Husten Chronisch: Krankheitstypen
Langwieriger Husten
Der Husten (Tussis) ist definiert als ein plötzlicher Atemstoß nach kurzem Stimmritzenschluss. Zunächst ist er ein unspezifisches Symptom, das nicht unbedingt einen Krankheitswert hat. Von einem langwierigen Hustenwird ab einem Zeitraum von mehr als 8 Wochen gesprochen (chronischer Husten). Nach dieser Hustendauer mit unklar gebliebener Ursache empfiehlt sich eine Röntgenaufnahme des Thorax (Brustkorb). Eine sofortige diagnostische Klärung besteht bei Verdacht auf gefährliche Verläufe wie Krebserkrankungen, der Verstopfung eines Blutgefäßes der Lunge mit einem Blutgerinnsel (Lungenembolie) oder der versehentlichen Aspiration eines Fremdkörpers.[1]
Im Folgenden soll darauf eingegangen werden, welche Ursachen hinter einem langwierigen Husten stehen, mit welchem Verlauf zu rechnen ist und welche Behandlungsmöglichkeiten Linderung verschaffen können.
Ursachen & Verlauf
Der Husten ist ein häufiges Symptom und gehört neben dem Schnupfen (Rhinitis) zu den häufigsten Behandlungsanlässen für einen Hausarztbesuch. In Europa sind 33% der 18 − 48-Jährigen an Husten erkrankt, wobei Raucher besonders häufig betroffen sind.[2]
Anders als beim akuten Husten, dessen Ursache in bis zu 90% der Fälle eine Virusinfektion ist, empfiehlt es sich beim langwierig chronischen Husten mehrere Ursachen abzuklären. In bis zu 90% kann durch ausführliches Befragen des Patienten bezüglich der Hustenqualität,Dauer und weiteren Symptomen folgend von einer körperlichen Untersuchung eine Diagnose gestellt werden.[1]
Am häufigsten liegt eine chronische Bronchitis als Ursache für den langwierigen Husten vor. Diese betrifft vor allem Raucher und geht mit einer vermehrten Schleimproduktion einher. Auf dem Boden einer chronischen Bronchitis kann es dann zu einer Atemwegsobstruktion (Chronisch Obstruktive Atemwegserkrankung, COPD) kommen, was bedeutet, dass die Atemwege verlegt sind und es bei körperlicher Belastung sogar zu einer Atemnot kommen kann (Belastungsdyspnoe). Die Schadstoffe, die beim Rauchen inhaliert werden, schädigen vor allem die kleineren Atemwege und die Lungenbläschen nachhaltig. Durch die ständigen Entzündungen geht Lungengewebe unter, weswegen Gewebezellen (Fibroblasten) den Versuch einer Rekonstruktion unternehmen (Remodeling). Das Bronchialsystem wird zunehmend instabil, es entsteht eine Überproduktion von Schleim, der nicht richtig abtransportiert werden kann. Dazu kommt eine bronchiale Hyperreaktivität, die letztendlich für den Hustenreiz sorgt.[4]
Eine weitere häufige Ursache für langwierigen Husten in das Asthma bronchiale. Ist der Betroffene ständig bestimmten Allergenen wie Pollen, Hausstaubmilben oder Tierhaaren ausgesetzt, dann sorgen diese lang anhaltend für einen Hustenreiz. Auch bestimmte Berufsgruppen können betroffen sein (z.B. Mehlstaub beim Bäckerasthma).[4] Diese Allergene verursachen eine Entzündung in der Bronchialschleimhaut. Dort befinden sich weiße Blutkörperchen (Leukozyten), die aktiviert werden und dann Gewebshormone wie Histamin, Bradykinin und Leukotriene freisetzen. Hierbei kommt es regelhaft zu einer bronchialen Hyperreagibilität, die den langwierigen Husten verursacht.
