Halsschmerzen: Klassische Arzneimittel

Penicillin gegen Halsschmerzen

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Penicilline sind eine Gruppe von Wirkstoffen, welche gegen Bakterien wirken (antibakterielle Wirkung) und deshalb den Antibiotika zugehörig sind. Die Gewinnung des Wirkstoffes aus dem Pilz Penicillium gelang erstmalig Alexander Fleming im Jahre 1928.

Halsschmerzen treten sehr häufig im Zusammenhang mit einer Rachenentzündung (Pharyngitis) auf, welche jedoch in bis zu 80% der Fälle durch eine virale Infektion ausgelöst wird. Aus diesem Grund ist der Einsatz von Penicillinen bei Halsschmerzen größtenteils als ineffektiv zu betrachten, da weder eine Symptomlinderung, noch eine Beseitigung der Krankheitsursache erreicht werden kann.
Bis zu 30% der Rachenentzündungen werden hingegen durch Bakterien, meist Streptokokken, verursacht. In diesem Fall sind zur Therapie der Erkrankung Penicilline Mittel der ersten Wahl.

Da die Unterscheidung zwischen bakteriell und viral bedingten Halsschmerzen anhand der Begleitsymptome sehr schwierig sein kann, werden Antibiotika wie Penicilline noch viel zu häufig bei Erkältungsbeschwerden wie Halsschmerzen verschrieben.

Im folgenden Text soll anhand der medizinischen Fakten, der richtige Einsatz von Penicillinen gegen Halsschmerzen erläutert werden, sowie ihre Wirkungsweise, Anwendung, Dosierung und Nebenwirkungen besprochen werden.

Medizinische Fakten

Jeder Dritte leidet im Durchschnitt einmal jährlich an Halsschmerzen. [1] Diese sind in der Regel durch eine Entzündung des mittleren Rachens (Mesopharynx) bedingt, wobei eine Mitbeteiligung umliegender, anatomischer Strukturen, wie der Gaumenmandeln (Tonsillen) nicht selten ist. In den meisten Fällen halten die Halsschmerzen nicht länger als 10 Tage an und treten in der Regel mit folgenden Begleitsymptomen auf:

  • starker Räusperzwang
  • ggf. Heiserkeit
  • Trockenheitsgefühl im Rachen
  • Schmerzen beim Schlucken
  • Fremdkörpergefühl

Ursache der Entzündung des Rachens ist zu 50-80% eine virale Infektion, wobei besonders häufig Rhinoviren und Coronaviren beobachtet werden. Typischerweise manifestiert sich die virale Rachenentzündung mit folgenden Symptomen:

  • Halsschmerzen mit allen Begleitsymptomen (s.o.)
  • Kopfschmerzen
  • Husten
  • schleichender Krankheitsbeginn
  • kein oder nur geringes Fieber
  • begleitender Schnupfen mit behinderter Nasenatmung (Rhinitis)
  • ggf. feiner, bläschenartiger Schleimhautausschlag (Enanthem) am Gaumenbogen

In nur 15-30% der Fälle liegt den Halsschmerzen eine bakterielle Infektion zugrunde. Hierbei werden vor allem Streptokokken der Gruppe A, wie Streptococcus pyogenes (GAS-Pharyngitis – Gruppe A Streptokokken), besonders häufig beobachtet. Die bakterielle Rachenentzündung manifestiert sich hingegen mit folgenden Symptomen:

  • heftige Halsschmerzen mit starken Schmerzen beim Schlucken, die bis in die Ohren ausstrahlen können
  • starke Kopfschmerzen
  • kein Husten
  • sehr plötzlicher Krankheitsbeginn
  • Fieber über 38°C
  • vergrößerte Gaumenmandeln (Tonsillen) mit weißlichen Belegen (Tonsillenexsudat)
  • schmerzhaft geschwollene Halslymphknoten
  • ggf. Übelkeit und Erbrechen

Wirklich typisch für die bakterielle Infektion des Rachens ist der sehr plötzliche Krankheitsbeginn mit sehr stark ausgeprägten Schmerzen. Bei Kindern kann es aufgrund der geschwollenen Gaumenmandeln auch zu Atemnot (Dyspnoe) kommen.[2]

Wirkungsweise

Penicilline gehören zu den bakterienabtötenden (bakterizide Wirkung) Antibiotika. Sie besitzen einen sogenannten Beta-Lactam-Ring (Beta-Lactam-Antibiotika), welcher sich im Körper aufspaltet. Die dadurch freiwerdenden Enden binden an spezifische Enzyme der Bakterien (Beta-Lactamase) und blockieren diese. Normalerweise spaltet das Enzym Aminosäuren, welche für die Vernetzung von Zellwandbausteinen benötigt werden. Durch das Penicillin wird dieser Prozess gehemmt und somit die Bildung (Synthese) der Bakterienzellwand verhindert. [3]

