Halsschmerzen: Klassische Arzneimittel

"Mallebrin" gegen Halsschmerzen

© PantherMedia / Alice Day

Das Wichtigste in Kürze

Wirkstoff: Aluminumkaliumsulfat.12 H2O(Alaun)

Präparate mit diesem Wirkstoff: Mallebrin ®, omniVit ®, Citramin ®, Halstabletten Sankt Primin ®.

Darreichungsform: Pastillen

Rezeptfrei: Ja

Hilft bei Halsschmerzen: Ja

Lutschtabletten mit dem Wirkstoff Aluminiumkaliumsulfat (Kaliumaluminiumsulfat, Synonym Alaun) gelten als ein traditionelles rezeptfreies Arzneimittel, das in der Apotheke zu bekommen ist. Die Lutschtabletten werden zur Linderung von Halsschmerzen verwendet, beispielsweise im Rahmen einer Erkältung (grippaler Infekt, österreichisch Verkühlung) oder bei Entzündungen im Mund- und Rachenbereich.Chemisch handelt es sich bei Alaun um Kaliumaluminiumsulfat-Dodecahydrat KAl(SO4)2 • 12 H2O, ein doppeltes Salz vom Aluminium und Kalium. Alaun ist ein farbloser kristalliner Feststoff. [1][10] Alaun hat eine zusammenziehende, adstringierende Wirkung, indem er auf Eiweißstoffe verfestigend wirkt. Zusätzlich wirkt Alaun blutstillend und wurde früher häufig zum Verschluss von Wunden verwendet. [16] Aluminium selber ist das dritthäufigste Metall, das auf der Erdoberfläche enthalten ist und kommt natürlicherweise in Gemüse, Obst sowie im Trinkwasser und in die Luft vor. Seine Verwendung ist sehr breit und reicht von Maschinenbauindustrie bis zu Medizin und Kosmetik. [6][9] Das Aluminiumsalz Alaun hat auch ein sehr breites Verwendungsspektrum. Es gehört zu den sogenannten Gerbstoffen, die in der Lederproduktion sowie in Farben und Beizmitteln verwendet werden.[1] In der Lebensmittelindustrie wird Alaun als Konservierungsstoffverwendet. Aufgrund seiner zusammenziehender Wirkung auf die Schweißdrüsen, wird Alaun in der Kosmetikproduktion als Antitranspirant in kristalline Deodorants, außerdem als Zusatzstoff in Lippenstifte und andere kosmetische Produkte verwendet.[6], Andere Aluminiumsalze, wie Aluminiumhydrochlorid werden ebenfalls in Deodorants verwendet.[8]

Medizinische Fakten

In der Medizin haben Aluminiumsalze eine Verwendung als Adjuvantien (Zusatzstoffe, die die Wirkung vom Hauptwirkstoff verstärken). Als Adjuvans werden Aluminiumsalze z.B. bei Impfungen verwendet. Ein anders Salz des Aluminiums, das Aluminiumhydroxid, wird als Antazida (Magensäurehemmer) verwendet zur Behandlung von Sodbrennen.[6] [8][14]

Früher wurde die blutstillende und zusammenziehende Eigenschaft von Alaun zur Blutstillung oder zum Verschluss offener und nässender Wunden genutzt. Auch die antibakterielle Wirkung war vorteilhaft bei Wundbehandlungen. Durch die adstringierende Eigenschaft des Alauns werden die entzündeten Schleimhautzellen abgestoßen und somit der Nährboden für Bakterien entfernt. Alaun wurde auch innerlich eingenommen, wobei er die Aufnahme schädlicher Stoffe durch die Darmwand vermindert. [12][13] [18]
Eine verbreitete Anwendungsform ist der Rasierstift (Blutstiller), ein Alaunpräparat zum schnellen Verschluss kleiner Rasierschnitte. Krankheitserreger können sich dadurch schlechter auf der Schleimhaut vermehren, die Wundheilung wird dadurch gefördert. (18)

