Husten Beim Kind: Krankheitstypen
Chronischer Husten (bei Kindern)
Husten bei einer Erkältung ist das häufigste Symptom, weswegen Kinder beim Kinderarzt vorgestellt werden. Hält er länger als drei Wochen an, gilt er als chronisch und wird nicht mehr unbedingt durch Erkältungen verursacht [1]. Zu den häufigsten Ursachen eines chronischen Hustens gehören wiederkehrende Infekte bei überempfindlichen Atemwegen? (hyperreagiblem Bronchialsystem), Asthma bronchiale, Rachenmandelschwellung mit gehäuften Infektionen, Mukoviszidose und Bronchiektasien sowie passives Rauchen [2][3]. Im Folgenden soll nun eine Übersicht über diese möglichen Ursachen und ihre Behandlung im Überblick gegeben werden.
Ursachen von chronischem Husten bei Kindern
Eine der häufigsten Ursachen von Husten allgemein sind akute Bronchitiden, die man auch als absteigende Erkältungen bezeichnet und bei Kindern deutlich häufiger als bei Erwachsenen auftreten. So erkrankt ein Kleinkind normalerweise etwa 6- bis 8-mal, ein 9-jähriges Kind 3- bis 4-mal und ein 12-jähriges Kind 1- bis 2-mal im Jahr an einer Bronchitis [3]. Die Erkrankung dauert mit Schnupfen, Husten und leichtem Fieber meist nur einige Tag, danach kann sich jedoch oft über ein bis drei Wochen lange Reizhusten anschließen, der auf einer Hyperreagibilität des Bronchialsystems, also einer Überempfindlichkeit der Atemwege durch die vorran gegangene Infektion, beruht [1]. Diese längeren wiederkehrenden Hustenepisoden können leicht mit einem durchgängigen Husten verwechselt werden.
Zu den Erkrankungen mit Dauerhusten gehört vor allem das Asthma bronchiale. Es besteht in der Regel in einer anfallsartigen Verengung der Atemwege. Diese Verengung fußt auf einer chronischen Entzündung mit bronchialer Überempfindlichkeit gegenüber verschiedenen Reizen, die wiederum die Verengung herbeiführen. Die Ursachen eines Asthmas liegen, wenn auch noch nicht vollständig geklärt, wahrscheinlich teils in den Genen, teils in den Lebensbedingungen. So ist in den neuen Bundesländern die ursprünglich niedrige Allergiehäufigkeit nach der Wiedervereinigung deutlich angestiegen [1].
Am häufigsten werden Asthmaanfälle durch allergieauslösende Substanzen (Allergene), durch virale oder seltener bakterielle Infektionen sowie durch körperliche Anstrengung ausgelöst. In der Folge zieht sich die Muskulatur um die Atemwege zusammen, die Schleimhaut in den Atemwegen schwillt an und sondert Schleim ab, was die Atmung zusätzlich erschwert. Entsprechend äußert sich der Asthmaanfall mit Husten, Atemnot und schneller Atemfrequenz [1]. Bei einigen Kindern kommt es allerdings nur zu anfallsartigem Reizhusten, die anderen Beschwerden können fehlen [4]. Etwa 40 % der kindlichen Asthmatiker sind nach der Pubertät beschwerdefrei. Dennoch ist auch bei weiter bestehendem Asthma bei entsprechender Therapie die Lebensqualität kaum und die Lebenserwartung nicht eingeschränkt [1][5].
Eine weitere häufige Ursache für Dauerhusten ist eine Schwellung der Rachenmandeln (Rachenmandelhyperplasie, auch Adenoide). Durch die Schwellung der im Rachen gelegenen Mandeln wird die Atmung durch die Nase behindert, was typischerweise zu einem offenen Mund mit Mundatmung, näselnder Sprache und Schnarchen führt. Außerdem treten häufig Mittelohrentzündungen auf, die zu vorübergehender Schwerhörigkeit führen, sowie durch die Mundatmung virale Infektionen mit chronischem Husten. Ursache einer Rachenmandelhyperplasie sind chronische oder wiederkehrende Infektionen, die zur Schwellung der dem Abwehrsystem zugehörigen Rachenmandeln führen [3][6].
