Halsschmerzen: Im Alltag
Halsschmerzen (nachts)
Unter Halsschmerzen verstehen wir die unterschiedlichsten Beschwerden, die im Bereich des Halses und des Rachens auftreten. Dazu zählen Schluckbeschwerden, Kratzen oder Brennen, eine Palette von Symptomen, die wir besonders häufig mit einer Erkältung verbinden. Häufig werden Halsschmerzen durch einen Entzündungsprozess im Rachen hervorgerufen (Pharyngitis), weshalb der Begriff Pharyngitis zum Teil synonym mit Halsschmerzen verwendet wird. Besonders lästig können Halsschmerzen dann werden, wenn sie nachts auftreten und damit den Schlaf stören. Im Folgenden wird ein grober Überblick über die häufigsten Ursachen von akuten und nächtlichen Halsschmerzen gegeben und aufgeführt, wie man sie unterstützend therapieren kann.
Ursachen von nächtlichen Halsschmerzen
Prinzipiell kann bei infektiös bedingten Halsschmerzen zwischen einer viralen und einer bakteriellen Entstehung unterschieden. Viren zählen mit bis zu 80% zu den häufigsten Erregern, die Halsschmerzen hervorrufen können.Influenza-, Herpes-simplex- und Eppstein-Barr-Viren zählen dabei zu den häufigsten Vertretern. Eine virale Infektion ist selbstlimitierend, was bedeutet, dass die Beschwerden nach ca. einer Woche von alleine verschwinden [1].
Die zweite große Erregergruppe, die für Halsschmerzen verantwortlich sein kann, sind Bakterien. Dabei sind besonders die β-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A hervorzuheben, ein Bakterienstamm, der besonders für die akute Entzündung der Gaumenmandeln (Angina tonsillaris) verantwortlich ist. Neben Halsschmerzen sind Müdigkeit, Fieber und geschwollene Lymphknoten weitere typische Symptome einer Angina [2]. Um den Erreger zu bestimmen, kann der Allgemeinarzt einen Rachenabstrich nehmen, der mikrobiologisch untersucht wird. Hämolysierende Streptokokken zeichnen sich hierbei durch eine Zerstörung des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin auf dem zur Anzucht der Bakterien verwendeten Kulturmedium aus [3]. Neben der Angina wird Scharlach ebenfalls von Streptokokken ausgelöst. Allerdings sind die Bakterien hier in der Lage, ein zusätzliches Toxin zu bilden, das neben Halsschmerzen und den genannten Angina-Symptomen für die typische rote „Himbeerzunge“ sorgt [4]. Tritt eine Mandelentzündung gehäuft auf, wird von einer chronischen Tonsillitis gesprochen.
Nächtliche Halsschmerzen können also gehäuft im Rahmen einer Infektion auftreten. Nächtliches Heizen des Schlafzimmers führt zu einem Austrocknen der Luft und damit der Mund- und Rachenschleimhaut, was ebenfalls zu nächtlichen Halsbeschwerden führen kann. Bei der Refluxkrankheit (gastroösophageale Refluxkrankheit, auch GERD genannt) haben Patienten neben Sodbrennen, Heiserkeit und Husten meist gehäuft Halsschmerzen. Wenn der Körper liegt, kann der saure Magensaft leichter über die Speiseröhre in den Rachenraum gelangen, was dazu führt, dass die Symptome besonders nachts auftreten [5]. Ursächlich sind beispielsweise fettreiche Abendmahlzeiten, Weinkonsum oder ein ungenügender muskulärer Verschluss zwischen Magen und Speiseröhre [6].
Behandlung von nächtlichen Halsschmerzen
Gerade eine GERD lässt sich durch einfache Allgemeinmaßnahmen reduzieren: Fettreiche Mahlzeiten, Wein, Kaffee und andere refluxbegünstigende Speisen sollten, besonders abends, gemieden werden. Nachts kann es bereits helfen, den Oberkörper erhöht zu lagern und weite, nicht einschnürende Kleidung zu tragen [6].
