Husten Reizhusten: Krankheitstypen

Quälender Reizhusten

© PantherMedia / Karel Miragaya

Husten macht mit etwa 8% einen der häufigsten Beratungsanlässe in der Hausarztpraxis aus [1]. Fast jeder Dritte hat einmal im Jahr einen Husten. Dafür gibt es verschiedene Ursachen. Am häufigsten entsteht ein Husten im Rahmen eines viralen Infektes (80–90%) und kann nach dem Abklingen der Erkältung noch bis zu drei Wochen weiter bestehen [2]. Es ist wichtig, zwischen einem produktiven, schleimbildenden Husten und einem trockenen Reizhusten zu unterscheiden [3]. Durch die Art des Hustens ist es möglich, auf das ursächliche Krankheitsbild zu schließen [4]. Im Folgenden geht es um den besonders quälenden trockenen Husten, den Reizhusten. Es werden Ursachen dargestellt und Tipps zur Behandlung gegeben.

Ursachen

Husten stellt einen natürlichen Schutzreflex des Körpers dar [5]. Er dient der Befreiung der Atemwege von Schleim und Fremdkörpern und stellt so eine problemlose Atmung sicher. Zum Auslösen dieses Reflexes kommt es durch die Reizung von Hustenrezeptoren (Hustenfühlern), die sich im Rachen (Pharynx), der Luftröhre (Trachea) oder dem Kehlkopf (Larynx) befinden. Dort kommt es durch eine Entzündung, mechanische oder chemische Reizung zu einer Aktivierung der Rezeptoren. Das Signal wird über Nerven zu speziellen Zentren im Gehirn geleitet (Husten- und Atemzentrum) [5]. Dort wird dann das Signal zum Husten gegeben, der Kehlkopf wird verschlossen, die Atemmuskeln spannen sich an, schließlich öffnet sich der Kehlkopf wieder und die Luft kann schlagartig entweichen [5]. Für die Entstehung des Reizhustens, also des trockenen Hustens ohne Auswurf, gibt es typische Ursachen [6].

Erkältung

Eine Erkältung läuft in mehreren Phasen ab und dauert unbehandelt etwa eine Woche [7]. Sie kann durch über 200 verschiedene Arten von Virenausgelöst werden, wobei Rhinoviren mit etwa 20% die häufigste Ursache darstellen [5]. Die Viren lösen eine lokale Entzündungsreaktion in den Schleimhäuten des Rachens aus [8]. Dadurch kommt es zur Aktivierung der Hustenrezeptoren und in der Anfangsphase einer Erkältung typischerweise zu einem trockenen Reizhusten. Meist geht der Husten im Verlauf in einen produktiven Husten über und das Abhusten bringt Linderung [7].

Postnasal-drip-Syndrom

Bei diesem Syndrom handelt es sich um eine durch Viren ausgelöste Überproduktion von Schleim in der Schleimhaut der Nase [9]. Der zähe Schleim führt zu Schwellungen der Schleimhäute und es kommt vermehrt zu bakteriellen Infekten und Entzündungen der Nasennebenhöhlen (Sinusitis). Da es im Rahmen eines Postnasal-drip-Syndroms auch zu vermehrter Schleimeinlagerung im Rachen und somit zur Reizung der Hustenrezeptoren kommt, entsteht ein trockener Reizhusten [9].

Asthma

Beim Asthma handelt es sich um eine chronische Entzündung der Atemwege, die beim Betroffenen zu einer anfallsartigen Atemnot infolge einer Verengung der Atemwege (Obstruktion) führt [8]. Meist sind Kinder und Jugendliche betroffen [4]. Ursächlich können Allergien, aber auch Infektionen oder Medikamentenunverträglichkeiten sein. Durch die chronische Entzündung tritt häufig ein trockener Husten auf. Er kann bei Kindern das führende Symptom sein, weshalb oft zu spät an Asthma als Grunderkrankung gedacht wird [4]-

Refluxkrankheit

Bei Sodbrennen, saurem Aufstoßen oder Mundgeruch sollte an die Refluxkrankheit gedacht werden. Dabei kommt es zum Zurückfließen von mit Magensäure versetztem Speisebrei aus dem Magen in die Speiseröhre (Ösophagus). Es folgen brennende Schmerzen und eine entzündliche Schleimhautreaktion. Typische Symptome sind Schluckbeschwerden, Brustschmerzen und ein trockener Reizhusten [4].

