Husten Chronisch: Krankheitstypen
Husten (ohne Ende)
Wohl fast jeder von uns macht mindestens einmal im Jahr eine Erkältung mit mehr oder weniger starkem Husten durch. Normalerweise bessern sich die Beschwerden innerhalb einiger Tage oder spätestens nach einigen Wochen. Dauert ein hartnäckiger Husten aber deutlich länger an, kann dies für den Betroffenen sehr lästig werden. Neben der Beeinträchtigung der Nachtruhe kann andauernder Husten auch tagsüber zu zahlreichen Einschränkungen führen.
Husten ist in der Regel als natürlicher Schutzmechanismus des Körpersanzusehen. Durch die Reizung der Schleimhäute der Atemwege, beispielsweise durch Staub, Schleim oder größere Gegenstände, wird derHustenreflex ausgelöst. Dabei werden sehr schnelle Luftströme erzeugt, sodass festsitzende Fremdkörper in den Atemwegen gelöst und abgehustet werden können [1].
Auch im Rahmen eines Infekts kann es durch Reizung der Schleimhäute im Rachen zu heftigen Hustenattacken kommen.
Wird mit dem Hustenstoß schleimiges Sekret mit nach außen befördert, wird von einem produktiven Husten gesprochen. Bei einem nichtproduktiven oder trockenen Reizhusten kommt es hingegen zu keiner vermehrten Produktion von Schleim in den Atemwegen und damit auch zu keinem Auswurf [1].
Leiden Betroffenen nur vorübergehend unter einem Husten, der sich nach drei bis vier Wochen wieder zurückbildet, wird von einem akuten Hustengesprochen. Bestehen die Beschwerden ohne Pause länger als drei bis vier Wochen, bezeichnet man dies als chronischen Husten [2].
Ursachen von andauerndem Husten
Während akuter Husten in den allermeisten Fällen durch eine Infektion der oberen und unteren Atemwege mit Viren oder Bakterien verursacht wird, kommen für einen chronischen Husten viele verschiedene Krankheitsbilder in Betracht [1].
Einer der häufigsten Verursacher eines länger andauernden Hustens ist insbesondere bei Rauchern die chronische Bronchitis, also die chronische Entzündung der Atemwege, vor allem der Bronchien. Schätzungsweise leiden darunter etwa 10% der Bevölkerung [3].
Typisch für dieses Krankheitsbild ist ein kräftiger, produktiver Husten mit Auswurf. Hauptsächlich in den Morgenstunden kommt es zu Hustenattacken mit starker Sekretproduktion. Primär ist die chronische Bronchitis eigentlich keine Infektionskrankheit. Sie entsteht nämlich in der Regel erst dann, wenn die Abwehrmechanismen der Schleimhäute in den Atemwegen durch äußerliche Faktoren geschwächt werden. Neben Rauchen zählen zu diesenRisikofaktoren auch Luftverunreinigungen oder eine berufliche Schadstoffbelastung mit Chlorgasen, Nitrosegasen, Ammoniak oder Rauch [3].
Unterschieden werden eine chronische nichtobstruktive Bronchitis und eine chronisch-obstruktive Bronchitis. Bei der letztgenannten Form kommt es zusätzlich zur chronischen Entzündung außerdem zu einer Verengung der unteren Atemwege [3].
Tritt eine chronisch-obstruktive Bronchitis zusammen mit einer irreversiblen (unumkehrbaren) Überblähung der Lungenbläschen (Lungenemphysem) auf, wird von einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD)gesprochen. Auch die COPD ist mit einer erheblichen Sekretfreisetzung beim Husten verbunden [1].
Das sog. Upper Airway Cough Syndrome (UACS), auch als sinubronchiales Syndrom oder Postnasal-drip-Syndrom bezeichnet, zählt ebenfalls zu den häufigsten Ursachen für einen chronischen Husten [4].
Hierbei handelt es sich um eine Erkrankung, die sich in der Regel sekundär durch eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung (chronische Sinusitis) entwickelt. Im Rahmen der Sinusitis kommt es zu einem Abfluss von infektiösen Sekreten aus den Nasennebenhöhlen in den Rachen und von dort über den Kehlkopf in die unteren Atemwege (sog. postnasal drip). Die Folge ist eine infektiöse Bronchitis, die durch den immer wieder auftretenden Abfluss von infektiösem Material in die Lunge aufrechterhalten wird und einen chronischen Husten verursacht [5].
