Erkältung Beim Baby: FAQ
Erkältung bei Baby im 4-5 Monat
Erkältungen bei Kindern unter einem Jahr sind sehr häufig, viel häufiger als bei größeren Kindern und Erwachsenen. Auch ist die Anfälligkeit für Infektionen zwischen den Kindern sehr unterschiedlich [1].
Unter einer Erkältung werden im allgemeinen Sprachgebrauch Symptome wie eine verstopfte Nase, vermehrte Schleimproduktion der Nase, verstopfte Nase, Husten (trocken oder „produktiv“, also mit Auswurf), Heiserkeit, aber auch Gliederschmerzen und Fieber zusammengefasst. Diese Symptome können auch Kleinkinder aufweisen. Darüber hinaus reagieren sie häufig mit:
- Trinkverhalt (das Kind trinkt weniger oder gar nicht)
- Unruhe und häufigeres Schreien
- Durchfall
- schlechter Schlaf
- gestörter Schlafzyklus
- Fieber (= ab 38,5 °C, möglichst nach einer Ruhephase messen) [2]
Diese Symptome treten häufiger in diesem Lebensabschnitt auf und hören in den allermeisten Fällen von alleine auf [3]. Auch können manche Symptome wie Schreien und Unruhe als Ausdruck von Atemproblemen oder Gliederschmerzen angesehen werden – letztlich weiß man es nicht, da das Kleinkind uns das nicht mitteilen kann. Diese kindlichen Symptome sind für die Eltern der Hinweis, dass sich das Kind gerade mit einer Erkältung auseinandersetzt.
Verändern sich die Symptome nach einiger Zeit hin zu
- Wimmern und Stöhnen
- Teilnahmslosigkeit (Apathie)
- zu geringem Trinken, das zum Austrocknen führt („Exsikkose“, erkennbar an dunklem Urin und hartem Stuhl)
- langanhaltendem oder wiederkehrendem Fieber
dann ist in allen Fällen Vorsicht geboten [4][5][9].
Gerade teilnahmslose Kinder, die also nicht mehr schreien, aber auch nicht mehr richtig auf Ansprechen, Anlächeln, Streicheln reagieren und keinen festen Schlaf mit regelmäßiger Atmung aufweisen, sind sehr krank und müssen sofort zu einem Arzt.
Das ist zum Glück selten der Fall. Die meisten Erkältungen bleiben „trivial“ und heilen von alleine und ohne langanhaltende Beschwerden oder Einschränkungen aus. Auch ist Fieber im Kleinkindesalter ein sehr häufiges Symptom und stellt noch keine Krankheit dar [2].
Behandlung einer Erkältung bei Babys im 4.–5. Monat
Allgemeine Maßnahmen
Bei einer einfachen Erkältung und Fieber sind und bleiben Zuwendung, Trösten und Beruhigen das beste und wirksamste Mittel. Dabei reagiert jedes Kind anders. Manches schläft in solchen Phasen viel, andere möchten herumgetragen werden – das wissen die Eltern dann häufig am ehesten.
Hausmittel
Daneben können entspannende Tees gegeben oder auch Düfte angeboten werden.
Ruhe (auch die Umgebung) und Schlaf sind wichtig.
Bei Fieber helfen kühle Wickel. Für die Wirkung von Quark gibt es keine Hinweise, er kann aber bedenkenlos eingesetzt werden.
Medikamente
Vom frühen Einsatz von Medikamenten wie Nasensprays, Hustensäften oder Ibuprofen sollte Abstand genommen werden.
- Hustensäfte selbst wirken gar nicht oder können unter Umständen den wichtigen Hustenreflex unterdrücken – der Schleim wird nicht ausreichend abgehustet und begünstigt so die Ansiedlung von Bakterien. Die Inhalte von Hustensäften können Kinder „zentral sedieren“ – damit ist gemeint, dass sie im Gehirn wirken und die Kinder müde machen – was wiederum gefährlich sein kann, da dann Symptome wie Wimmern nicht erkannt werden können [6][7].
- Nasensprays linden die Beschwerden nur kurz und trocknen langfristig die Nasenschleimhäute aus, was wiederum neue Infektionen begünstigt.
