Grippe: Klassische Arzneimittel

Welches Antibiotika bei Grippe

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Die echte Grippe (Influenza) wird durch eine Virusinfektion ausgelöst. Antibiotika hingegen wirken nur gegen Bakterien. Somit erklärt sich, dass Antibiotika unwirksam gegen die viralen Grippeerreger sind.[1] Allerdings gibt es andere Wirkstoffe, die Grippeviren an einer Ausbreitung hindern können. Im Folgenden sollen eine Auswahl solcher Medikamente und ihre Funktionsweise vorgestellt werden und es wird erläutert, wann ihr Einsatz sinnvoll sein kann.

Wirkstoffe gegen das Influenza-Virus

Die Erreger der Virusgrippe sind die sogenannten Influenza-Viren Typ A und B aus der Gruppe der Orthomyxoviren. Für Viren aller Art ist charakteristisch, dass sie sich obligat nur intrazellulär vermehren können. Das heißt, dass sie für diesen Vorgang auf den Syntheseapparat aus Zellorganellen in den Wirtszellen angewiesen sind, in welche sie eindringen und somit infizieren. Wirkstoffe gegen Influenzaviren nutzten die spezifischen Eigenschaften dieser Viren aus. In der Virushülle finden sich spezifische Oberflächenproteine.[2] Neuraminidase bezeichnet ein solches oberflächliches Glykoprotein und dient der Freisetzung neu gebildeter Viren aus den befallenen Wirtszellen.[3] Wirkstoffe, die dieses Protein blockieren und damit die Freisetzung der Viren verlangsamen, bezeichnet man als Neuraminidasehemmer. Zwei wichtige Vertreter dieser Wirkstoffgruppe sind Oseltamivir und Zanamavir.[4] Neuraminidasehemmer sind praktisch die einzigen Medikamente, die zur Therapie gegen Influenzaviren zugelassen sind. Resistenzen gegen Neuraminidasehemmer sind bis heute nur vereinzelt aufgetreten. In Studien im Rahmen des Zulassungsverfahrens wurde die Wirkung von Neuraminidasehemmer bei Grippepatienten als krankheitsverkürzend und krankheitsmildernd beschrieben. Weiterhin gibt es Anzeichen dafür, dass unter dieser Therapie weniger Todesfälle in Folge einer Virusgrippe auftreten.

Ein anderes Strukturprotein auf der Oberfläche des Influenza-Virus wird als Matrixprotein bezeichnet und hat eine wichtige Funktion bei der Übertragung des viralen Erbguts auf die befallene Zelle. Gegen dieses Protein gibt es mit Amantadin einen speziell gerichteten Wirkstoff. Allerdings wird dieses Medikament auf Grund schwerer Nebenwirkungen nur noch selten verschrieben.[5]

Anwendung

Der Erfolg einer Therapie mit Neuraminidasehemmern hängt von verschiedenen Faktoren ab. Der mildernde Einfluss auf eine Grippeerkrankung korreliert stark mit einem frühzeitigen Start der Medikamenteneinnahme. Innerhalb der ersten 48 Stunden nach Einsetzen erster Symptome ist ein Therapiebeginn am effektivsten.[6][7] Dabei wird Oseltamivir in Tablettenform, Zanamivir als Inhalationsspray verabreicht.[8] Grundsätzlich ergibt sich jedoch die Schwierigkeit, dass die Symptome einer Virusgrippe meist nicht Grippe-spezifisch sind und auch bei wesentlich harmloseren Erkältungen auftreten können.[9] Typischerweise ist die Influenza durch einen plötzlichen Krankheitsbeginn mit Fieber über 38,5°C, Halsschmerzen und trockenem Reizhusten sowie Kopf- oder Muskelschmerzen gekennzeichnet.[10] Erkältungen entwickeln sich hingegen eher schleichend über mehrere Tage; Halsschmerzen oder Husten treten allerdings ebenso auf.[11] Bei erhöhtem Risiko für einen schweren Grippe-Verlauf und somit infrage kommender Therapie mit Neuraminidasehemmern, stehen mancherorts Schnelltests zur Verfügung. Im Zweifel kann eine Therapie nach ärztlicher Einschätzung aber auch auf bloßen Verdacht hin begonnen werden. Grundsätzlich besteht für ältere Patienten und Menschen mit chronischen Erkrankungen eine erhöhte Gefahr einer schweren Grippe. Auch kleine Kinder und Schwangere sind im Besonderen gefährdet.[12]

Diskussionen zur Wirksamkeit

Die Studienlage zur Wirksamkeit der bereits zugelassenen Neuraminidasehemmer Oseltamivir und Zanamivir ist derzeit noch schwierig. Verschiedene Forschergruppen bezweifeln den positiven Effekt eines milderen Verlaufs bzw. einer verkürzten Krankheitsdauer unter medikamentöser Therapie bei Grippe-Patienten.[13]

Es bleibt also abzuwarten, ob neue Erkenntnisse die pharmakologisch plausible Funktionsweise der Neuraminidasehemmer auch in der Praxis bestätigen können.


Behandlungsmöglichkeiten bei einer Grippe