Erkältung: Im Alltag

Erkältung geht nicht weg (hartnäckig)

© PantherMedia / Wavebreakmedia ltd

212 Millionen Euro gaben die Deutschen im Februar 2015 für frei verkäufliche Erkältungsprodukte in öffentlichen Apotheken aus [1], deutlich mehr als in den Jahren zuvor. So versuchten viele, die typischen Symptome einer Erkältung, wie Schnupfen (Rhinitis), Husten (Bronchitis), Heiserkeit (Laryngitis) oder Halsschmerzen (Pharyngitis), zu lindern [2].

Eine Erkältung verschwindet nach etwa einer Woche von alleine wieder(selbstlimitierend) und die Symptome können durch verschiedene Hausmittel und Medikamente gelindert werden [2][3]. Eine schnelle Beseitigung der Krankheitsursache (kausale Therapie) ist bisher allerdings nicht möglich [3]. Immer häufiger kommt es zu lang andauernden, hartnäckigen Erkältungen, die nur schwer wieder loszuwerden sind [4]. Der folgende Text informiert über diese lang andauernden Erkältungen und gibt Tipps zu ihrer Behandlung.

Ursachen

Bei einer Erkältung handelt es sich um eine Infektion der oberen Atemwege, die in der Regel durch ein Virus ausgelöst wird [2][5]. Für eine Erkältung können viele verschiedene Viren verantwortlich sein. Die häufigsten Erreger sind Rhinoviren (20%), aber auch Parainfluenza-, Adeno-, Reo-, Corona-, Enteroviren oder RS-Viren können eine Infektion verursachen [3][6]. Die Erkältung ist eine der häufigsten Ursachen für einen Arztbesuch in Deutschland. Während Erwachsene jährlich etwa zwei- bis viermal betroffen sind, können Kinder bis zu sechs Erkältungen im Jahr durchmachen [2].

Durch die virale Infektion kommt es zu einer Schädigung der Schleimhaut im Rachen [7]. Es wird vermehrt Schleim gebildet, die Schleimhaut schwillt an und ein quälender Husten und Halsschmerzen entstehen [7][8]. In der Nase entsteht durch den Einfluss der Viren eine Überempfindlichkeit (Hyperreaktivität). Es werden verschiedene Botenstoffe ausgeschüttet, wie z.B. Bradykinin oder Substanz P [8][9]. Diese führen über eine Anregung der schleimbildenden Drüsen zu einer Schwellung der Schleimhäute und einer laufenden Nase. Neben einer viralen Infektion kann es auch zu einer bakteriellen Besiedlung der geschädigten Schleimhaut kommen (Superinfektion) [7].

Besonders in der kalten Jahreszeit treten immer wieder Infektionen auf. Dies hat verschiedene Ursachen. Zum einen halten wir uns in der kalten Jahreszeit meist mit anderen Menschen in geschlossenen Räumen auf, was eine Ansteckung begünstigt [10]. Auf der anderen Seite schadet die trockene Heizungsluft den Schleimhäuten, trocknet sie aus und macht sie angreifbar für Erkältungsviren [10]. Die Übertragung der Viren erfolgt meist durch Handkontakt (Schmierinfektion). Sie können aber auch eingeatmet werden (Tröpfcheninfektion) [2][7].

Warum es vermehrt zu besonders hartnäckigen Erkältungen kommt, ist nicht abschließend geklärt. Zum einen werden die milden und nassen Winter dafür verantwortlich gemacht, zum anderen scheinen sich auch die Viren ständig zu verändert und sich schnell an neue Gegebenheiten anpassen zu können [4]. Auch der Druck, keine Fehltage auf der Arbeit nehmen zu wollen, Schlafmangel und ein schwaches Immunsystem tragen zum Andauern einer Erkältung bei [3]. Worauf bei der Behandlung einer hartnäckigen Erkältung geachtet werden sollte und wann ein Arztbesuch ratsam ist, wird im Folgenden dargestellt.

Behandlung

Da ein viraler Infekt nicht mit einem Antibiotikum (nur gegen Bakterien wirksam) behandelt werden kann, heißt es oft nur abwarten, Ruhe bewahren und den Infekt aussitzen [11]. Nach etwa einer Woche verschwinden die Symptome meist wieder, nur der Husten kann noch bis zu zwei Wochen andauern [10]. Bei einer lang anhaltenden Erkältung kann der Einsatz von verschiedenen Hausmitteln oder Medikamenten Abhilfe verschaffen. Generell ist es aber wichtig, sich Ruhe zu gönnen. Forscher konnten zeigen, dass weniger als sieben Stunden Schlaf pro Nacht mit einem dreifach erhöhten Ansteckungsrisiko mit Rhinovireneinhergeht [12]. Auch auf eine ausreichende Trinkmenge von etwa 2 Litern am Tag, um die Schleimhäute feucht zu halten, sollte geachtet werden [10]. Um sich nicht immer wieder anzustecken, ist dieHändehygiene besonders wichtig. Es sollten mehrmals am Tag die Hände gewaschen und auf Körperkontakt zu Erkrankten verzichtet werden [13]. Sport kann einer Erkältung vorbeugen (die Weltgesundheitsorganisation [WHO] empfiehlt mindestens 150 Minuten körperliche Bewegung in der Woche für Erwachsene) [14]. Während einer Infektion sollte wegen des ohnehin schon geschwächten Immunsystems allerdings lieber auf Sport verzichtet werden [15].

