Husten: Naturheilkunde
Natürliche Schleimlöser bei Husten
Zunächst sollte die Frage geklärt werden, zu welchem Zeitpunkt die Verwendung eines Schleimlösers sinnvoll ist.
Ein Erkältungshusten läuft normalerweise in zwei Phasen ab. Während der ersten Phase werden Krankheitserreger über die Atemwege in den Körper aufgenommen. Diese befallen die Zellen derAtemwegsschleimhaut und führen dadurch zu einer Entzündung der Schleimhäute. Der dort entstehende Reiz führt zum Auslösen von Husten – Reizhusten.
Nach wenigen Tagen kommt es zum Übergang in die zweite Phase. Der Körper reagiert mit Schleimbildung auf den Befall der Erreger. Der Schleim bindet die Erreger und bringt Abwehrzellen in die Atemwege. Weiterhin wird das Abhusten des entstehenden Konglomerates ermöglicht.
Schlussfolgernd ist der Einsatz von Schleimlösern in der zweiten Phase des Erkältungshustens sinnvoll. Erst zu diesem Zeitpunkt wird überhaupt Schleim zum Abhusten vom Körper produziert[1].
Medizinische Faktenlage
In 80-90% der Fälle wird erkältungsbedingter Husten durch Viren, wie Adeno-, Rhino- und Myxoviren, ausgelöst[2]. Nur bei 10-30% der betroffenen Patienten sind Bakterien, wie Haemophilus influenzae, Pneumokokken oder Moraxella catarrhalis festzustellen.[3]
Bei pflanzlichen Hustenlösern ist nur für wenige Pflanzen eine Wirksamkeit in Studien belegt. Dazu zählen Efeu, Thymian und Myrtol, welches unter anderem aus Eukalyptusöl besteht[4]. Es gibt jedoch noch weitere Pflanzen, bei denen eine schleimlösende Funktion bestehen soll. Anis, Fenchel und Süßholzwurzel gehören dazu.
Wirkungsweise
Schleimlöser werden medizinisch als Expektorantien bezeichnet. Nach dem Wirkmechanismus werden diese in drei Untergruppen unterteilt.[5]
Sekretolytika
Sie stimulieren die Schleimproduktion im Atemtrakt und sorgen somit für eine größere Schleimmenge. Diese kann dadurch besser abgehustet werden.
Mukolytika
Mukolytika wirken auf den vorhandenen Schleim verflüssigend. Dadurch liegt er lockerer der Schleimhaut an.
Mukomotorika
Die Atemwege sind mit einer bestimmten Art von Schleimhaut ausgekleidet. Die Schleimhautzellen besitzen auf ihrer Oberfläche kleine Härchen (Zilien). Diese bewegen sich in einem bestimmten Rhythmus. Nach der Art eines Tausendfüßlers können sie dadurch Schleim in Richtung des Mundes transportieren.
Mukomotorika bewirken eine Erhöhung der Schlagkraft der Zilien und infolgedessen einen beschleunigten Abtransport von Schleim.
Biologischer Zusammenhang
- Efeu (Hedera helix)[6]
In den Extrakten der Efeublätter sind Saponine(Triterpensaponine), Flavonglykoside und Phenolkarbonsäuren enthalten. Besondere pharmakologische Aktivität besitzen die Saponinealpha-Hederin und Hederacosid C (nach Umwandlung in alpha-Hederin). Sie besitzen eine schleimverflüssigende (sekretolytische) und hustendämpfende (antitussive) Wirkung.
Durch Studien ist belegt, dass alpha-Hederin die Produktion des Enzyms Surfactant steigert. Dieses Enzym verringert die Oberflächenspannung des Schleims und bewirkt damit eine Verflüssigung[7].
- Thymian (Thymus vulgaris, Thymus zygis)[8]
Das ätherische Öl der Pflanze enthält die wirksamen Inhaltsstoffe. Die Hauptwirkstoffe heißen Thymol und Carvacrol. Sie besitzen vor allem einen antibakteriellen Effekt, der sogar in sehr geringen Konzentrationen (1:3000) noch besteht. Weiterhin wirkt es muskelentspannend(spasmolytisch) und auswurffördernd (expektorierend).
- Myrtol[9][10][11]
Myrtol ist Mischpräparat aus ätherischen Ölen. Es sind mindestens 25% Limonen, 25% Cineol und 6,7% des dem natürlichen Lösungsmittels (+)-alpha-Pinen enthalten. Cineol ist als Eucalyptol auch im Öl des Eukalyptus zu finden.
Es fördert das Abhusten durch die Steigerung der Aktivität des Schleimhauthärchen der Atemschleimhaut (sekretomotorisch).
- Anis (Pimpinella anisum)[12]
Das ätherische Öl der Früchte beinhaltet die wirksamen Bestandteile. Es enthält zu 80-90% trans-Athenol sowie Methychavicol (Estragol), Anisaldehyd, Anisketon und Terpineol. Diese Stoffe erleichtern das Abhusten von Schleim (expektorierend), indem die Zähigkeit des Schleims reduziert wird (mukolytisch). Weiterhin besteht ein muskelkrampflösender Effekt im Bereich des Atemtraktes (spasmolytisch). Zusätzlich trägt eine antibakterielle Wirkung zur Verminderung der Krankheitserreger bei.
- Primel (Primula veris, Primula eliator)[13]
Sowohl die Wurzeln als auch die Blüten besitzen medizinisch relevante Inhaltsstoffe. Die Wurzeln enthalten Triterpensaponine aus der Familie derSaponine und den Gerbstoff Primulaverin. Triterpensaponine besitzen eine schleimverflüssigende (sekretolytische) und hustendämpfende (antitussive) Wirkung.