- Ibuprofen verändert die Wirkstärke des Immunsystems. Dieses sollte sich ja mit den Erregern auseinandersetzen – genau das verhindert Ibuprofen teilweise. Zwar sind Schreien, Fieber usw. sehr anstrengend für Eltern und Kind. Jedoch ist die ausreichende Immunantwort des Kindes letztlich die einzige Möglichkeit der Gesundung. Es ist durchaus sinnvoll, Ibuprofen nach Rücksprache mit dem Kinderarzt einzusetzen.
- Andere Medikamente, die Fieber senken oder in der Hausapotheke vorhanden sind (Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Ähnliches), sollten nicht in Eigenverantwortung und ohne jede Rücksprache eingesetzt werden [8].
- Unter Umständen empfiehlt der Kinderarzt nun Antibiotika.
In letzter Zeit gab es viele Diskussionen rund um diese Medikamente. Unterschätzt werden sollten weder die Wirkungen noch die Nebenwirkungen. Antibiotika sind mit Abstand die wichtigsten Helfer bei Infektionen mit Bakterien. Sie haben die Kindersterblichkeit massiv gesenkt und retten damit Leben. Neben dieser entscheidenden Wirkung dürfen aber die unerwünschten Wirkungen nicht vergessen werden. So wirken Antibiotika auf alle Bakterien, auch die des Darms, was sich dann zum Beispiel in Verdauungsbeschwerden äußern kann. Auch müssen sie (meist) von der Leber verstoffwechselt und von der Niere ausgeschieden werden – auch hierauf muss der Arzt Rücksicht nehmen. Zuletzt können sie Resistenzen, also die Unempfindlichkeit von Bakterien gegen Antibiotika, verursachen. Hier gilt: Antibiotika werden in Rücksprache mit dem Arzt so lange genommen, wie es nötig ist. Verschwinden die Symptome, so endet auch die Therapie. Starre Stellschemata, die einfach „durchgenommen“ werden, sind nicht mehr aktuell [11].
Impfschutz
Die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts empfiehlt neben den Impfungen gegen Masern, Keuchhusten und weiteren „Kinderkrankheiten“ (die keine sind, sondern nur häufiger in der Kindheit auftreten, auch Erwachsene können sie bekommen) außerdem die Impfung gegen Pneumokokken undHaemophilus influenzae b. Diese sind Bakterien und – wie beide Namen schon verraten – oftmals Verursacher von Infektionen des Atmungssystems. Die vollständige (!) Impfung kann mit hoher Wirksamkeit also einigen bakteriellen Infektionen Einhalt gebieten [12].
Stillen
Heutzutage gibt es die klare Empfehlung zum Stillen. Auch wenn bei der akuten Erkältung Stillen kein Medikament darstellt, ist das Stillen die Grundlage für den sogenannten „Nestschutz“. Das bedeutet, dass schützende Proteine von der Muttermilch in das Kind gelangen – und somit ein Teil des mütterlichen Immunsystems auf das des Kindes übertragen wird.
Das Immunsystem des Kindes ist nämlich im vierten bis fünften Monat noch nicht ausgereift und profitiert so von der Muttermilch – Kinder, die gestillt werden, sind somit weniger empfänglich für Erkältungen [13].
Zu beachten
Wichtig ist neben der Betreuung auch die aktive Beobachtung des Kindes:
- Schläft es ruhig oder unruhig?
- Muss es husten?
- Wie viel Nasensekret produziert es, wie ist dessen Farbe?
- Wie schnell ist die Atmung (bis zu 60 Zügen pro Minute sind normal)?
- Wie hört sich die Atmung an?
- Wie ist das Schreiverhalten? Laut, häufig, oder eher selten, klagend, wimmernd?
- Hat das Kind Fieber, wie verändert es sich?
- Verändert sich die Haut (Ausschlag, Rötung)? [2][5][10]
Wenn die Symptome schlimmer werden oder über einige Tage vollkommen unverändert sind, dann sollte auf alle Fälle ein Arzt aufgesucht werden.Erkältungen können die Grenzen des Atmungssystems (also Nase, Rachen, Mundhöhle, Bronchien, Lunge) überschreiten und sich im ganzen Körper ausbreiten.