Rauchen sowie der Verzehr von scharfen oder heißen Speisen sollten ebenfalls unterlassen werden, wenn akute Halsschmerzen zusammen mit einer Infektion der oberen Atemwege auftreten. Schmerzlindernde Lutschbonbons können lokal für Abhilfe sorgen. Der enthaltene Wirkstoff Benzocain ist ein Lokalanästhetikum (örtlich wirkendes Betäubungsmittel), lindert symptomatisch die Schmerzwahrnehmung im Rachenraum und ist beispielsweise in den Lutschtabletten DOLO-DOBENDAN, DORITHRICIN oder NEO-ANGIN enthalten. Ähnlich hilfreich kann das Lutschen von Eiswürfeln sein. In Tabletten und Mundsprays sind zusätzlich desinfizierende Verbindungen wie Cetylpyridiniumchlorid enthalten. Ebenfalls desinfizierend und beruhigend wirken Gurgellösungen und Tees mit Odermennig, Kamille oder Salbei [7]. Bewährt haben sich auch kalte Halswickel, welche die Entzündung hemmen. Dafür wird ein mit kaltem Wasser angefeuchtetes Tuch unter einem Schal oder Handtuch um den Hals gewickelt und über Nacht getragen. Wie bei jeder Infektion spricht medizinisch nicht gegen eine ausreichende Trinkmenge.
Treten zu den Halsschmerzen zusätzlich Fieber, Müdigkeit oder Schwellungen im Halsbereich auf, die mit weißlichen Belegen bedeckt sind, kann das für eine Angina, also eine bakterielle Infektion, sprechen und sollte von einem Arzt abgeklärt werden. Mithilfe eines Rachenabstrichs können die Erreger nachgewiesen und, falls notwendig, mit Antibiotika bekämpft werden. Eine Krankschreibung und damit verbunden die nötige Bettruhe unterstützen ebenfalls den Heilungsprozess und sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Chronisch rezidivierende, also häufige, wiederholt auftretende Mandelentzündungen können durch eine operativeMandelentfernung (Tonsillektomie) unterbunden werden [2].
Zu beachten
Viele Patienten erhoffen sich durch einen Arztbesuch eine schnelle Linderung der Symptome durch eine Antibiotikatherapie. Antibiotika sind jedoch nur bei bakteriellen Infektionen wirksam und daher kein Allheilmittel bei jeder Form von Halsschmerzen. Der Betroffene sollte sich bewusst sein, dass Antibiotika nicht als Prophylaxe verschrieben werden und, falls notwendig, über die komplette vom Arzt verordnete Dauer einzunehmen sind. Eine zu kurze Einnahme oder die unnötige Verschreibung von Antibiotika können die Bildung von Resistenzen, also die Entwicklung gegenüber Antibiotika unempfindlichen Bakterienstämmen, unterstützen [3].
Quellenangaben:
- Frank H. Mader, Allgemeinmedizin und Praxis, Springer-Verlag, 2014, S. 43.
- Dietmar Thurnher et al, HNO-Heilkunde – Ein symptomorientiertes Lehrbuch, Springer-Verlag, 2011, S. 52.
- Fritz H. Kayser et al., Taschenlehrbuch Medizinische Mikrobiologie, Georg Thieme Verlag, 2010, S. 251.
- Thurnher (2014): S. 53.
- Mader (2010): S. 190.
- Gerd Herold: Innere Medizin, Gerd Herold, 2015, S. 434.
- Maria Treben, Gesundheit aus der Apotheke Gottes, Ennsthaler Verlag, 2011, S. 56.
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Veröffentlicht durch: | Erkältet.info-Redaktion |
Erstellt am: | 30.01.2015 |
Zuletzt aktualisiert am: | 10.11.2015 |
Prüfzyklus: | jährlich |
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