Hausmittel

Inhalieren

Durch die Inhalation mit 0,9-prozentiger Natriumchloridlösung können die Atemwege befeuchtet und der Schleim gelöst und somit besser abtransportiert werden. Es kann entweder über einem Topf mit heißem Wasser (optimal ist eine Wassertemperatur von 50–60 °C) oder einem Inhalator aus der Apotheke inhaliert werden. Durch den Zusatz von ätherischen Ölen aus Eukalyptus oder Pfefferminze kann der lindernde Effekt noch verstärkt werden. Inhaliert werden sollte zwei- bis fünfmal täglich für zehn Minuten. Bei bekannten Allergien oder Asthma sollte auf den Zusatz von ätherischen Ölen verzichtet werden [10][16].

Honig-Kaffee-Paste

Honig enthält über 200 verschiedene Inhaltsstoffe und soll einen hemmenden (inhibitorischen) Effekt auf über 60 verschieden Bakterienarten haben sowie auch vor verschiedenen Pilzen und Viren schützen [17]. Zur Zubereitung der Paste 500 g Honig mit 70 g Instantkaffee mischen, dreimal täglich ein Löffel davon in heißem Wasser lösen und trinken [18]. Für Kinder unter einem Jahr ist der Verzehr von Honig nicht geeignet, da er Sporen von Krankheitserregern enthalten kann, die zu Lähmungserscheinungen führen können (Botulismus) [19].

Wärmelampe

Wärme kann die Schleimhäute beruhigen und so lindernd wirken. Dabei sollte auf einen Abstand zur Wärmelampe von 30–50 cm geachtet werden, um Verbrennungen zu vermeiden. Die Anwendung sollte 10–15 Minuten bei geschlossenen Augen durchgeführt werden [20].

Ingwer

Ingwer besteht aus über 160 verschiedenen Inhaltsstoffen. Dazu gehört neben Eisen und zahlreichen Vitaminen auch Gingerol, das eine antientzündliche (antiinflammatorische) Wirkung haben soll. Ingwer kann z. B. als Tee eingenommen werden. Dazu ein daumengroßes Stück Ingwer schälen und in einen Topf geben. Etwa 300 ml kochendes Wasser dazugeben, anschließend fünf bis zehn Minuten ziehen lassen und trinken [21].

Medikamente

Zink

In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass die Einnahme von Zinklutschtabletten ab einer Tagesdosis von 75 mg eine laufende Nase um 55% reduziert [22].

Hustenlöser (Mukolytika)

Dabei werden neben pflanzlichen Mitteln wie Efeu oder Eukalyptus auch chemische Hustenlöser mit den Wirkstoffen Ambroxol oder N-Acetylcystein (ACC) häufig eingenommen. Bisher konnte allerdings kein Nutzen belegt werden [23].

Hustenstiller (Antitussiva)

Dazu gehören z. B. Präparate mit den Wirkstoffen Codein, Clobutinol, Pentoxyverin oder Dextrometorphan. Vor allem Codein wird häufig eingesetzt. Dieser Wirkstoff gehört zu den Morphinen und sollte wegen seines erhöhten Suchtpotenzials nur bei sehr starkem oder bei chronischem Husten verwendet werden [24].

Abschwellende Nasentropfen

Die Wirkstoffe Xylometazolin oder Oxymetazolin sorgen für eine Verflüssigung des Schleims und können bei einer erschwerten Nasenatmung helfen. Diese Nasentropfen sollten ein- bis zweimal täglich und nicht länger als eine Woche angewendet werden, da sie ein hohes Gewöhnungspotenzial haben und die Nasenschleimhaut schädigen können [25].

Schmerzmittel (Analgetika)

Da es im Rahmen einer Entzündung oft zu Gliederschmerzen kommt, ist die Einnahme von Schmerzmitteln möglich.Paracetamol sollte bevorzugt werden, da Untersuchungen ergaben, dass Ibuprofen eine Erkältung verlängern kann [26].

Zu beachten

Da es sich bei Symptomen wie Husten und Heiserkeit auch um eine Lungenentzündung (Pneumonie), Asthma oder eine echte Grippe (Influenza) handeln kann, ist es wichtig, auf eine Verschlechterung des Allgemeinzustandes, Fieber, blutigen Husten oder andere Besonderheiten zu achten [10]. Ein lang andauernder grippaler Infekt kann Ausdruck einer einseitigen und stressigen Lebensweise, aber auch der Beginn einer ernsthaften Erkrankung sein. Daher sollte bei einer lang andauernden Erkältung ein Arzt aufgesucht werden, um mögliche schwere Erkrankungen auszuschließen. Außerdem ist es wichtig, eine Erkältung von einer echten Grippe zu unterscheiden, die sich durch einen plötzlichen Beginn, hohes Fieber (oft >40 °C) und ein schlechtes Befinden auszeichnet [10]. Diese muss mit einem Virustatikum (gegen Viren gerichtetes Medikament) behandelt werden [27]. Bei der Behandlung einer einfachen bakteriellen Erkältung sollte hingegen auf ein Antibiotikum verzichtet werden. Der unnötige Einsatz dieser wichtigen Medikamente führt zu Anpassungsreaktionen der Bakterien (Resistenzen), wodurch viele Antibiotika nicht mehr richtig wirken und bei schweren Erkrankungen keine Heilung mehr bringen [11][28].


Behandlungsmöglichkeiten bei einer Erkältung