- Fieber und die Selbstreinigung des Körpers

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Glasige Augen, Schüttelfrost und Schweißausbrüche – eine Erkältung oder Grippe geht häufig mit Fieber einher. Wir betrachten den Anstieg der Körpertemperatur als Ursache für Unwohlsein und Krankheit. Das Gegenteil ist der Fall. Fieber ist eine wichtige natürliche Immunantwort des Körpers. Es bringt den Stoffwechsel in Gang und beschleunigt die Genesung. Daher sollten erst dann fiebersenkende Maßnahmen ergriffen werden, wenn der Temperaturerhöhung die Gesundheit des Erkrankten ernsthaft gefährdet.

Was ist Fieber?

Unsere Körpertemperatur wird in der Regio praeoptica im Hypothalamus reguliert. Die durch Wärme- und Kälterezeptoren wahrgenommene Ist-Temperatur des Körpers wird dort ständig mit der Soll-Temperatur verglichen. Frieren wir, werden wärmebildende Maßnahmen wie Kältezittern und Gefäßverengung eingeleitet. Ist die gemessene Temperatur dagegen zu hoch, beginnen wir zu schwitzen und unsere Haut erwärmt sich. Von Fieber spricht man, wenn durch die Ausschüttung von sogenannten Pyrogenen, z.B. im Rahmen einer Entzündungsreaktion, die Soll-Temperatur in der Regio praeoptica erhöht ist. Steigt das Fieber, leiden wir unter Schüttelfrost und haben das Bedürfnis, uns zu wärmen. Weitere typische Symptome sind ein Anstieg der Puls- und Atemfrequenz, Schwindel, glasige Augen, Berührungs- und Lichtempfindlichkeit, Appetitlosigkeit, erhöhter Flüssigkeitsbedarf, Verwirrtheit, Alpträume und bei sehr hohem Fieber können Wahnvorstellungen auftreten. Senkt der Körper dagegen am Ende eines Fieberschubes seine Temperatur kontrolliert ab, beginnen wir zu schwitzen und unsere Haut rötet sich. Erwärmen wir uns allerdings messbar, ohne dass eine Veränderung der Soll-Temperatur in der Regio praeoptica stattgefunden hat, spricht man nicht von Fieber, sondern von einer Hyperthermie [1][2].

Fieberartige Reaktionen mehrzelliger Organismen sind eine etwa 600 Millionen Jahre alte evolutionäre Entwicklung. Säugetiere, Reptilien, Amphibien, Fische und sogar einige Insektenarten können ihre Körpertemperatur erhöhen, um den Genesungsprozess bei einer akuten Infektion zu beschleunigen. Deshalb sind fiebersenkende Maßnahmen nicht in jedem Fall angebracht. In Studien konnte gezeigt werden, dass Infektionen deutlich schneller ausheilen, wenn die Fieberreaktion nicht durch Medikamente ausgebremst wird [1][3].

Statistisch gesehen liegt die Temperatur eines gesunden Erwachsenen bei etwa 36,8 °C (+/- 0,4 °C). Ab 38,3 bis 38,5 °C spricht man von Fieber. Erhöhte Temperatur liegt bei 37,5 bis 38,5 °C vor, hohes Fieber dagegen ab etwa 39 °C. Eine Fieberreaktion, die einen Messwert von über 41 °C hervorbringt, nennt man eine Hyperpyrexie. Dazu kommt es allerdings eher selten. Durch ausgefeilte Kontrollmechanismen ist der Körper in der Lage, den Wärmeanstieg zu begrenzen, um sich nicht selbst zu gefährden. Hyperpyrexien entstehen in Ausnahmefällen durch schwerste Infektionen oder neurologische Schäden bzw. treten als Komplikation nach einer Narkose auf [1][2][4].

Ursachen und Verlauf

Fieber entsteht in der Regel bei Infektionserkrankungen, die durch Viren, Bakterien oder Pilze ausgelöst werden. Dazu gehören auch Erkältung und Grippe. Beide Krankheiten werden von verschiedenen viralen Erregern verursacht. Die klassischen Reisefieber wie das Dengue-Fieber oder West-Nil-Fieber, aber auch Kinderkrankheiten sind infektiös bedingt. Darüber hinaus können Blutvergiftungen, Autoimmunerkrankungen und hormonelle Schwankungen zu Fieberschüben führen. Entwickelt ein Krebspatient fieberartige Reaktionen, spricht man vom sogenannten Tumorfieber [5].

Der Verlauf einer Fieberkurve kann Aufschluss über mögliche Ursachen eines Fiebers unbekannter Genese geben. Deshalb wird bei Patienten im Krankenhaus regelmäßig die Körpertemperatur kontrolliert. Man unterscheidet verschiedene Arten von Fieberreaktionen [1][5].

