Husten: Häufige Fragen
Husten loswerden (schnell)
Das ruckartige Zusammenziehen des Zwerchfellmuskels (Diaphragma) unterhalb der Lungen zum Zweck der Reinigung der Atemwege wird als Husten (Tussis) bezeichnet. Husten kann unterteilt werden in Husten mit beziehungsweise ohne Auswurf (Sputum); medizinisch-fachlich spricht man auch von produktivem beziehungsweise unproduktivem Husten.[1][2] Bestimmte allgemeine Maßnahmen, Hausmittel und schulmedizinische Wirkstoffe können dabei helfen, die Dauer des Hustens zu verkürzen. Auf diese soll im folgenden eingegangen werden.
Behandlung von Hustenreiz (schnell)
Husten ist eine Reaktion auf reizende äußere Einflüsse. Demzufolge können auch Schadstoffe in der Atemluft Husten auslösen. Der häufigste reizende Schadstoffeinfluss auf die Schleimhaut der Atemwege stellt die Inhalation von Zigarettenqualm oder anderen Verbrennungsabgasen (Rauch am Kamin, Auto etc.) dar. In solchen Abgasen sind diverse reizende Schadstoffe wie Benzol, Nikotin oder Nitrosamine enthalten, die Husten erzeugen können. Darüber hinaus sind auch radioaktive Bestandteile im Rauch für die Entstehung von Husten verantwortlich.[3] Sowohl der Verzicht auf aktives wie aber auch auf passives Rauchen kann die Entstehung von Hustenreiz bekämpfen helfen.
Auch eine sehr trockene Raumluft, wie sie in beheizten Räumen oft herrscht, kann Hustenreiz verursachen. Die normalerweise feuchten Atemwege reagieren abwehrend mit (Reiz-)Husten auf Trockenheit. Aus diesem Grund ist auf eine Luftfeuchtigkeit in Räumen um etwa 50% zu achten (messbar mit einem Hygrometer). Eine kleine Schale voll Wasser auf einem Heizkörper im Zimmer kann beispielhaft die relative Luftfeuchtigkeit erhöhen und Hustenreiz bekämpfen. Diese einfache Maßnahme eignet sich auch sehr gut zur schnellen Linderung von Hustenbeschwerden in der Nacht.
Hausmittel
Primelwurzel und Eibisch
Primelwurzel (auch Schlüsselblume genannt) und Eibisch (auch Hibiskus genannt) sind besonders zur nebenwirkungsarmen Linderung von Husten geeignet. Beide Pflanzen enthalten sogenannte Schleimstoffe (Mucilaginosa), die sich als beruhigender Schutzfilm über die angegriffene Schleimhaut der Atemwege legen und Hustenreiz lindern können.[4] Häufig werden Primelwurzel und Eibisch als Bestandteile von Erkältungstee-Mischungen oder auch als Einzeltees im Teefachhandel oder Apotheken angeboten. Mit heißem Wasser übergossen, können diese Tees nach etwa 5-10-minütiger Ziehzeit trinkwarm eingenommen werden. Grundsätzlich besteht keine tägliche Obergrenze für die Einnahme von Tees mit Primelwurzel oder Eibisch.
Isländisch Moos
Isländisch Moos (Cetraria islandica oder Lichen islandicus) ist botanisch gesehen eine Flechte, also eine Lebensgemeinschaft aus Alge und Pilz. Es enthält große Mengen bestimmter langkettiger Zuckerstoffe (Polysaccharide), die sich ebenfalls wie die Schleimstoffe aus Primelwurzel und Eibisch in der Art eines beruhigenden Schutzfilms über die Atemwegsschleimhaut legen.[6] Zumeist sind die pflanzlichen Wirkstoffe aus isländisch Moos in Lutschtabletten verarbeitet. Diese können bei Bedarf mehrmals täglich eingenommen werden. Die Lutschtabletten sollten vollständig langsam im Mund zergehen statt im Ganzen heruntergeschluckt werden, um eine möglichst gute Wirkung zur Bekämpfung von Husten zu erzielen.
Die Wirkstoffe von isländisch Moos sind zum Beispiel in Klosterfrau Broncholind Halstabletten, Isla Moos Pastillen, Dallmann’s Isländisch Moos-Bonbons, Tetesept Halstabletten Isländisch Moos oder auch Aspecton Cassis Lutschtabletten enthalten.