Auch Asthma bronchiale, als eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege, ist häufig mit einem regelmäßigen Husten vergesellschaftet. Typische Symptome, die auf das Vorliegen eines Asthmas hindeuten, sind ein pfeifendes Atemgeräusch, anfallsweise Atemnot oder ein Engegefühl hinter dem Brustbein [6].
Beim gastroösophagealen Reflux kommt es zum Zurücklaufen von saurem Magensaft in die Speiseröhre. Gelangt der saure Mageninhalt dann auch in die Luftröhre, kommt es zur Schädigung der dort befindlichen Schleimhäute, sodass auch bei diesem Krankheitsbild ein starker Husten entstehen kann. Hinweise auf einen refluxassoziierten Husten sind neben dem Husten auch ein Räusperzwang, das Gefühl, einen „Kloß im Hals“ zu haben, oder nächtliche und morgendliche Asthmaanfälle. Verstärkt tritt der Husten insbesondere nachts auf, da in liegender Position eine erhöhte Refluxneigung besteht [7].
Weitere Verursacher eines chronischen Hustens können eine Lungenentzündung (Pneumonie), Allergien oder die Nebenwirkungen von Medikamenten (z. B. Medikamente gegen Bluthochdruck: ACE-Hemmer) sein. In seltenen Fällen können auch eine Tuberkulose oder ein Lungentumor einen länger bestehenden Husten auslösen [1].
Therapie des andauernden Hustens
In etwa 95% aller Fälle kann der Verursacher für einen chronischen Hustens nach ausgiebiger Diagnostik gefunden werden. Gleichzeitig ist in ca. 90% der diagnostizierten Fälle eine erfolgreiche Therapie möglich [8].
Eine Therapie von chronischem Husten sollte, wenn möglich, immer kausal erfolgen. Das heißt, die genaue Ursache der Beschwerden muss gefunden und behandelt werden [9]. Eine ausschließliche symptomatische Therapie, bei der nicht die Grunderkrankung behandelt wird, ist nicht zielführend, da ein Fortschreiten oft nicht verhindert werden kann.
Grundsätzlich sollten alle Patienten mit chronischem Husten eine strikte Nikotinkarenz einhalten. Rauchen würde den Entzündungsprozess der Schleimhäute nur verstärken, der Husten könnte dadurch deutlich an Intensität zunehmen. Eine leichte Form der chronischen Bronchitis kann durch Rauchen in eine schwerere Form übergehen oder es kann sich sogar das Vollbild der ernsthaften chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) entwickeln [10].
Betroffene sollten außerdem genügend Wasser trinken, um das Verflüssigen des zähen Schleims in den Atemwegen, insbesondere beim produktiven Husten, zu fördern. Mithilfe von warmen Getränken lässt sich dieser Effekt noch verstärken [1].
Zusätzlich können auch Dampfbäder oder Inhalationen einen Feuchtigkeits- und Wärmetransport tief in die Atemwege bewirken.
Medikamentös werden der produktive und nichtproduktive Husten auf unterschiedliche Art und Weise behandelt. Während bei der Therapie des produktiven Hustens Medikamente im Vordergrund stehen, die das Abhusten des Schleims erleichtern (Hustenlöser/Expektorantien), kommen beim trockenen Reizhusten eher Hustenblocker zum Einsatz, die dämpfend auf die Entstehung des Hustenreizes wirken (Antitussiva) [1].
Typische Wirkstoffe der Hustenlöser sind zum Beispiel Acetylcystein (ACC; z. B. in ACC®, Acemuc®, Aeromuc®) oder Ambroxol (z. B. in Ambrobeta®, Ambroxol® AL, AmbroHEXAL®).
Als Antitussiva werden beispielsweise Codein (z. B. Seretide®, Avamys®, flutiform®), Pentoxyverin (z. B. in Silomat gegen Reizhusten Pentoxyverin Saft und Sedotussin Saft Hustenstiller) oder Dextromethorphan (z. B. in Silomat®, Hustenstiller ratiopharm®, Wick® Husten Sirup gegen Reizhusten) verwendet. Da Codein zu den Opioiden zählt, besteht grundsätzlich eine Suchtgefahr, sodass eine Einnahme nicht länger als eine Woche andauern sollte [1].
Spezielle Therapie des Upper Airway Cough Syndrome (UACS)
Da dieses Syndrom oft durch eine chronische Sinusitis verursacht wird, muss die Behandlung der Nasennebenhöhlenentzündung im Vordergrund stehen.