  • Kontinuierliches Fieber hält über vier Tage oder länger an. Die Temperaturschwankungen sind geringer als 1 °C, wobei die gemessene Temperatur meist über 39°C liegt. Diese Fieberkurve ist typisch für Typhuspatienten.
  • Intermittierendes Fieber schwankt sehr stark. Morgens fühlen sich die Patienten in der Regel besser, abends steigt die Temperatur. Dieser Verlauf deutet auf eine lokale Infektion hin, die immer wieder Erreger in die Blutbahn entlässt, wie beispielsweise eine Endokarditis.
  • Wechselfieber liegt dann vor, wenn zwischen den Schüben immer wieder fieberfreie Tage auftreten. Ein klassisches Beispiel für Wechselfieber ist die Malaria.
  • Doppelgipfliges Fieber verläuft in zwei Schüben, zwischen denen einige fieberfreie Tage liegen. Der zweite Fieberschub geht meist mit höheren Temperaturen einher als der erste. Verläuft das Fieber in dieser Weise, liegt häufig eine Virusinfektion wie bei Masern oder Grippe vor.

Eine Erkältung und eine Grippe lassen sich ebenfalls durch den Verlauf der Fieberkurve gut voneinander unterschieden. Bei einer Erkältung steigt die Körpertemperatur selten über 38,5 °C. Wer an einer „echten Grippe“ erkrankt, leidet dagegen in der Regel unter hohem Fieber von mindestens 39 °C [6].

Therapie und fiebersenkende Maßnahmen

Es gibt verschiedene Körperstellen, an denen die Temperatur gemessen werden kann. Unter der Zunge (sublingual), im After (rektal), im Ohr (aurikular), in der Leiste (inguinal), in der Achselhöhle (axillar) und in der Scheide (vaginal) sind Messungen möglich. Das exakteste Ergebnis erzielt man mit einer rektalen Messung. Die Temperatur dort entspricht am ehesten der Körperkerntemperatur. Unter der Zunge und in der Achselhöhe dagegen liegen die Messergebnisse meist etwa 0,3 bis 0,5 °C unter den eigentlichen Werten [1].

Anders verhält es sich bei Kindern. Das Immunsystem und die Temperaturregulierung sind bei Neugeborenen und Kleinkindern noch nicht voll ausgebildet. Hier ist Vorsicht angebracht. Wer bei seinem Kind Fieber oder erhöhte Temperatur feststellt, sollte sicherheitshalber einen Arzt aufsuchen. Bei den Kleinsten kann es außerdem zu Fieberkrämpfen kommen. Eltern sollten in diesem Fall Ruhe bewahren, den Arzt rufen und das Kind so lagern, dass es sich während des Krampfes nicht verletzen kann. Ein Fieberkrampf ist eine meist harmlose Reaktion des Gehirns auf den Temperaturanstieg und tritt häufig mehr als einmal auf. Die Neigung zu einer Krampfreaktion ist angeboren. Bei Kindern, die zu Krämpfen tendieren, sollten fiebersenkende Maßnahmen wie z.B. Wadenwickel ab einer Körpertemperatur von 38,0 bis 38,5 °C ergriffen werden [2][7].

Die Fähigkeit zu einer regulierten Temperaturerhöhung bei einer Infektionskrankheit, ist ein evolutionärer Vorteil. Fieber fördert den Genesungsprozess. Deshalb wird inzwischen in der medizinischen Praxis immer seltener zu fiebersenkenden Medikamenten (Antipyretika) gegriffen. Nur wenn der Patient stark unter seinem Zustand leidet, sind solche Maßnahmen angebracht. In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, die Ursache des Temperaturanstiegs medikamentös, z.B. durch Antibiotika oder Virostatika zu bekämpfen. Das Fieber aktiviert unsere Selbstheilungskräfte und sorgt dafür, dass wir auch schwere Infektionen gut überstehen.

Quellenangaben:

[1] „Fieber“, https://de.wikipedia.org/wiki/Fieber, 20.10.2015
[2] „Fieber“, http://www.apotheken-umschau.de/Fieber, 20.10.2015
[3] M. Ryan, M. M. Levy, Clinical review: Fever in intensive care unit patients, http://www.ccforum.com/content/7/3/221, 20.10.2015
[4] „Fieber: Ab wann hat man Fieber?“, http://www.onmeda.de/symptome/fieber.html, 20.10.2015
[5] „Fieber: Ursachen“, http://www.onmeda.de/symptome/fieber-ursachen-9637-2.html, 20.10.2015
[6] „Grippe oder Erkältung – Test und Diagnose“, https://www.erkaeltet.info/grippe/diagnose/grippe-erkaeltungs-test/, 20.10.2015
[7] „Fieberkrämpfe“, https://www.norddeutsches-epilepsienetz.de/krankheitsbild/epilepsie/fieberkraempfe/, 20.10.2015