Medikamente

Auch eine Vielzahl von Medikamenten kann einen quälenden Reizhusten auslösen. Etwa 30% der Anwender von ACE-Hemmern entwickeln einen trockenen Reizhusten und brechen die Behandlung oft ab [10]. ACE-Hemmer werden zur Behandlung eines erhöhten Blutdrucks (Hypertonie) eingesetzt. Sie hemmen das Angiotensin-Converting-Enzym, das auch am Abbau von Entzündungsmediatoren (Entzündungsvermittlern) wie Bradykinin beteiligt ist.Bradykinin kann sich nun im Gewebe anlagern und einen trockenen Husten verursachen [10]. Forscher aus Portugal konnten jedoch herausfinden, dass Patienten, die einen ACE-Hemmer einnehmen, bis zu 31% seltener an einer Lungenentzündung (Pneumonie) erkrankten [11]. Der ständige Hustenreiz reinigt die Atemwege und entfernt so die Krankheitserreger. Doch auch andere Medikamente, wie zum Beispiel Schmerzmittel wie Diclofenac, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure (ASS), können einen Reizhusten auslösen [4].

Weitere Ursachen

Schließlich können Reizungen der Atemwege durch Staub, Gase oder Tabakrauch ebenfalls zu einem Reizhusten führen [12]. Bei einem saisonal auftretenden Husten ist außerdem an Allergien zu denken und auch trockene, kalte Raumluft kann zu Husten führen [12]. Bei Kindern, die anfallsartige Luftnot und Husten haben, ist zudem an Keuchhusten (Pertussis) zu denken [13].

Behandlung

Um einen quälenden Reizhusten zu lindern, kommen verschiedene Hausmittel, aber auch Medikamente in Betracht. Entsteht der Husten im Rahmen einer Erkältung, sollte er spätestens nach drei Wochen abgeklungen sein [2]. Ist dies nicht der Fall, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Oft entsteht der Husten als Symptom einer anderen Grunderkrankung. Es ist daher wichtig, diese Erkrankung zu diagnostizieren und zu behandeln. In der Regel verschwindet dann auch der Husten.

Allgemeine Maßnahmen

  • Flüssigkeit: Um die Atemwege feucht zu halten und ein Abhusten zu erleichtern, sollte auf eine Trinkmenge von mindestens zwei Litern pro Taggeachtet werden [4]
  • Schlaf: In Studien konnte gezeigt werden, dass weniger als sieben Stunden Schlaf pro Nacht mit einem dreifach erhöhten Ansteckungsrisiko mit Rhinoviren einhergehen [14]
  • Bewegung: Auch Sport kann vor Infekten schützen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt daher, dass Erwachsenen sich mindestens 150 Minuten in der Woche sportlich betätigen sollten [15]
  • Hygiene: Da die ansteckenden Viren leicht durch Körperkontakt (Schmierinfektion) oder die Luft (Tröpfcheninfektion) übertragen werden, ist es wichtig,Abstand zu erkrankten Personen zu halten und sich regelmäßig die Hände zu waschen [16].

Hausmittel

Obwohl es für die Wirkung von Hausmitteln kaum Studien gibt, ist es sinnvoll, verschiedene Mittel auszuprobieren, da viele Patienten eine Linderung angeben.

