- Kräutertee, schädlich für die Gesundheit? Infos & Expertenmeinungen

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Ob bei Bauchschmerzen, Blasenentzündung, Erkältung oder zur Beruhigung, der Kräutertee steht in jeder Hausapotheke, um häufige Beschwerden zu lindern.
Kräutertee galt lange Zeit als gesund, doch nun warnen Experten vor schädlichen Stoffen, die im Tee enthalten sein sollen. Es handelt sich hierbei um sogenannte Pyrrolizidinalkaloide (PA). Was steckt dahinter und was sollten Teetrinker zukünftig beachten? Der folgende Artikel soll diesbezüglich einen Einblick in die aktuellen Erkenntnisse geben.

Medizinische Fakten

Kräutertees sind als Hausmittel beliebt. Mit Hilfe der richtigen Kräutermischung sollen viele Beschwerden schnell und nebenwirkungsarm gelindert werden können. Die folgende Tabelle stellt 10 klassische Kräuter, deren Wirkung und Anwendung dar:

Pflanzenbezeichnung Wirkung Anwendung
Baldrian (Valeriana officinalis) BesänftigendBeruhigendSchlaffördernd NervositätSchlafstörungen
Fenchel (Foeniculum vulgare) Abführend Krampflösend Blähungen (Flatulenzen) Verstopfungen (Opstipation)Husten
Kamille (Chamomilla recutita) Entzündungshemmend (Antiinflammatorisch)Krampflösend (Spasmolytisch)Beruhigend Bauchschmerzen Durchfall (Diarrhö)Schleimhautentzündungen
Kümmel (Carum carvi) Krampflösend Beruhigend Blähungen
Lavendel (Lavandula angustifolia) Beruhigend Nervosität Stress
Lindenblüten (Tillae flos) Schweißtreibend Entzündungshemmend Erkältungsbeschwerden Fieber
Melisse (Melissa officinalis) Beruhigend Besänftigend NervositätSchlafstörungen
Pfefferminze (Mentha x piperita) Krampflösend Beruhigend Übelkeit, ErbrechenBlähungenBauchschmerzen
Salbei (Salvia officinalis) Entzündungshemmend Keimabtötend Schleimhautentzündungen Halsschmerzen
Thymian (Thymus vulgaris) Krampflösend Entzündungshemmend Husten

PA zählen zu den sogenannten sekundären Pflanzenstoffen, welche Pflanzen zum Schutz vor Fressfeinden ausbilden. Bei bestimmten Pflanzen ist der PA-Gehalt besonders hoch, beispielsweise das Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea). Der Verzehr des Krauts ist hoch giftig (toxisch), da die in ihm reichlich enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide im Körper zu schweren Funktionsstörungen der Leber und damit Vergiftungszuständen führen, welche meist tödlich (letal) enden. Bei hingegen regelmäßigem Verzehr geringer Mengen des Jakobskreuzkrauts konnten Forscher in mehrfachen Tierexperimenten eine krebserregende (kanzerogene) Wirkung nachweisen. Auch beim Menschen führen die Schadstoffe zur Entstehung von Krebs, typischerweise Leberkrebs. Weltweit sind bereits mehr als 300 Todesfälle bekannt, wobei zumeist Kinder hiervon betroffen sind. Ihre Leber ist noch nicht so gut entwickelt, weshalb Kinder sensibler auf das Gift reagieren als Erwachsene [3][4].Was sind Pyrrolizidinalkaloide (PA)?Untersuchungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zeigen jedoch, dass sich in vielen der Kräuterteemischungen gesundheitsschädigende Schadstoffe befinden. Hierbei handelt es sich um Pyrrolizidinalkaloide [2].

Wie kommen Pyrrolizidinalkaloide in den Tee?

Das Jakobskreuzkraut, in welchem der PA-Gehalt besonders hoch ist, wächst weitverbreitet als Unkraut auf Wiesen und Äckern. Bei der Tee-Ernte wird das Unkraut mitgeerntet und gelangt so in die Weiterverarbeitung des Tees [3].