In den letzten Jahren wird die Benutzung von Aluminiumssalzen, wie das Aluminiumkaliumsulfat oder Aluminiumhydrochlorid, kontrovers diskutiert. [2]
Grund dafür sind die Ergebnisse neuerer Studien, die die Entstehung von Krankheiten, wie Alzheimer (Demenz vom Alzheimer-Typ), in Verbindung mit Aluminium und seiner Salze sehen. Den Studien zufolge wurden bei Alzheimer Erkrankten höhere Mengen Aluminium in den Nervenzellen gefunden als bei Gesunden. [4]
Andere Forscher untersuchten einen Zusammenhang zwischen Aluminiumsalzen, etwa in Deodorants, als mögliche Ursache für die Krebsentstehung, insbesondere von Brustkrebs (Mammakarzinom).[3]
Bekannt ist, dass Aluminium im Körper aufgenommen wird und an das Protein Transferrin gebunden und so transportiert wird.[6]
Transferrin ist ein Eiweißmolekül, das normalerweise als Eisentransporter wirkt, aber auch andere Metalle binden und transportieren kann.
Mithilfe dieses Transportmechanismus kann Aluminium auch die sogenannte Blut-Hirn-Schranke passieren. [4] Die Blut-Hirn-Schranke ist eine Barriere zwischen den Blutgefäßen im Gehirn und die Nervenzellen, die selektiv Stoffe und Substanzen aus dem Blut durchlässt.[15]
Die Theorie der Rolle des Aluminiums bei der Entstehung vom Alzheimer ist, das Aluminium in hohen Dosen nach dem Passieren der Blut-Hirn-Schranke die Nervenzellen schädigen könnte.[4]
Andererseits wird nur ein sehr kleiner Teil des Aluminiums (unter 1 %), der in den Körper gelangt tatsächlich aufgenommen. Der überwiegende Teil des Aluminiums wird über die Niere und den Darm ausgeschieden. [6][14]
Bei einer Nierenerkrankung aber ist die Ausscheidung herabgesetzt, was dazu führen kann, dass mehr Aluminium im Körper verleibt. Bei Nierenerkranken besteht somit die Gefahr, dass sich Aluminium vermehrt ablagert, auch im Gehirn, wo es die Nervenzellen schädigen kann. [6]

Ob und inwiefern Erkrankungen wie Alzheimer-Demenz und Brustkrebs tatsächlich durch Aluminium, Aluminiumsalze oder Aluminiumablagerungen hervorgerufen wird, ist derzeit Gegenstand der Forschung.[8],[9]
Das Bundesinstitut für Risikobewertung und die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organisation, WHO) haben diese Problematik sorgfältig untersucht. Laut ihren Analysen besteht höchstwahrscheinlich kein Zusammenhang zwischen der Entstehung von Alzheimer und Brustkrebs und Aluminiumeinnahme. Nach wie vor ist es nicht klar, ob Aluminium für diese Erkrankungen ursächlich ist, oder ob eine vermehrte Aluminiumspeicherung durch die schon beschädigten Hirnzellen im Falle der Alzheimer Krankheit ermöglicht wird.[7][9]
Bei Brustkrebs liegt ebenso die Vermutung, dass die schon entstandenen Krebszellen in der Lage sind, Aluminium zu speichern, und nicht, dass Aluminium die Ursache für Brustkrebs ist. [17]

