Erkältung: Klassische Arzneimittel

"Ibuprofen" gegen Erkältung

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  • Hersteller: Ratiopharm, ALIUD Pharma GmbH, Hexal und viele weitere
  • Wirkstoff: Ibuprofen
  • Darreichungsform: Tablette, Saft
  • Rezeptfrei: ja bis 400mg (ab 600mg verschreibungspflichtig)
  • Hilft bei Erkältung: ja

Einleitung

Eine Erkältungskrankheit ist meist durch eine virale Infektion bedingt und äußert sich klassischerweise mit Kopf- (Cephalgie) und Gliederschmerzen, Husten (Tussis), Halsschmerzen (Pharyngitis), Schnupfen (Rhinitis) und allgemeinem Krankheitsgefühl. Die Beschwerden dauern in der Regel nicht länger als 7 Tage an, wobei eine Besserung der Symptome unter körperlicher Schonung, sowie ausreichender Flüssigkeitszufuhr meist schon früher einsetzt.

Der Wirkstoff Ibuprofen kann hierbei unterstützend eingenommenwerden, um eine Symptomlinderung zu erzielen. Die Arznei zählt zu den entzündungshemmenden Wirkstoffen (Antiphlogistika) mitzusätzlicher schmerzlindernder und fiebersenkender Wirkung. Aktuelle Studien konnten jedoch zeigen, dass der Wirkstoffdabei keinen Einfluss auf die Krankheitsdauer hat. Der Wirkstoff Ibuprofen ist in der Apotheke in geringen Wirkstoffkonzentrationen frei verkäuflich. Bei einer längeren Einnahme oder sehr starken Beschwerden sollte prinzipiell nicht auf eine ärztliche Konsultation verzichtet werden.

Medizinische Fakten

Eine Erkältung (grippaler Infekt, österreichisch Verkühlung) ist ein sehr häufiges Krankheitsbild, welches in den meisten Fällen durch eine virale Infektion der Atemwege verursacht wird. Typischerweise können in diesem Zusammenhang folgende Symptome auftreten:

  • Kopfschmerzen (Cephalgien)
  • Muskelschmerzen (Myalgien)
  • Abgeschlagenheit
  • Schnupfen (Rhinitis)
  • Husten (Tussis)
  • Halsschmerzen (Pharyngitis) mit Schluckbeschwerden (Dysphagie)
  • ggf. geringes Fieber (Pyrexie)

Die Beschwerden klingen meist innerhalb weniger Tage ab. Therapeutisch steht vor allem eine symptomorientiere Therapie im Vordergrund. Hierbei kann der Wirkstoff Ibuprofen aufgrund seiner vielseitigen Wirksamkeit zu einer schnellen Verbesserung der Beschwerden führen. Zu den erwünschten Wirkungen zählen:

  • entzündungshemmende Wirkung (antiphlogistisch, auch antiinflammatorisch)
  • schmerzlindernde Wirkung (analgetisch)
  • fiebersenkende Wirkung (antipyretisch)

Jene Wirksamkeiten beruhen auf der Hemmung eines Enzyms im Körper, der Cyclooxygenase (COX), welches hauptsächlich für die Bildung von spezifischen Botenstoffen verantwortlich ist. Zu diesen Botenstoffen gehören beispielsweise sogenannte Prostaglandine, wobei das Prostaglandin E2 (PGE2) in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung ist. Dieses fungiert als zentraler Vermittler (Mediator) sowohl bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Entzündungsreaktionen, als auchEntstehung von Schmerzreizen. Durch die Einnahme des Wirkstoffs Ibuprofen werden jene Prozesse durch verminderte Bildung des Prostaglandin E2 unterbrochen und dadurch die oben genannten Beschwerden gelindert. [1]Der Wirkstoff Ibuprofen kann somit bei Kopf-und Gliederschmerzen, sowie Fieber zu einer schnellen Verbesserung der Symptome führen.

