Husten: Im Alltag
Husten (nach dem Essen)
Husten (Tussis) entsteht nach Stimmritzenschluss, kurzer Öffnung der Stimmritze, gefolgt von einem plötzlichen Atemausstoß. Dies kann entweder willkürlich herbeigeführt oder durch einen Hustenreiz mit anschließendem Hustenreflex ausgelöst werden. Zunächst ist der Husten ein Symptom, das keine eigenständige Krankheit darstellt und nicht unbedingt einen Krankheitswert haben muss.
Tritt der Husten verstärkt nach dem Essen (postprandial) auf, handelt es sich meistens um einen trockenen, unproduktiven Husten. Am häufigsten hat dieser seine Ursache in der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD).[1] Im Folgenden wird besonders auf die Ursachen des Hustens nach dem Essen eingegangen und erläutert, mit welchem Verlauf zu rechnen ist und welche Behandlungsmöglichkeiten Linderung verschaffen können.
Ursachen für Husten nach dem Essen
Die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) gehört mit einer Erkrankungshäufigkeit von 15% in den Industrieländern zu den häufigen Erkrankungen und weist eine steigende Anzahl an Neuerkrankungen auf [2]. Der chronische Husten insbesondere nach dem Essen ist in 40% der Fälle mit einer Gerd assoziiert [1].
Eine GERD entwickelt sich, wenn Mageninhalt, insbesondere dieätzende Magensäure, aufgrund eines schwachen unteren Schließmuskels über die Speiseröhre (Ösophagus) bis in den Nasen-Rachenbereich (Oropharynx) gelangt. Dort entsteht der Husten dann entweder direkt durch Reizung der Schleimhautoder durch Inhalation der Magensäure und Reizung der tieferen Atemwege (Mikroaspiration). Für den Husten nach dem Essen spricht auch eine Entzündung der Schleimhaut des unteren Teils der Speiseröhre durch Mageninhalt. Die in der Schleimhaut liegenden Nervenenden des Nervus vagus führen dann zu einer Aktivierung des Hustenreflexes. Neben dem Husten liegen meist auch andere Symptome wie Sodbrennen (brennendes Gefühl hinter dem Brustbein), Brennen im Rachen und ein saures Aufstoßen vor. Der Husten kann jedoch auch ohne diese Symptome auftreten [2].
Eine weitere Erklärung für Husten nach dem Essen kann eine allergische Reaktion auf bestimmte Lebensmittel sein. Bei Säuglingen liegt die Ursache oft in der Aufnahme von Kuhmilch, Soja oder Hühnerei. Erwachsene zeigen häufiger Symptome beim Verzehr von rohem Obst und Gemüse, Gewürzen und Nüssen. Zumeist reagiert der Körper nur auf ein bestimmtes Eiweiß, aber auch auf Konservierungsstoffe oder Geschmacksverstärker, mit einer überschießenden Produktion von Antikörpern der Klasse IgE. Diese werden durch bestimmte weiße Blutkörperchen (Leukozyten) produziert, die daraufhin Gewebshormone wie Histamin, Bradykinin und Leukotriene freisetzen. Hierbei kommt es gewöhnlich zu einer bronchialen Überreaktion(Hyperreagibilität), die den Husten erklärt [3].
Wird vermehrt nach dem Essen gehustet, ist auch an eineSchluckstörung mit Passagestörung zu denken (Dysphagie). Die wichtigste Komplikation einer Dysphagie ist die Aspiration, also die unabsichtliche Einatmung von Fremdkörpern (hier: Speisen) in die unteren Atemwege. Dass der Schluckakt nicht einwandfrei ausgeführt werden kann, hat unterschiedliche Ursachen: Die Speise kann die Speiseröhre nicht passieren, weil dort Entzündungen oder Tumoren vorherrschen, wird wieder aufgestoßen und Teile davon versehentlich inhaliert. Auchneurogene Ursachen im Falle eines Schlaganfalles, dem Parkinson-Syndrom oder der Multiplen Sklerose kommen infrage. Ist die Übertragung des Reizes zwischen Nerv und Muskel gestört(Myasthenie), kann dies auch zu Problemen beim Schlucken mit anschließendem Einatmen von Nahrungsbestandteilen führen [4].
