02.01.2015.
- „Beipackzettel: Paracetamol-ratiopharm®“, http://www.ratiopharm.de/praeparate/alle-praeparate-a-z/praeparate/praeparatedaten/detail/backpid-228/pzn-1126111.html, 02.01.2015.
- „Beipackzettel: Paracetamol-ratiopharm®“, 02.01.2015.
- „Beipackzettel: Paracetamol-ratiopharm®“, 02.01.2015.
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Veröffentlicht durch: | Erkältet.info-Redaktion |
Erstellt am: | 30.01.2015 |
Zuletzt aktualisiert am: | 11.08.2015 |
Prüfzyklus: | jährlich |
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