Allerdings ist die Wirksamkeit des Wirkstoffes Ibuprofen zur Behandlung von Erkältungsbeschwerden nicht sicher belegt. Studien aus dem Jahr 2013 berichten sogar, dass unter Therapie mit dem Wirkstoff Ibuprofen keine schnellere Reduktion der Symptome im Vergleich zu einer Kontrollgruppe erzielt werden konnte. Daraus ließe sich schließen, dass die Therapie mit dem Wirkstoff Ibuprofen keine wesentlichen Vorteile aufweisen würde.[2]

Grundsätzlich sollte unbedingt auf eine körperliche Schonung, sowie ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden, um dem Körper die Möglichkeit zur Selbstheilung gewährleisten zu können.

Wirkungsweise bei Erkältung

Der Wirkstoff Ibuprofen entfaltet seine Wirkung durch Hemmung (Inhibition) des Enzyms Cyclooxygenase. Dieses Enzym existiert im Körper in zwei verschiedenen Formen (COX-I und COX-II).

Beide Enzyme sind für die Produktion von Botenstoffen Prostaglandin E2, Interleukin 1 und 6 verantwortlich, sowie Tumor-Nekrose-Faktor alpha. Im Folgenden soll auf die spezifischen Wirkprinzipien eingegangen werden.

Entzündungshemmende Wirkung

Eine Entzündungsreaktion wird beispielsweise durch eine Infektion mit Viren oder Bakterien hervorgerufen. Der Erreger löst eine Aktivierung von körpereigenen Immunzellen aus, zu welchen auch sogenannte Fresszellen (Makrophagen) gehören. Eine Aktivierung von Makrophagen führt weiterhin zu einer Ausschüttung von Prostaglandin E2. Der Botenstoff sorgt im weiteren Verlauf für eine gesteigerte Durchlässigkeit von Membranen (Permeabilitätssteigerung) und Erweiterung von Gefäßen (Vasodilatation). Dadurch kommt es beispielsweise zur Schleimhautschwellung und Schleimbildung in den Atemwegen.

Darüber hinaus sorgen die Interleukine 1 und 6 für eine Anlockung von weiteren Immunzellen (Chemotaxis), die für die Beseitigung des Infektionserregers notwendig sind. Durch eine verminderte Bildung von Prostaglandin E2 und Interleukinen können diese Prozesse unterbunden werden, so dass die Entzündungsreaktion eingedämmt wird.

Die Wirkung von Ibuprofen wird dabei zusätzlich durch einen sauren pH-Wert der Arznei unterstützt, welcher Werte zwischen 3,5 bis maximal 6 annimmt. Dadurch reichert sich der Wirkstoff besonders gut in Regionen an, welche ebenfalls einen eher sauren pH-Wert aufweisen, wie beispielsweise entzündliches Gewebe.

Analgetische Wirkung

Ein Schmerzreiz (Algesie) entsteht durch die Aktivierung von Schmerzrezeptoren (Nozizeptoren), welche beispielsweise in der Schleimhaut vorhanden sind. Jene Schmerzrezeptoren stellen freie Enden von sogenannten sensiblen Nerven dar. Dabei handelt es sich um Nervenstränge, welche beispielsweise Informationen über die Schmerzstärke, sowie den Schmerzcharakter an das Gehirn weiterleiten, wo diese Informationen letztendlich verarbeitet und wahrgenommen werden können.Die Aktivierung von Schmerzrezeptoren kann dabei durch Prostaglandine erleichtert werden, indem diese die Rezeptoren für den Schmerzreiz sensibilisieren, also empfindlicher machen.Während einer Entzündung werden vermehrt Prostaglandine im entzündlichen Gewebe gebildet und ausgeschüttet, so dass die Schmerzrezeptoren dort besonders empfindlich auf Reize reagieren. Der Wirkstoff Ibuprofen kann daher durch die Hemmung der Prostaglandinproduktion die Empfindlichkeit der Schmerzrezeptoren vermindern, was zu einer eingeschränkten Aktivierbarkeit jener Rezeptoren führt und folglich zu einer verminderten Entstehung von Schmerzreizen.