Die Gruppe der Penicilline ist groß und umfasst viele verschiedene Wirkstoffe. Die meisten Penicilline wirken nur gegen grampositive Bakterien. Die Einteilung in grampositive und gramnegative Bakterien geschieht hierbei anhand des Zellwandaufbaus der Bakterien. Grampositive Bakterien, wie Streptokokken, besitzen eine Zellwand, welche aus Murein, einem Zucker-und Aminosäurebaustein, aufgebaut ist und über weitere Aminosäuren verknüpft wird. Die Mureinschicht ist relativ dick und bietet einen guten Schutz aber gleichzeitig auch einen optimalen Angriffspunkt für das Penicillin. Bei gramnegativen Bakterien ist die Mureinschicht dünner, sie besitzen jedoch zusätzlich noch eine äußere Membran, welche undurchlässig für die meisten Penicilline ist. [4]

Anwendung und Dosierung

Penicilline sollten bei Halsschmerzen ausschließlich zum Einsatz kommen, wenn der starke Verdacht einer bakteriellen Infektion mit Streptokokken besteht. Im Zweifelfall kann mit einem Watteträger ein Abstrich vom Rachen entnommen werden, welcher mikrobiologisch untersucht wird und somit der genaue Krankheitserreger bestimmen werden kann.

Sollte eine Infektion mit Streptokokken vorliegen, ist Penicillin Mittel der ersten Wahl, sofern keine Unverträglichkeiten bestehen. Alternativ können auch andere Beta-Lactamase-Antibiotika, wie Cefalosporine, gegeben werden. Penicillin sollte mindestens über sieben Tage 3x täglich eingenommen werden.[3]

Als unterstützende Therapie sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und körperliche Schonung geachtet werden. Darüber hinaus sollten auf schleimhautreizende Substanzen wie scharfe Gewürze oder Nikotin verzichtet werden.

Darüber hinaus kann bei starken Schmerzen auch das Einholen von ärztlichem Rat hilfreich sein, um sich über eine gezielte Schmerztherapie informieren zu lassen. In der Regel werden Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Ibuprofen verschrieben und je nach Krankheitsverlauf unterschiedlich dosiert. Der Wirkstoff Ibuprofen eignet sich hierbei hervorragend zur Linderung von Schmerzen und wirkt gleichzeitig fiebersenkend und entzündungshemmend.
Dieses wirkt zusätzlich auch entzündungshemmenden und fiebersenkend und hat somit einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf.[2]

Nebenwirkungen und Wechselwirkungen

Gegen Penicilline kann eine Unverträglichkeit bzw. Allergie bestehen, welche sich typischerweise mit folgenden Symptomen äußert:

  • rötlicher Aussschlag auf der Haut an Stamm und Extremitäten (Exanthem)
  • Fieber
  • Wassereinlagerung in der Haut (Ödeme)
  • allergischer Schock (anaphylaktischer Schock)
  • Blutarmut (Anämie)

Bei diesen Symptomen sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden.

Von der Penicillin-Allergie abzugrenzen ist das Penicillin-Exanthem, worunter ein Hautausschlag verstanden wird, welcher bei Einnahme von Penicillin auftreten kann, jedoch völlig harmlos ist. Häufige Nebenwirkungen können Durchfälle und Übelkeit sein. Durch die verminderte Durchgangsdauer (Passagezeit) im Darm bei Durchfällen, kann die Aufnahmezeit (Resorptionszeit) von Medikamenten beeinträchtigt werden, welche über den Magen-Darmtrakt aufgenommen werden. Dazu zählen beispielsweise orale Kontrazeptiva (Pille). Bei Einnahme von Antibiotika sollte deshalb auf eine zusätzliche Verhütungsmethode geachtet werden, um eine ungewollte Schwangerschaft zu vermeiden. [3] Darüber hinaus kommt es durch Beeinträchtigung der physiologischen (nicht krankmachenden Bakterien) Darmflora zu einem Ungleichgewicht, was Pilzinfektionen begünstigen kann.[4]

Zu beachten

Die Einnahme von Penicillin bei Halsschmerzen muss zwingend kritisch hinterfragt werden. In der Regel sind Halsschmerzen selbstlimitierende Beschwerden, wobei eine symptomatische Therapie mit Hausmitteln und Bettruhe eine deutliche Symptomlinderung bewirken kann. Studien haben gezeigt, dass Antibiotika die Krankheitsdauer um maximal einen Tag verkürzen können, sofern eine bakterielle Infektion als Krankheitsursache vorliegt.[1]


Behandlungsmöglichkeiten bei Halsschmerzen