Auch eine zystische Fibrose oder Mukoviszidose kann zu chronischem Husten bei Kindern führen. Diese Erkrankung ist angeboren und besteht im Defekt eines Chloridkanals, welcher für die Funktion verschiedener Drüsen wichtig ist. Normalerweise führt die Ausscheidung von Chlorid und Natrium (zusammen Kochsalz) zu einer Absonderung (Sekretion) von Wasser in die Drüsen und damit zur Verflüssigung ihres Sekrets. Bei Ausfall des entsprechenden Chloridkanals wird weniger Chlorid ausgeschiedenen und zusätzlich Natrium wieder aufgenommen, was zu einer Eindickung des Sekrets und damit zähem Schleim führt. Entsprechend der Lokalisation des Kanals kommt es vor allem zu Störungen der Atemwege und des Verdauungstraktes. In ersteren führt der zähe Schleim zum erschwerten Abtransport und damit zu vermehrten Infektionen. Diese bedingen oft in Form von Bronchiektasien (siehe unten) eine zunehmende Zerstörung des Lungengewebes.
Typische Beschwerden sind chronische Durchfälle, Gedeihstörungen mit Hunger, Husten mit zähem Schleim und Atemnot. Weil in den Schweißdrüsen der Chloridkanal in der Regel Chlorid aus dem Sekret zurück in den Körper befördert, schmeckt, wenn der Kanal nicht mehr funktionstüchtig ist, die Haut salzig. Durch die Schwere der Erkrankung ist die Lebenserwartung deutlich eingeschränkt. Bei entsprechender Therapie haben die meisten Patienten aber gute Chancen, das 4. Lebensjahrzehnt bei befriedigender Lebensqualität zu erreichen [1].
Auch Ausweitungen der Atemwege (Bronchiektasien) können zu Dauerhusten führen. Neben einer oben bereits angesprochenen Mukoviszidose können auch seltenere angeborene Erkrankungen sowie Lungenentzündungen und aspirierte Fremdkörper zu den Erweiterungen des Bronchialsystems führen. Diese Erweiterungen führen zu einer ständigen Entzündung mit Husten, bei der vor allem Kinder über sechs Jahren den Schleim abhusten, jüngere Kinder ihn verschlucken. Die Prognose ist stark abhängig von der Grunderkrankung [1].
Auch Passivrauchen kann zu chronischem Husten führen. Dabei kommt es durch die regelmäßige Exposition des Zigarettenrauchs wahrscheinlich einerseits zu einer erhöhten Anfälligkeit für Atemwegsinfektionen mit anhaltendem Husten, andererseits führt die Schadstoffbelastung zur chronischen Reizung der Schleimhäute und damit wie bei Erwachsenen zur chronischen Bronchitis ebenfalls mit Husten [1][5].
Behandlung von chronischem Husten bei Kindern
Die Behandlung von Bronchitiden ist in der Regel rein symptomatisch mit viel Flüssigkeit, Inhalationen mit Hochsalzlösungen und gegebenenfalls fiebersenkenden Medikamenten wie vor allem Paracetamol, aber auch Metamizol oder Phenazon. Aufgrund der meist viralen Ursache sollten keine Antibiotika gegeben werden, die sie nicht helfen und nur Nebenwirkungen verursachen würden [1][2].
Die Therapie des Asthma bronchiale ist komplizierter: Im Allgemeinen sollten Allergene und Schadstoffe wie Zigarettenrauch vermieden und Asthmatiker-Schulungen zum Umgang mit der Krankheit besucht werden. Medikamentös kommen β2-Sympathikomimetika wie die lang wirksamen Medikamente Formoterol, Salmeterol oder Bambuterol, die die Atemwege weiten, und je nach Schweregrad Glukokortikoide wie Beclometason, Budesonid oder Ciclesonid zur Bekämpfung der zugrundeliegenden Entzündung inhalativ zum Einsatz. Durch die Einnahme über Inhalatoren werden durch lokale Anwendung bei Minimierung der Wirkstoffkonzentration für den restlichen Körper die Nebenwirkungen deutlich reduziert. Während Glukokortikoide nur zur Langzeittherapie genutzt werden, eignen sich insbesondere kurzwirksame β2-Sympathikomimetika wie Fenoterol, Salbutamol und Terbutalin zur Akuttherapie während eines Asthmaanfalls [1].