Viele der genannten Ursachen deuten einen chronischen Krankheitsverlauf an und klingen oft ohne Konsultation eines Arztes nicht von alleine ab.
Behandlung von Husten nach dem Essen
Die GERD lässt sich durch nichtmedikamentöse und medikamentöse Methoden behandeln. Bei dennichtmedikamentösen Maßnahmen wird unter anderem eine Gewichtsreduktion empfohlen. Es empfiehlt sich, ganztägig fettreiche Kost, Kaffee, Schokolade, Alkohol, Zitrusfrüchte und scharfe Gewürze zu vermeiden und bis zu 4 Stunden vor dem Einschlafen gänzlich auf Nahrung zu verzichten. Zusätzlich sollte ein Nikotinkonsum eingestellt und eng sitzende Kleidung vermieden werden. Mahlzeiten sollten klein ausfallen und langsam verzehrt werden. Diese Maßnahmen haben sich in der Praxis als hilfreich erwiesen, jedoch wird bei GERD-assoziiertem chronischem Husten eine medikamentöse Therapie mit Protonenpumpeninhibitoren empfohlen. Diese vermindern die Säureproduktion im Magen und können so den Husten nach dem Essen abschwächen oder gänzlich vermeiden [1].
Bei nahrungsmittelbedingtem Husten sollte in erster Linie eine sorgfältige Diagnostik erfolgen, die untersucht, welche Substanz die Allergie auslöst (Allergen), bevor prophylaktisch auf sämtliche Nahrungsmittel verzichtet werden muss. Nach eindeutiger Diagnose besteht die Therapie dann allerdings meistens in einer Karenzkost, das heißt, dass diese Lebensmittel vermieden werden sollten. Bei Allergien gegen einzelne Nahrungsmittel muss auf diese jedoch nicht zwangsläufig komplett verzichtet werden. Bei einigen Obst- und Gemüsesorten können Allergene durch Erhitzen, Zerkleinern oder Zusatz von Säuren zerstört werden. So kann für einen Allergiker, der auf Äpfel reagiert, Apfelkompott verträglich sein. Dies gilt leider nicht für Nüsse und Sellerie [3].
Zu beachten
Im Allgemeinen ist der Husten nach dem Essen ein Symptom, das im Kontext betrachtet werden muss. Je nach Ursache ist dieses Symptom als unterschiedlich gefährlich einzuschätzen. Besteht immerzu ein trockener, unproduktiver Husten nach dem Essen, ist eine sorgfältige Ursachensuche anzuraten, um unter Umständen eine gefährlichere Grunderkrankung feststellen und behandeln zu können.
Auch bei Schluckbeschwerden ist die Konsultation eines Arztes anzuraten, da sich die Therapie nach den unzähligen Ursachen richtet, die unter Umständen nicht leicht zu erkennen sind [1].
Quellenangaben:
- „Husten“, http://www.dgi-net.de/files/Leitlinien/Langfassung_Leitlinie_Husten_20140323.pdf, 27.05.2015
- „S2k Leitlinie Gastroösophageale Refluxkrankkheit“, http://www.dgvs.de/fileadmin/user_upload/Leitlinien/Refluxkrankheit/S2kLL_Gastroo%CC%88s%20Refluxkrankheit_03.09.2014.pdf, 27.05.2015
- „Lebensmittelallergie/Nahrungsmittelallergie“, http://www.daab.de/ernaehrung/lebensmittelallergie-nahrungsmittelallergie/, 26.05.2015
- Gerd Herold et al.: Innere Medizin, Gerd Herold Verlag, 2012, S. 423.
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Veröffentlicht durch: | Erkältet.info-Redaktion |
Erstellt am: | 30.01.2015 |
Zuletzt aktualisiert am: | 10.11.2015 |
Prüfzyklus: | jährlich |
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