Eine ebenso häufige Erklärung für den langwierigen Husten findet sich imUpper Airway Cough Syndrome (UACS). Dabei führen Entzündungen der Nase und Nasennebenhöhlen (Rhinosinusitiden) zu Irritationen des Respirationstraktes. Der Auslöser für den Husten ist der sogenannte postnasale Drip (PND): Die Überproduktion von Schleim führt zu einer Ansammlung im Bereich der Nase und den Nasennebenhöhlen, der von dort aus in den hinteren Rachenraum fließt (drip = tropfen) und Husten verursacht.[2]
Bei einer ausführlichen Erstbesprechung einschließlich einer Medikamentenanamnese mit dem Patienten können bestimmtehustenauslösende Medikamente wie ACE-Hemmer, Betablocker und bestimmte Schmerzmittel (Nichtsteroidalen Antirheumatika = NSAR) auffallen. Ein Auslassversuch des Medikaments bzw. eine Umstellung auf ein anderes Medikament kann dann bereits beweisend sein.[1]
Behandlung
Bei einer chronischen Bronchitis bei Rauchern empfiehlt sich in erster Linie eine Tabakentwöhnung. Hier zeigt sich bei mehr als der Hälfte der Betroffenen in 94 − 100% eine erfolgreiche Linderung des Hustens innerhalb von 4 Wochen.
Der Nutzen schleimlösender Medikamente (Expektorantien) ist umstritten, ein Therapieversuch zur Erleichterung des Abhustens bei schleimigem Auswurf kann aber unternommen werden. Als Gegenmaßnahme bei Schwierigkeiten des Abhustens empfiehlt sich am ehesten vermehrtes Trinken.[3]
Obwohl wissenschaftlich keine gesicherten Ergebnisse für Hausmittelwie Wasserdampfinhalationen mit oder ohne Zusatz von Kamillenblüten und Heilkräuterzubereitungen (z.B. Salbei) in Tees oder Bonbons vorliegen, empfinden viele Patienten diese Maßnahmen als sinnvoll und angenehm. Zur Symptomlinderung des langwierigen Hustens können diese klassischen Hausmittel also durchaus empfohlen werden.[3]
Antitussiva sind Medikamente, die den Hustenreiz unterdrücken. Bei einem produktiven Husten mit schleimigem Auswurf und insbesondere bei bereits vorgeschädigten Lungen ist vom Einsatz dieser Medikamentengruppe jedoch abzuraten.[2]
Auch eine Allergenkarenz kann im Falle einer vorliegenden Allergie unmittelbar hilfreich sein. Betroffenen Berufsgruppen wird empfohlen bereits einen Verdacht auf Berufskrankheit bei der Berufsgenossenschaft anzuzeigen.
Die Therapie des UACS besteht in der Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung (Rhinosinusitis). Bei unklarer Ursache kann eine kurzzeitige Behandlung mit schleimhautabschwellenden Nasentropfen oder Nasenspray erfolgen. Ist die Sinusitis chronisch empfiehlt sich nach ärztlich gesicherter Diagnose eine Therapie mit Kortikosteroiden.[2]
Zu beachten
Prinzipiell ist ein langwieriger Husten nicht gefährlich, wenn Ursachen wie Neoplasien (Tumoren im Rahmen einer Krebserkrankung), eine Lungenembolie oder ein Fremdkörper ausgeschlossen wurden. Auch einschwaches Herz (Linksherzinsuffizienz) mit anschließenderLungenstauung kann einen langwierigen Husten zur Folge haben. Neben sofortiger Abklärung abwendbar gefährlicher Verläufe empfiehlt sich einegründliche Untersuchung beim Arzt bei einer Hustendauer über 8 Wochen. Dabei sollten neben einer ausführlichen Befragung zur Entstehung und Qualität des Hustens auch auf weitere körperliche Symptome wie Hautblässe, Schwitzen, einer Untersuchung von Lunge und Herz, Abtasten des Bauchraumes, Inspektion der Beine und geschwollene Lymphknoten geachtet werden.[2]
Quellenangaben:
- S. Beck et al: Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), Kurzversion chronischer Husten, 2014
- Gisela Kassner, Drage: Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) Langversion Husten, 2014, Seite 11, Seite 38 ff.
- Michael M Kochen: Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Thieme, 2012, Seite 388 ff.
- Gerd Herold et al, Innere Medizin, 2012, Seite 343
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Veröffentlicht durch: | Erkältet.info-Redaktion |
Erstellt am: | 30.01.2015 |
Zuletzt aktualisiert am: | 10.11.2015 |
Prüfzyklus: | jährlich |
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