Inhalieren:

Inhalieren hilft, die trockenen Schleimhäute zu befeuchten, und lindert so den Hustenreiz. Inhaliert werden kann über einem Topf mit 50–60 °C heißem Wasser oder einem Inhalator aus der Apotheke. Empfehlenswert ist der Zusatz von Kamillenblüten, die entzündungshemmend wirken. Dafür eine Handvoll Kamillen in den Topf geben (für den Inhalator einen Esslöffel Kamillen verwenden). Inhaliert werden sollte zwei- bis fünfmal täglich für fünf bis zehn Minuten. Um möglichst wenig Dampf zu vergeuden, ist es sinnvoll, mit einem Handtuch über dem Kopf zu inhalieren. Bei bekannter Allergie oder Asthma sollte auf die Zugabe von ätherischen Ölen verzichtet werden.[17]

Zwiebelsirup:

Auch Zwiebeln konnte ein entzündungshemmender Effekt nachgewiesen werden. Zur Herstellung des Zwiebelsirups eine Zwiebel in Stücke schneiden und etwas Honig darüber geben. Das Ganze dann eine Stunde lang ziehen lassen und morgens, mittags und abends jeweils einen Esslöffel von dem entstandenen Saft einnehmen [12][18].

Honig:

Honig besteht aus über 200 verschiedenen Substanzen, die gegen Bakterien wirken, aber auch Viren und Pilze bekämpfen sollen. Honig kann einfach so gelöffelt oder als Süßungsmittel für Tees verwendet werden. Auch die Zubereitung einer Honig-Kaffee Paste kann Linderung verschaffen. Dazu 500 g Honig mit 70 g Instantkaffee lösen, das Ganze dreimal täglich in heißem Wasser auflösen und trinken [19][20].

Medikamente

Zur Behandlung des Reizhustens werden Medikamente eingesetzt, die den Hustenreiz stillen. Da der Husten besonders nachts sehr quälend ist, können diese Medikamente helfen.

Hustenstiller (Antitussiva):

Eingesetzt werden Substanzen wie Codein, Clobutinol, Pentoxyverin oder Dextromethorphan. Sehr häufig wird Codein verschrieben, das zur Gruppe der Morphine gehört. Es wirkt über das zentrale Nervensystem (ZNS) und hat neben einer dämpfenden Wirkung auf das Hustenzentrum im Hirnstamm auch einen beruhigenden (sedierenden) Effekt, der für Müdigkeit sorgt [21]. Das Problem beim Einsatz von Codein ist die erhöhte Suchtgefahr, weshalb es nur bei schweren Hustenerkrankungen oder chronischem Husten eingenommen werden sollte [12][ 22].

Pflanzliche Medikamente:

Auch pflanzliche Stoffe wie Eibischwurzel oder Spitzwegerich können den Hustenreiz lindern. Es gibt verschiedene pflanzliche Lutschtabletten, die eine Besserung des Hustenreizes bewirken können, zum Beispiel ipalat® Halspastillen, neo-angin®, EMSER Pastillen® oder Tonsipret® Tabletten [7][12][23].

Zu beachten

Im Regelfall verschwindet ein quälender Reizhusten nach spätestens drei Wochen von alleine wieder [2]. Da hinter einem Husten auch immer eine Grunderkrankung stecken kann, sollte genau auf die Beschwerden geachtet werden. Bei hohem Fieber, einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes, Sodbrennen oder Luftnot sollte ein Arzt aufgesucht werden [12]. Auch bei Säuglingen und Kindern sollte ein Arzt kontaktiert werden. Da ein Husten meist durch eine virale Infektion entsteht und Antibiotika nur gegen Bakterien wirken, sollte auf eine solche Behandlung verzichtet werden. Eine bedenkenlose Verschreibung von Antibiotika führt zu Anpassungsreaktionen (Resistenzen) der Bakterien, wodurch die Medikamente bei schweren Erkrankungen nutzlos werden können [24].