Wenn dauerhaft geschwollene Rachenmandeln zu wiederholten Infektionen oder Hörstörungen durch Mittelohrentzündungen führen, stellt die operative Entfernung die Therapie (Adenotomie) der Wahl dar [6].
Die Behandlung der Mukoviszidose konzentriert sich auf die befallenen Bereiche. So wird bezüglich der Atembeschwerden und des zähen Schleims Physiotherapie, Sport und die Inhalation mit Kochsalzlösungen empfohlen. Lungenentzündungen, wie sie im Verlauf der Erkrankung regelmäßig auftreten, sollten gezielt antibiotisch behandelt werden.
Die Symptome im Magen-Darm-Trakt, die auch mit einer Gedeihstörung der Kinder einhergehen, werden mit hochkalorischer, fettreicher Kost behandelt. Außerdem sind, wegen der Magensäure, säurefeste Pankreasenzympräparate, vor allem Lipase gewichtsangepasst sinnvoll, da auch die Bauchspeicheldrüse (Pankreas), die einen mit verschiedenen Molekülen (Enzymen) an der Verdauung beteiligt ist, in ihrer Funktion durch die Mukoviszidose deutlich gestört ist [1].
Die Behandlung der Bronchiektasien richtet sich nach dem Ort dieser. Bei einzelnen Bronchiektasien sollte die operative Entfernung erfolgen, da durch die Weitung der Bronchien Infektionen begünstigt werden. Treten die Bronchiektasien generalisiert, also in der ganzen Lungen auf, wie es bei einigen Grunderkrankungen wie der Mukoviszidose der Fall ist, stellt Physiotherapie und die Reinigung der Atemwege durch Abhusten und Inhalation die geeignete Therapie dar. Auftretende Lungenentzündungen sollten rasch antibiotisch nach dem Nachweis der Erreger entsprechend behandelt werden [1].
Die einzig sinnvolle Therapie eines Dauerhustens bei Kindern, die regelmäßig Zigarettenrauch ausgesetzt sind, stellt der Entzug dieser Schadstoffe dar. Rauchende Eltern sollten entsprechend auf dem Balkon, der Terrasse oder vor der Haustür als in der Wohnung rauchen, verrauchte Kneipen und Restaurants sollten gemieden werden [2].
Zu beachten
Sollte der Husten nach etwa zwei Wochen nicht verschwinden, empfiehlt sich der Besuch beim Arzt. Bestehen die Beschwerden auch nach acht Wochen ununterbrochen, ohne dass die Ursache bekannt ist, sollte ein Spezialist auf dem Gebiet der Lungenerkrankungen bei Kindern aufgesucht werden [7].
Tritt Husten anfallsartig auf, kommt ein Asthma in Frage, was im Anfall bedrohlich werden und den Einsatz eines Krankenwagens oder eines Notarztes notwendig machen kann [1].
Ist es eine Schwellung der Rachenmandeln, kann ein Verschluss der Verbindung zwischen Hals und Ohr zu vorrübergehender bis bleibender Schwerhörigkeit führen, die ihrerseits wiederum dazu führen kann, dass die Kinder in ihrer geistigen Entwicklung zurückbleiben. Wird die Hörstörung behoben, holen die Kinder den Rückstand meist aber wieder zügig auf.
Quellenangaben:
- Ludwig Gortner, Sascha Meyer, Friedrich Carl Sitzmann: Duale Reihe Pädiatrie, Thieme, 2012, S. 300 – 320.
- Stephan Illing, Martin Claßen: Klinikleitfaden Pädiatrie, Urban & Fischer, 2009, S. 577 – 586.
- Berthold Koletzko (Hrsg.): Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Springer, 2004, S. 406 – 411.
- Christian Speer, Manfred Gahr: Pädiatrie, Springer, 2009, S. 485 – 489.
- Keikawus Arastéh, Hanns-Wolf Baenkler (Hrsg): Duale Reihe Innere Medizin, Thieme, 2013, S. 370 – 385.
- Illing, Claßen (2009): S. 736.
- Frank Mader: Allgemeinmedizin und Praxis, Springer, 2014, S. 41
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Veröffentlicht durch: | Erkältet.info-Redaktion |
Erstellt am: | 30.01.2015 |
Zuletzt aktualisiert am: | 09.11.2015 |
Prüfzyklus: | jährlich |
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Zuletzt aktualisiert am: | 09.11.2015 |
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