Wie häufig kommen Schadstoffe im Kräutertee vor?

Im Rahmen eines Forschungsprojekts des Bundesinstituts für Risikobewertung wurden 2013 mehr als 200 verschiedene handelsübliche Kräutertees auf ihren Gehalt an Pyrrolizidinalkaloiden getestet. Hierbei handelte es sich vor allem um folgende Teesorten:

Tatsächlich konnten in allen getesteten Teesorten Pyrrolizidinalkaloide nachgewiesen werden. Hierunter waren sowohl namenhafte Hersteller, als auch günstige Produkte aus dem Supermarkt vertreten. Jeder der getesteten Melissen- und Babyfencheltees enthielt erhöhte Werte von Pyrrolizidinalkaloiden. Des Weiteren wiesen mehr als 80% der überprüften Pfefferminz- und Kamillentees ebenfalls hohe PA-Werte auf. [2].

Gibt es einen gesetzlichen Grenzwert für PA?

Dass Pyrrolizidinalkaloide gesundheitsschädlich sind, ist bereits seit 1988 bekannt. Um Verbraucher vor den Risiken zu schützen, wurde für Arzneimittel ein gesetzlicher Grenzwert für PA festgelegt. Dieser liegt bei 0,1 µg PA pro Tag bei einer Aufnahme über den Mund, wie beispielsweise durch Arzneimitteltees, sowie bei 100 µg pro Tag bei einer äußeren Anwendung (z.B. Creme). Für Kräutertees, ausgenommen Arzneitees, gelten solche Richtwerte jedoch nicht, da sie nicht unter das Arzneimittelgesetz (AMG) fallen.

Jedoch werden in einer aktuellen Studie aus 2015 im Rahmen des Lebensmittel-Monitorings wiederum vielerlei Lebensmittel auf ihren PA-Gehalt getestet, hierunter auch verschiedene Kräutertees. Es bleibt abzuwarten, ob sich etwas durch die Untersuchungen aus 2013 ändern wird [3].

Empfehlungen

Experten empfehlen den Verbrauch von Lebensmitteln mit einem hohen PA-Gehalt einzuschränken. Da insbesondere Kinder von den gesundheitsschädigenden Auswirkungen der Schadstoffe gefährdet sind, sollten Eltern auf einen abwechslungsreichen Teekonsum achten, welcher nicht ausschließlich aus Kräutertee besteht. Zudem sollten Teeliebhaber, die ihren täglichen Flüssigkeitsbedarf fast ausschließlich über Kräutertee decken, Alternativen in Erwägung ziehen. Insbesondere der regelmäßige Konsum jener Stoffe gilt Studien zur Folge als krebserregend. Experten raten darüber hinaus, Schwangeren den Kräuterteekonsum einzuschränken. Untersuchungen konnten ebenso schädigende Einflüsse auf ungeborene Kinder nachweisen (embryotoxische Wirkung).

Des Weiteren, konnte auch in Honig ein ausgesprochen hoher Gehalt an PA festgestellt werden, so dass hier ebenfalls von einem übermäßigen oder regelmäßigen Verzehr abgeraten wird.
Letztendlich ist bei der Zubereitung von Salat, Blattgemüse und Kräutern ebenfalls darauf zu achten, dass nicht essbare Pflanzenbestandteile aussortiert werden [3].

Quellenangaben:

[1] Zusammengefasst aus: Mannfried Pahlow: Das große Buch der Heilpflanzen. Weltbild Verlag
[2] Bundesinstitut für Risikobewertung, www.bfr.bund.de/cm/343/pyrrolizidinalkaloide-in-kraeutertees-und-tees.pdf , 18.07.2015
[3] Bundesinstitut für Risikobewertung, http://www.bfr.bund.de/cm/343/fragen-und-antworten-zu-pyrrolizidinalkaloiden-in-lebensmitteln.pdf , 18.07.2015
[4] Universität Bonn, http://www3.uni-bonn.de/Pressemitteilungen/143-2009, 18.07.2015