Die Blüten enthalten weniger Saponine und weniger ätherisches Öl. Dafür sind Flavonoide vorhanden. Vor allem durch das Flavonoid Gossypetin konnte in Studien ein entzündungshemmender Effekt nachgewiesen werden. Generell bewirken Flavonoide Wasserfreisetzung aus der Schleimhaut des Atemtraktes und dadurch eine Verflüssigung des Schleims (mukolytisch).
- Fenchel (Foeniculum vulgare)[14][15]
Vor allem der bittere Fenchel findet medizinische Anwendung, da in ihm die arzneirelevanten Inhaltsstoffe konzentrierter vorhanden sind. Diese befinden sich im ätherischen Öl der Fenchelfrüchte. 50 bis 70 Prozent ist die Substanz trans-Anethol, zu 12 bis 25 Prozent Fenchon und zu zwei bis acht Prozent Estragol enthalten. Die Substanzen trans-Anethol und Fenchon lösen festsitzenden Schleim aus den Bronchien und fördern gleichzeitig dessen Abtransport aus den Atemwegen.
- Süßholzwurzel (Glycyrrhiza glabra)[16] [17]
Die Substanz Glycyrrhizin bedingt sowohl den süßen Geschmack als auch die medikamentösen Eigenschaften der Süßholzwurzel.
Sie hemmt die Enzymfamilie der Cyclooxygenasen und Lipooxygenasen, welche bei der Entwicklung einer Entzündungsreaktion eine wichtige Rolle spielen.
Beim Husten entzünden sich die Schleimhäute der Atemwege. Durch die Hemmung der Cyclooxygenasen kann die Entzündungsreaktion verringert werden.
Weiterhin entspannt Süßholz die glatte Muskulatur der Atemwege (spasmolytisch) und wirkt schleimverflüssigend (sekretolytisch). Dadurch kann festsitzender Schleim besser abgehustet werden.
Anwendung und Dosierung
Die meisten pflanzlichen Medikamente stehen als Tee, Saft und Sirup zur Verfügung. Für eine bessere Wirksamkeit werden sie häufig auch als Kombinationspräparate angeboten.
Die Dosierungen sind je nach Präparat unterschiedlich, jedoch meist zwei- bis dreimal täglich einzunehmen.
Die Anwendung von Antibiotika wird von der Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin für einen Erkältungshusten und eine unkomplizierte Bronchitis nicht empfohlen. Die geringe Krankheitserleichterung sowie die minimale Verkürzung der Krankheitsdauer stehen hier im Gegensatz zu den Nebenwirkungen und der Gefahr der Resistenzentwicklung gegen die angewendeten Antibiotika[4].
Zu beachten
Ein unkomplizierter Erkältungshusten heilt normalerweise auch ohne Behandlung vollständig ab. Nach 10 Tagen sind meistens die Begleitsymptome wie Schnupfen, Hals- und Kopfschmerzen verschwunden. Der Husten kann jedoch noch bis zu drei Wochen andauern.
Stellt sich eine Verbesserung der Symptomatik im Verlauf nicht ein, sollte ein Arzt konsultiert werden, um eine schwerwiegendere Erkrankung ausschließen zu können.
Kommen zur Erkältungssymptomatik hohes Fieber(bis 40°C), Ohrenschmerzen, Veränderungen derStimme, Genickstarre oder sogar Atemnot hinzu, wird ein Arztbesuch dringend empfohlen.
Quellenangaben:
- "Husten, Bronchitis und Halsweh", http://www.apotheke.com/portal/de/themes/article/display.jsp?id=documents/0000/00/00/1d/7485.xml&id=documents/0000/00/00/1d/7485.xml&theme=Krankheiten&sub_theme=Atemwege&sub_sub_theme=Erk%E4ltung&print=true&page=0&ivw_pix=, 08.07.2015
- Hendrik Lehnert, Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 2006, S. 601
- Michael M. Kochen, Duale Reihe Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Georg Thieme Verlag, 2006, S. 382-383
- "S3-Leitlinie "Husten" der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin", http://www.dgi-net.de/files/Leitlinien/Langfassung_Leitlinie_Husten_20140323.pdf, 08.07.2015
- Marion Bornemann:: "Husten", 11/2007, S. 4
- Volker Fintelmann, Lehrbuch Phytotherapie, Hippokrates Verlag, 2009, S. 189
- "Bronchitis: Molekulares Wirkprinzip von Efeu entschlüsselt", http://www.aerzteblatt.de/archiv/41246/Bronchitis-Molekulares-Wirkprinzip-von-Efeu-entschluesselt, 27.06.2015
- Markus Wiesenhauer, Phyto Praxis, Springer Verlag, 2013, S. 96-97
- Volker Schulz, Rudolf Hänsel, Rationale Phytotherapie, Ratgeber für die ärztliche Praxis, Springer Verlag, 1996, S. 172
- Markus Wiesenhauer (2013): S. 88-89
- "Eukalyptus, Eukalyptusöl", http://www.apotheken-umschau.de/heilpflanzen/eukalyptus, 27.06.2015
- Markus Wiesenhauer (2013): S. 87-88
- Markus Wiesenhauer (2013): S. 108
- Volker Fintelmann (2009): S. 72
- "Fenchel", http://www.apotheken-umschau.de/heilpflanzen/fenchel, 11.06.2015
- Volker Fintelmann (2009): S. 62-64
- "Süßholz", http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=40258, 28.06.2015
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Veröffentlicht durch: | Erkältet.info-Redaktion |
Erstellt am: | 30.01.2015 |
Zuletzt aktualisiert am: | 14.09.2015 |
Prüfzyklus: | jährlich |
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