Auch können sie nach dem Ausheilen immer noch Folgeschäden und Folgekrankheiten verursachen (Beispiele hierfür sind die reaktive Arthritis oder die Meningitis).
Es ist für Eltern manchmal schwierig, die Grenzen zwischen einer einfachen Erkältung und einer schlimmen Infektion zu erkennen. Häufig leben andere Eltern oder Erfahrene (Großeltern, Erzieher) nicht mit im eigenen Haushalt.
Trotzdem können sich Eltern meist gut auf ihr Bauchgefühl verlassen. Sie sollten sich darüber hinaus nicht scheuen, andere zu fragen. Ein unnötiger Gang zum Arzt und der damit verbundene Stress auch für das Kind kann so vermieden werden.
Für die oben genannten Symptome können auch viele andere Ursachen infrage kommen – und eine „Erkältung“ ist dann Ausdruck eines gänzlich anderen Prozesses. Beispiele hierfür sind autoimmune oder autoinflammatorische Erkrankungen wie das rheumatische Fieber oder das familiäre Mittelmeerfieber. Auch Veränderungen im Magen-Darm-Trakt oder genetische Erkrankungen wie Speicherkrankheiten können ursächlich sein.
Dies zu klären ist jedoch Aufgabe der Ärzteschaft. Außerdem werden viele Krankheiten durch das Neugeborenenscreening (Vorsorgeuntersuchungen U1–U3) und die Schwangerschaftsvorsorge rechtzeitig erkannt [14].
Für alle Eltern und Ärzte bleibt jedoch immer wichtig zu wissen:
„ Ein besonderes Problem in der Pädiatrie (= Kinderheilkunde) sind Kleinkinder, die von ihren Eltern wegen Infektanfälligkeit vorgestellt werden.
In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um akute Infektionskrankheiten des Respirationstraktes (Anm. des Autors: = Atmungssystem, also Nase, Rachen, Lunge usw.), die durch ein […] Virus hervorgerufen werden, für die der Mensch über keinen natürlichen Schutz verfügt. Vielmehr muss erst im Laufe des Lebens eine Immunität erworben werden. Der Abfall mütterlicher Antikörper (= Schutzproteine) einerseits und die zunehmende Anzahl sozialer Kontakt andererseits erklärt die Häufung […] von Infektionen in diesem Alter, die geringe Größe der Atemwege den im Vergleich zu Erwachsenen meist schwereren Krankheitsverlauf“ [3].
Quellenangaben:
- Michael J. Lentze, Franz J. Schulte, Jürgen Schaub, Jürgen Spranger: Pädiatrie –, Grundlagen und Praxi, 3. Auflage, 2007, s. Springer Verlag, S. 716.
- Ludwig Gortner, Sascha Meyer, Friedrich Carl Sitzmann: Duale Reihe Pädiatrie, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2011, S. 568.
- Lentze (2007): S. 719.
- Gortner (2011): S.569.
- Michael M. Kochen: Duale Reihe Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2006, S. 181.
- „Kein Hustensaft-Boykott“, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=733, 03.06.2015
- Gerd Herold: Innere Medizin, Gerd Herold, 2013, S. 377.
- Kenneth Murphy, Paul Travers, Mark Walport: Janeway Immunologie, Springer Verlag, 7. Auflage, 2009, S. 68–69.
- Rastislav Pjontek, Florian Scheibe, Julia Tabatabai: Heidelberger Standarduntersuchung, HeiCuMed, 2. Auflage, 2003, S. 84.
- Pjontek (2003): S. 98–99.
- Thomas Karow, Ruth Lang-Roth: Pharmakologie und Toxikologie, Karow, 17. Auflage, 2009, S. 719.
- „Impfkalender der Ständigen Impfkommission des Bundes“, http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2014/Ausgaben/34_14.pdf?__blob=publicationFile, 03.06.2015
- Lentze (2007): S. 191–194.
- Christian P. Speer, Manfred Gahr: Pädiatrie. Springer Verlag, 4, Auflage, 2013, S. 73, S. 322–323.
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Veröffentlicht durch: | Erkältet.info-Redaktion |
Erstellt am: | 30.01.2015 |
Zuletzt aktualisiert am: | 10.09.2015 |
Prüfzyklus: | jährlich |
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Zuletzt aktualisiert am: | 10.09.2015 |
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