Das Bundesinstitut für Risikobewertung schätzt das Risiko für diese Erkrankungen durch eine Aluminiumeinnahme in Gebrauchsgegenständen wie Lebensmittel oder Kosmetik als nicht erhöht ein. [8]
Trotzdem ist eine erweiterte Forschung der Problematik nötig, um sicher die Gesundheitsrisiken durch Aluminiumbelastung zu erkennen.[9]
Das individuelle Risiko kann gesenkt werden, indem die Aluminiumeinnahme eingeschränkt wird. Beispielsweise können Deos ohne Aluminiumsalze verwendet werden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung schätzt eine maximale tägliche Dosis von 8,6 Mikrogramm pro Tag für unbedenklich ein.[8] Durch den Gebrauch von Alltagsprodukte wird dieser Wert nicht überschritten, aber bei einer Verwendung auf wunder oder rasierter Haut kann sich die Aluminiumaufnahme erhöhen. Aus diesem Grund wird empfohlen, aluminiumhaltige Produkte nicht auf wunder, rasierter oder gereizter Haut zu verwenden.[8]

Wirkungsweise bei Halsschmerzen

Durch die adstringierende Wirkung von Alaun werden anhaftende Krankheitserreger sowie oberflächlich geschädigte und abgestorbene Zellschichten verklumpt (koaguliert) und anschließend abgestoßen. Auf diese Art und Weise wird auch die Wundheilung gefördert. Die Halsschmerzen werden durch die abschwellende Wirkung gelindert. Die Reizempfindung der Nervenendigungen im Bereich der Entzündung wird herabgesetzt und dadurch lassen die Schmerzen nach.

Anwendung bei Halsschmerzen

Für die Anwendung des Mittels bei Kindern und Jugendlichen, sowie bei Schwangerschaft und in der Stillzeit liegen keine ausreichenden wissenschaftlichen Daten vor. Aus diesem Grund wird bei diesen Personengruppen die Einnahme nicht empfohlen, oder nur nach Absprache mit einem Arzt. Die maximale tägliche Dosierung auf der jeweiligen Packungsbeilage ist zu beachten, für weitere Hinweise zur Einnahme und Dosierung ist eine Absprache mit dem Arzt oder Apotheker einzuholen.

Nebenwirkungen

Aluminiumverbindungen können durch die Verminderung der Aufnahme im Darm zu einer Verstopfung (Obstipation) führen. [14]

Gegenanzeigen und Warnhinweise

Aluminiumsalze dürfen bei Schwangeren und stillenden Frauen, sowie Säuglinge und Kinder nicht verwendet werden. Ihre Wirkung bei diesen Gruppen ist zu wenig erforscht. Ebenso dürfen Patienten mit Morbus Alzheimer, Parkinsonsyndrom und Nierenkranken die Halstabletten nur nach Rücksprache mit dem Arzt erfolgen.

Bei einer Überempfindlichkeit oder Allergie gegen dem Hauptwirkstoff sowie den Zusatzstoffe darf das Medikament nicht eingenommen werden.

Alternative Arzneimittel bei Halsschmerzen

In der Apotheke sind zahlreiche Halstabletten ohne Aluminiumsalze zur Linderung von Halsschmerzen rezeptfrei zu bekommen.

Diese enthalten meistens ein entzündungshemmendes Mittel(z.B. Cetylpyridiniumchlorid, Cetrimoniumbromid, Dichlorbenzylalkohol o.a.) und ein lokal wirkendes Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum). Durch den Betäubungseffekt der Lokalanästhetika (Benzocain, Lidocain) wird eine Linderung der Halsschmerzen erreicht. Manche der Halstabletten enthalten zusätzlich ein lokales Antibiotikum, das verhindern soll, dass es zusätzlich zu einer bakteriellen Überlagerung mit Verschlimmerung der Erkältung kommt.[19]
Diese Medikamente dürfen bei einer Unverträglichkeit von örtlichen Betäubungsmittel, sowie Allergie gegen andere Bestandteile der Arzneien, nicht verwendet werden. Ihre Verwendung soll sich nach der empfohlenen Dosierung auf der Packungsbeilage richten. Bei einer Schwangerschaft, sowie in der Stillzeit und bei Kindern und Säuglingen wird die Einnahme nicht empfohlen. Bei Unklarheiten zur Einnahme und Dosierung ist ein Rat vom Apotheker oder vom Arzt zu holen.


Behandlungsmöglichkeiten bei Halsschmerzen