Durch eine lokale Wärmeanwendung mithilfe von Rotlicht oder warmen Inhalationslösungen kann die Entzündungsreaktion in den betroffenen Nebenhöhlen gedämpft werden. Gleichzeitig können abschwellende Nasensprays (z. B. Wirkstoff: Oxymetazolin, z. B. in Nasivin, Wick Sinex oder Wick Sinex avera) dazu beitragen, den Abfluss von Sekreten aus den entzündeten Nasennebenhöhlen zu fördern und so eine rasche Besserung der Sinusitis und damit auch des Hustens zu bewirken [11].
Bei schweren Formen des Upper Airway Cough Syndrome kann beim Vorliegen von Engstellen in den Abflusswegen der Nasennebenhöhlen oder bei Störungen der Nasennebenhöhlenschleimhaut auch eine operative Therapie in Betracht gezogen werden [11].
Spezielle Therapie des gastroösophagealen Reflux
Durch die medikamentöse Behandlung mit Protonenpumpenhemmern, wie z. B. Pantoprazol oder Omeprazol, kann die Ausschüttung von Magensäure reduziert werden (Beispielmedikamente: Pantoprazol, Omeprazol, Rabeprazol).
Bei konsequenter Anwendung ist ein Großteil der Patienten mit Reflux- bedingtem Reizhusten schon nach ein bis zwei Wochen beschwerdefrei [12].
Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung kann eine Besserung der Erkrankung durch das Vermeiden refluxfördernder Substanzen, wie z. B. Alkohol oder Nikotin, oder durch diätische Maßnahmen bei Übergewicht erreicht werden [13].
Um die nächtliche Refluxneigung zu reduzieren, sollte auf voluminöse Abendmahlzeiten oder auf nächtliche Mahlzeiten weitgehend verzichtet werden [13].
Zu beachten
Leiden Betroffene länger andauernd und ohne Ende unter Husten, sollte immer von einem Arzt nach der Ursache gesucht werden.
Besondere Aufmerksamkeit ist bei Husten in der Begleitung von verschiedenen Alarmsymptomen geboten. Dazu zählen z. B. der blutige Husten (Hämoptoe), der Thoraxschmerz beim Husten, begleitende Atemnot sowie Fieber oder Husten bei einer bekannten Immunschwäche [14].
Besteht nach einem Aufenthalt in Ländern mit hoher Tuberkulose-Prävalenz oder bei Kontakt mit Tuberkulose-Erkrankten danach ein auffälliger Husten, sollte auch dann eine Abklärung und nähere Diagnostik erfolgen [14].
Quellenangaben:
- Lungenärzte im Netz: „Chronischer Husten", http://www.lungenaerzte-im-netz.de/lin/linkrankheit/show.php3?id=5&nodeid=22, 26.05.2015
- Hermann Füeßl, Martin Middeke: Duale Reihe Anamnese und Klinische Untersuchung, Georg Thieme Verlag, 2014, S. 233.
- Norbert Suttorp: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln, Georg Thieme Verlag, 2004, S. 105.
- „Husten – DEGAM-Leitlinie Nr. 11“, http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/053-013l_S3_Husten_2014-02.pdf, 26.05.2015
- Dieter Köhler, Bernd Schönhofer, Thomas Voshaar: Pneumologie, Georg Thieme Verlag, 2014, S. 78.
- Keikawus Arastéh, Hanns-Wolf Baenkler, Christiane Bieber, Roland Brandt, Tushar Chatterjee: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 2012, S. 379.
- „Husten ohne Erkältung“, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=39653, 26.05.2015
- „Fortbildungsmodul: ‚Chronischer Husten‘“, http://www.forum-lunge.de/module/differentialdiagnostik/chronischer_husten.htm, 26.05.2015
- „Husten – Orkan in den Atemwegen“, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=31409, 27.05.2015
- „Raucherhusten, keine Bagatelle", , Kinder- und Jugendärzte im Netz, „Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis)“, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=54120, 27.05.2015
- „Ständiger Husten: bisweilen einziges Refluxsymptom“, http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/magen_darm/reflux_sodbrennen/article/351824/staendiger-husten-bisweilen-einziges-refluxsymptom.html, 26.05.2015
- Jürgen Stein: Praxishandbuch klinische Ernährung und Infusionstherapie, Springer, 2003, S. 583.
- „Leitlinie Akuter und chronischer Husten, Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten“, http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/020-003l_2010-abglaufen.pdf, 26.05.2015
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Veröffentlicht durch: | Erkältet.info-Redaktion |
Erstellt am: | 30.01.2015 |
Zuletzt aktualisiert am: | 10.11.2015 |
Prüfzyklus: | jährlich |
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