Medikamente
Codein und Dihydrocodein
Codein und Dihydrocodein sind einander sehr ähnliche Wirkstoffe zur schnellen Stillung von Hustenreiz. Beide chemischen Substanzen sind eng verwandt mit dem Schmerz- und Betäubungsmittel Morphin (Morphium). Wie Morphin wirken auch Codein und Dihydrocodein direkt im Gehirn. Im Hustenzentrum des Hirnstamms (entwicklungsgeschichtlich sehr alter Anteil des menschlichen Gehirns) blockieren die beiden Wirkstoffe effektiv bestimmte Schaltstellen (Rezeptoren), die den Hustenreiz vermitteln.
Codein und Dihydrocodein wirken deutlich schwächer als Morphin. Daher ist das Risiko für die Entwicklung von morphintypischen Nebenwirkungen ebenfalls deutlich geringer ausgeprägt als bei Morphin selbst. Jedoch kann es auch bei Codein und Dihydrocodein in hohen Mengen über der ausgewiesenen Dosierungsempfehlung zu Eintrübungen der Wachheit und Aufmerksamkeit (Sedation), Verstopfung (Obstipation) und einer langsamer sowie flacher werdenden Atmung (Atemdepression) kommen. Bei einer Einnahmedauer der Wirkstoffe über eine Woche steigt darüber hinaus auch das Risiko, eine Abhängigkeit von Codein oder Dihydrocodein zu entwickeln.
Am besten werden die Wirkstoffe kurze Zeit vor dem Schlafengehen eingenommen, um ein ruhiges Ein- und Durchschlafen zu ermöglichen. Medikamente, welche Codein beinhalten, dürfen bei Kindern nicht angewendet werden.
Handelsnamen von Codein beziehungsweise Dihydrocodein sind unter anderem Bronchicum mono, Codicaps, Codicompren, Codi Opt, Codipertussin, Optipect Kodein, Antitussivum Buerger oder Paracodin.
Noscapin
Noscapin ist eine weitere verwandte chemische Substanz des Morphins. Daher ähneln sich der Wirkmechanismus direkt im menschlichen Gehirn sowie potentielle Nebenwirkungen. Speziell bei überdosierter Einnahme von Noscapin können auch Krampfanfälle entstehen. Anders als Codein und Dihydrocodein sowie Dextromethorphan (s. unten) kann der Wirkstoff Noscapin keine Sucht erzeugen.
Noscapin ist unter dem Handelsnamen Capval erhältlich.[8]
Dextromethorphan
Der Wirkstoff Dextromethorphan ist ein weiterer Vertreter der Hustenstiller, die direkt im Hustenzentrum Husten unterbinden. Obwohl auch Dextromethorphan als Verwandter des Betäubungsmittels Morphin das Risiko für eine Abhängigkeit sowie ernstzunehmende Nebenwirkungen unter anderem auf den Bewusstseinszustand haben kann (s. Codein), ist es rezeptfrei in Apotheken zu erwerben. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit dem frei erhältlichen Dextromethorphan ist daher im Sinne der eigenen Gesundheit wichtig. Dosierungsempfehlungen in der Packungsbeilage sollten nicht überschritten werden.
Handelsnamen von Dextromethorphan sind unter anderem Hustenstiller-ratiopharm sowie Wick Husten-Pastillen.[8]
Pentoxyverin
Anders als die vorher genannten schulmedizinischen Hustenstiller-Wirkstoffe hemmt die Substanz Pentoxyverin die Entstehung von Hustenreiz direkt in den Bronchien. Eine Besonderheit von Pentoxyverin ist, dass es verhältnismäßig häufig zu Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt mit Übelkeit und Erbrechen kommen kann. Darüber hinaus sollten am Tag der Einnahme von Pentoxyverin keine schweren Maschinen bedient werden, da der Wirkstoff die Aufmerksamkeit beeinträchtigen kann. Auch die Teilnahme im Straßenverkehr ist am Tag der Einnahme von Pentoxyverin nicht zu empfehlen. Kinder, Schwangere und Stillende sollten das Medikament wegen der möglichen Nebenwirkungen überhaupt nicht einnehmen.
Pentoxyverin ist unter dem Handelsnamen Sedotussin erhältlich.[8]
Dropropizin und Levodropropizin
Dropropizin und Levodropropizin sind einander sehr ähnliche chemische Substanzen, die einen Oberflächenfilm auf der Schleimhaut der tiefen Atemwege bilden. Dieser Film ist in der Lage, Hustenreiz zu stillen. Vermutlich werden bestimmte Impulsweiterleitungen über Nerven in den Bronchien hin zum Hustenzentrum im Gehirn unterdrückt. Prinzipiell kann es bei der Einnahme von entweder Dropropizin oder auch Levodropropizin zu bestimmten Unverträglichkeitsreaktionen kommen. Zu diesen Reaktionen können Übelkeit oder beispielsweise Herz-Kreislaufveränderungen mit Herzrasen gehören. Kinder, Schwangere und Stillende sollten die beiden Wirkstoffe überhaupt nicht einnehmen.
