- Herzmuskelentzündung: Jetzt bitte Ruhe bewahren!

Herzmuskelentzündung © panthermedia.net / big_like

Eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) stellt eine ernstzunehmende Erkrankung dar. Sie wird in den meisten Fällen durch eine bakterielle oder virale Infektion ausgelöst. Absolute Ruhe ist ein Muss in der Therapie.

Wie entsteht eine Herzmuskelentzündung?

Das Herz stellt einen etwa faustgroßen Hohlmuskel dar. Dieser besteht aus zwei Hauptkammern und zwei kleineren Nebenkammern, den Vorhöfen. Das Kammersystem ist wie die angrenzenden Blutgefäße mit Blut gefüllt. Der Herzmuskel (Myokard) zieht sich regelmäßig zusammen, sodass das Blut aus dem Herzen in die Hauptschlagadern gepumpt, und von dort in den gesamten Körper verteilt wird. Erschlafft der Muskel füllen sich die Herzkammern erneut mit Blut. Herz und Gefäße stellen so einen geschlossenen Kreislauf dar. Die Muskelarbeit des Herzens kann in Form des Pulses oder des Herzschlags gespürt werden.

So wie fast alle Bereiche des Körpers, kann auch der Herzmuskel von einer Entzündung betroffen sein. Man spricht dann von einer Herzmuskelentzündung oder Myokarditis. Es werden hierbei die infektiösen von den nicht-infektiösen Myokarditiden unterschieden. Zu den infektiösen Herzmuskelentzündungen gehören jene, die durch einen Krankheitserreger, wie z.B. Viren oder Bakterien, ausgelöst werden. Die häufigste Ursache in den Industrienationen ist die virale Myokarditis, wobei hier das Coxsackie-B-Virus den typischsten Erreger darstellt [1][2].
Die genaue Entstehung einer Myokarditis wird bis heute nicht vollständig verstanden [3]. Im Falle einer viralen Myokarditis stellt zumeist eine „banale Infektion“, wie beispielsweise eine Grippe oder Magen-Darm-Erkrankung, den Startpunkt dar [4]. Treten die Krankheitserreger in den Blutstrom ein, können sie prinzipiell jedes Organ des Körpers erreichen [5]. Damit das Virus vom Blut in die Herzmuskelzelle eindringen kann, scheinen bestimmte Transporter (Rezeptoren) eine entscheidende Rolle zu spielen [3]. Nachdem der Erreger in die Zelle eingedrungen ist, vermehrt er sich in dieser und zerstört sie dadurch. Das Abwehrsystem versucht die Infektion an Ort und Stelle zu bekämpfen, was eine Ausheilung oder aber die vollständige Zerstörung der Muskelzellen zur Folge haben kann [1]. Neben Viren können auch Bakterien, Pilze oder Parasiten zu einer Myokarditis führen [2].
Seltener ist die nicht-infektiöse Myokarditis. Diese kann durch Medikamente oder Systemerkrankungen wie z.B. eine rheumatoide Arthritis ausgelöst werden [1][2]. Ebenso können Drogen, wie Alkohol oder Kokain, entzündliche Reaktionen im Herzen bewirken [5]. Auch eine Bestrahlung herznaher Bereiche ist eine mögliche Ursache der Myokarditis [2].

Wie macht sich die Erkrankung bemerkbar?

Meistens bleibt die Erstinfektion unbemerkt oder verläuft unspezifisch als allgemeiner Infekt (Husten, Fieber, Abgeschlagenheit). Nach Tagen oder Wochen der Beschwerdefreiheit kommt es dann zu Symptomen wie Herzrhythmusstörungen („Herzstolpern“), Schmerzen oder Druck auf der Brust oder Luftnot. Problematisch ist die Tatsache, dass es kein spezifisches Symptom gibt, was die Diagnose einer Herzmuskelentzündung sicher bestätigt [4]. Prinzipiell muss eine Myokarditis vermutet werden, wenn neu aufgetretene Beschwerden des Herzens im zeitlichen Zusammenhang mit einer Infektion stehen [4]. Eine gründliche Untersuchung und Diagnosefindung ist in diesem Fall zwingend erforderlich.

Warum Sportverbot so wichtig ist

Das oberste Gebot bei der Therapie einer Myokarditis ist die körperliche Schonung. Studien konnten zeigen, dass Sport bei Myokarditis die Sterblichkeit erhöht [3]. Zum einen belastet Sport den Herzmuskel und zum anderen kann Sport eine Unterdrückung der Abwehrzellen zur Folge haben. Viel Ruhe und keinerlei körperliche Belastung sind daher angebracht. Selbst Treppensteigen sollte, wenn möglich, durch den Fahrstuhl ersetzt werden. Ebenso sind jegliche Formen von Bewegungstherapien absolut verboten [6]. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn Fieber oder andere Zeichen einer schweren Infektion bestehen. Sport darf erst ein halbes Jahr nach einer akuten Myokarditis wieder aufgenommen werden [6]. Vor Wiederbeginn ist eine erneute Untersuchung des Herzens nötig [7]. Bis dahin sind lediglich krankengymnastische Übungen anzuwenden. Im schlimmsten Fall droht bei einer nicht auskurierten Myokarditis der plötzliche Herztod oder eine massive Herzschwäche [4]. Bei 5-22% junger Sportler (<35 Jahre) wurde bei einem plötzlichen Herztod nachträglich eine Myokarditis diagnostiziert [7]. Kardiologe Professor Dr. Michael Böhm rät, dass selbst ohne Diagnose einer Herzmuskelentzündung, bei einer Grippe oder einem anderen Infekt mit Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit, Bettruhe eingehalten werden sollte [4]. Spitzensportlern wird empfohlen, nach unspezifischen Infekten für mindestens vier Wochen das Training einzustellen [7]. Hiermit will man die Entstehung von Herzmuskelentzündungen und somit das Auftreten des plötzlichen Herztod vorbeugen.

Was bleibt?

In der Regel heilt eine Myokarditis folgenlos aus [1]. Um dies zu erreichen, stellt Alkoholkarenz neben der körperlichen Schonung eine wichtige Therapiemaßnahme dar. In seltenen Fällen kann ein dauerhafter Schaden der Herzmuskulatur bestehen bleiben.

Quellenangaben:

[1] H. Ackermann: Allex: Alles fürs Examen, Georg-Thieme-Verlag, 2012, S. 55
[2] W. Karges, S. Al Dahouk: Innere Medizin in 5 Tagen, Springer Medizin Verlag, 2011, S. 35f.
[3] I. Kindermann et al.: „Update on Myocarditis.“, http://content.onlinejacc.org/article.aspx?articleid=1201151, 19.08.2106
[4] „Myokarditis: Nach Infekt nicht zu früh zum Sport.“, http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/magen-darminfekte/article/819064/myokarditis-nach-infekt-nicht-frueh-sport.html, 19.08.2016
[5] „Akute Myokarditis.“, http://www.medicoconsult.de/Akute_Myokarditis/#Pathogenese, 19.08.2016
[6] R. Rost: Sport- und Bewegungstherapie bei Inneren Krankheiten. Deutscher Ärzteverlag, 2005, S. 260
[7] M. Frick et al.: „Myokarditis als Ursache des plötzlichen Herztodes bei Sportlern.“, http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00059-009-3237-2, 19.08.2016