Antipyretische Wirkung

Fieber entsteht im Rahmen von Entzündungen durch Prostaglandin E2vermittelte Reize (pyogene Reize) an das Regulationszentrum für hormonelle und vegetative Prozesse, dem Hypothalamus. Bei Infektionskrankheiten, wie einer Erkältung soll das Fieber einen schützenden Effekt auf den Körper ausüben, indem die erhöhte Körpertemperatur die Vermehrung von Erregern verhindert. Viele Viren und Bakterien verhalten sich Temperaturschwankungen gegenüber sehr labil und sterben ab. Aus diesem Grund sollte Fieber in der Regel erst bei Temperaturen über 39°C therapiert werden, wenn die erhöhte Temperatur den Körper selbst beginnt zu schaden.Der Wirkstoff Ibuprofen schwächt durch die Hemmung der Prostaglandinbildung den fieberauslösenden Reiz ab und verhindert so die Fieberentstehung, als auch Aufrechterhaltung des Fiebers.[1]

Anwendung und Dosierung bei Erkältung

Der Wirkstoff Ibuprofen kann bei Erkältungsbeschwerden bis zu dreimal täglich eingenommen werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Dosierung altersentsprechend und gewichtsadaptiert erfolgt. Hierbei gilt 10mg Wirkstoff pro Kilogramm Körpergewicht, wobei eine tägliche Maximaldosis von 2400mg bei Erwachsenen nicht überschritten werden darf.

Diese Angaben ersetzen in keinem Fall die Dosierungsanweisungen eines Arztes.

Die Einnahme des Wirkstoffs Ibuprofen sollte bei Kindern grundsätzlich nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen.

Der Wirkstoff sollte bestenfalls nach dem Essen eingenommen werden und mit ausreichend Flüssigkeit.

Nebenwirkungen und Wechselwirkungen

Eine der typischsten Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden (gastrointestinale Nebenwirkungen). Grund hierfür ist die verminderte Bildung von Prostaglandinen, welche einen schützenden Effekt auf die Magenschleimhaut besitzen. Der fehlende Schutz führt zu Reizungen der Schleimhaut durch den sauren Magensaft. Dies kann in einigen Fällen sogar zu Schleimhautdefekten führen (Erosionen oder Ulzerationen), die dringend therapiebedürftig sind. Das Risiko für einen solchen Substanzdefekt ist besonders hoch, wenn gleichzeitig Glukokortikoide eingenommen werden (20fach erhöhtes Risiko).

Besondere Vorsicht sollte bei einer Einnahme des Wirkstoffs Ibuprofen bei gleichzeitiger Einnahme des Wirkstoffs Acetylsalicylsäure (ASS) in geringer Dosierung erfolgen. Acetylsalicylsäure eignet sich in sehr geringer Dosierung zur Prophylaxe bei Thromboserisiko und wird daher als Standardmedikament zur Blutgerinnungsregulation („Blutverdünner“) eingesetzt. Der Wirkstoff Ibuprofen besetzt jedoch die Bindungsstelle für Acetylsalicylsäure, so dass dieses folglich nicht mehr wirksam ist. Dadurch kann das Blut leichter verklumpen (Thrombusbildung), was in seltenen Fällen sogar zu Krankheitsbildern, wie einem Schlaganfall (Apoplex) führen kann. Aus diesem Grund sollte dringend auf eine gleichzeitige Einnahme beider Arzneien verzichtet werden.[1]

Gegenanzeichen und Warnhinweise

Der Wirkstoff Ibuprofen beeinflusst die Nierenfunktion und sollte daherbei Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion nur nach ärztlicher Rücksprache eingenommen werden.


Behandlungsmöglichkeiten bei einer Erkältung