Dropropizin ist unter dem Handelsnamen Larylin Hustenstiller, und Levodropropizin als Levopront oder beispielsweise Quimbo Sirup erhältlich.[8]
Zu beachten
Bei nur wenig produktivem Husten, wie er bei Erkältungen häufig vorkommt, stehen diverse Möglichkeiten, den Husten schnell loszuwerden zur Verfügung. Allerdings sind diese Maßnahmen meist nur eine kurzzeitige Hilfe, da sie lediglich den Hustenreiz lindern. Sie beheben jedoch nicht die Ursache des Hustens. Wann immer möglich, sollte der Husten mit dem Ziel der Reinigung der Atemwege nicht durch Arzneimittel unterdrückt werden. Husten stellt einen wichtigen Baustein des Heilungsprozesses einer Erkältung dar. Normalerweise klingt Husten innerhalb von etwa ein bis drei Wochen von alleine wieder ab.
Husten- und Bronchialtees enthalten häufig Thymian. Dieser hilft tatsächlich dabei, Husten zu heilen – jedoch auf längere Sicht gesehen. Die Wirkstoffe aus Thymian können zähen Schleim auflösen und den Abtransport aus den Bronchien anregen. In diesem Sinne führen die Wirkstoffe des Thymians jedoch in erster Linie zum Husten (Abhusten des gelockerten Schleims). Zum schnellen Loswerden von Husten sind Arzneimittel mit Thymian also nicht zweckmäßig.
Die erwähnten morphinverwandten Hustenstiller stillen Husten innerhalb von etwa ein bis zwei Stunden effektiv. Sie sollten jedoch wegen ihres relativ hohen Risikos für Nebenwirkungen wie Bewusstseinseintrübungen sowie aufgrund der möglichen Suchtgefahr (Ausnahme: Noscapin) nach Möglichkeit nicht länger als etwa fünf bis sieben Tage eingenommen werden.
Schwangere und Stillende sollten auf die oben genannten schulmedizinischen Wirkstoffe Codein, Dihydrocodein Noscapin, Pentoxyverin, Dextromethorphan und Dropropizin zur schnellen Linderung von Husten verzichten. Die morphinverwandten Hustenstiller können auf das ungeborene Kind beziehungsweise auf den Säugling über die Muttermilch übertragen werden und Eintrübungen des Bewusstseins oder auch Krampfanfälle auslösen.
Husten kann auch bei vielfältigen anderen Erkrankungen als Erkältungen vorkommen. An eine ernstzunehmende Ursache des Hustens ist beispielweise bei hohem Fieber etwa über 40°C zu denken oder auch bei Blutbeimengungen im Auswurf oder beispielsweise ausgeprägter allgemeiner Schwäche.
Die gemachten Angaben sollen als Orientierungshilfe dienen, können jedoch den individuellen Rat eines Arztes nicht ersetzen.
Quellenangaben:
- Willibald Pschyrembel et al., Klinisches Wörterbuch, de Gruyter, erweiterte Auflage, 2004, S. 913ff
- R. Dolin et al., Harrisons Innere Medizin - Häufige Virusinfektionen der Atemwege, ABW Wissenschaftsverlag, Berlin, 2012, S. 1596ff.
- “Rauchen. Schadstoffe”, http://www.lungenaerzte-im-netz.de/lin/show.php3?id=40&nodeid, 13.03.2015
- „Heilpflanzen-Lexikon: Eibisch, Eibischwurzel“, http://www.apotheken-umschau.de/heilpflanzen/eibisch, 12.03.2015
- „Heilpflanzen-Lexikon: Schlüsselblume, Primelwurzel“, http://www.apotheken-umschau.de/heilpflanzen/eibisch, 12.03.2015
- „Heilpflanzen-Lexikon: Isländisch Moos“, http://www.apotheken-umschau.de/heilpflanzen/islaendisch-moos, 12.03.2015
- Klaus Aktories et al., Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, Urban und Fischer, 2009, S. 242-243
- Klaus Aktories et al., Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, Urban und Fischer, 2009, S. 243.
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Veröffentlicht durch: | Erkältet.info-Redaktion |
Erstellt am: | 30.01.2015 |
Zuletzt aktualisiert am: | 18.02.2016 |
Prüfzyklus: | jährlich |
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