Husten Chronisch: Krankheitstypen
Dauerhusten (ohne Erkältung)
Husten ohne weitere Beschwerden ist einer der häufigsten Gründe für einen Hausarztbesuch in Deutschland und meist Folge einer Erkältung. [1] Besteht der Husten aber länger als 3 Wochen, wird er chronisch genannt und es ergeben sich andere mögliche Krankheitsursachen. Die häufigsten sind Rauchen und chronische Bronchitiden (länger bestehende Entzündungen der unteren Atemwege), Asthma bronchiale,gastroösophagealer Reflux (Zurückdrängen von Mageninhalt in die Speiseröhre), das Upper Airway Cough Syndrome (Reizungen des oberen Respirationstraktes durch Nasennebenhöhlenentzündungen) sowie eine bronchiale Hyperreagibilität (gesteigerte Empfindlichkeit der Atemwege nach Infektionen, vor allem bei älteren Patienten). Dazu kommen zahlreiche seltenere Ursachen wie beispielsweise ACE-Hemmer (blutdrucksenkende Medikamente), die zu einem isolierten Husten führen können. [2] [3] Im Folgenden werden die häufigsten Ursachen und ihre Behandlung dargelegt.
Ursachen von Dauerhusten
Eine der häufigsten Ursachen von Dauerhusten ohne Erkältung sind chronische Bronchitiden, also Entzündungen der unteren Atemwege mit Husten und Auswurf über mindestens drei Monate. An ihr leidet in Deutschland jeder zehnte Erwachsene, wobei Männer häufiger als Frauen betroffen sind. In der Regel liegt neben der chronischen Bronchitis auch ein Lungenemphysem (Erweiterung der Lufträume durch Zerstörung des Lungengewebes) vor; beides zusammen wird als COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) bezeichnet. Hauptursache der chronischen Bronchitis wie auch der COPD ist das Rauchen, seltener andere schädliche Stäube wie Schwefeldioxid oder Feinstaub. Allerdings sind 90 % der Betroffenen aktive oder ehemalige Raucher. Eine COPD ist nicht heilbar. Im Krankheitsverlauf kommt es zu Husten mit Auswurf und Atemnot bei Belastung. Ursächlich dafür sind eine erhöhte Schleimsekretion in den Atemwegen, eine Zerstörung der schleimabtransportierenden Härchen sowie eine Vermehrung und Umbildung der Schleimhaut. Zusammen führen diese Faktoren zu einer Verengung der Atemwege. Die Lebensqualität und -erwartung sind deutlich davon abhängig, ob der schädigende Reiz vermieden wird; geschieht dies nicht, sind sie deutlich eingeschränkt. [4]
Eine weitere häufige Ursache ist ein Asthma bronchiale. Auch Asthma ist eine Entzündung der Atemwege, die allerdings ganz andere Ursachen als eine COPD aufweist. So sind beim allergischen Asthma, das meist im Kindesalter ausbricht, eingeatmete Allergene (Allergien auslösende Stoffe) wie Pollen, Tierschuppen (vor allem von Katzen) oder Hausstaubmilben die Auslöser. Daraufhin kommt es zu einer für Allergien typischen Reaktion des Abwehrsystems (vermittelt durch Antikörper der Klasse IgE), die zu einer plötzlichen Verengung der Atemwege und damit zu einem Asthmaanfall führt. Diese Entzündungsreaktion kann sich im Krankheitsverlauf verselbstständigen.
Beim nichtallergischen Asthma fehlt eine solche IgE-vermittelte Reaktion sowie ein entsprechendes Allergen. Die Ursache der meist erst im Erwachsenenalter auftretenden Erkrankung ist unklar. Beiden Formen gemeinsam sind anfallsartige Luftnot, Husten, ein pfeifendes Geräusch beim Ausatmen und ein Engegefühl beim Ausatmen. Dabei kommt in einigen Fällen Husten als alleiniges Symptom vor (cough variant asthma). Insgesamt ist Asthma heute eine sehr gut beherrschbare Erkrankung geworden, die bei entsprechender Therapie kaum die Lebensqualität einschränkt und zu einer normalen Lebenserwartung führt. [4]
Ein gastroösophagealer Reflux, also ein Zurückdringen von Mageninhalt in die Speiseröhre, kann ebenfalls Dauerhusten auslösen. Durch den sauren Mageninhalt wird die Speiseröhre gereizt, was vor allem zu Sodbrennen, vermehrtem Aufstoßen und Schmerzen direkt unterhalb des Rippenbogens führt. Tritt der Reflux nachts auf, kann es zum Dauerhusten, einer Kehlkopfentzündung mit Heiserkeit und Schmerzen sowie wiederkehrenden Lungenentzündungen kommen. Die Prognose der Refluxkrankheit ist günstig, da sie sich in der Regel nicht zu bedenklichen Formen hin verschlimmert. [5]
Das Upper Airway Cough Syndrome (UACS) wird in der Regel durch eine Entzündung der Nasennebenhöhlen hervorgerufen, die durch am Rachen abfließendes Sekret wie auch durch direkte Stimulationen der Hustenrezeptoren (Hustenfühler) zum Hustenreiz führt. Entsprechend lassen sich häufig bestimmte Schleimhautformationen (pflastersteinartig) an der Rachenhinterwand, in der Nasen und häufiges Räuspern nachweisen. [3]
Schließlich kann Dauerhusten auch durch isolierte bronchiale Hyperreagibilität, also einer Überempfindlichkeit der Atemwege, hervorgerufen werden. Ursache dieser Überempfindlichkeit sind zum einen vorausgegangene Infektionen, die auch nach Ablauf der Infektion noch über Wochen weiter zu Husten führen können, sowie Allergene. Bei letzterer Ursache wird die bronchiale Hyperreagibilität auch als asthmoider Husten oder wie oben bereits beim Asthma beschrieben als cough variant asthma bezeichnet. Dieser asthmoide Husten kann beiden Krankheitstypen zugeordnet werden, besonders da es bei Asthma auch zur bronchialen Hyperreagibilität kommt. [3]
Behandlung von Dauerhusten
Die Behandlung der chronischen Bronchitis und der COPD ist komplex. Die effektivste Maßnahme ist der Verzicht auf Rauchen. Des Weiteren stehen zur Weitung der sonst verengten Atemwege Anticholinergika und β2-Sympathomimetika zur Inhalation zur Verfügung. Diese beiden Wirkstoffe wirken auf das Nervensystem und führen dazu, dass die Muskulatur, die normalerweise die Atemwege verengt, entspannt. Dazu kommen Glukokortikoide, welche die Entzündung mildern. Sie können inhaliert oder in Tablettenform genommen werden. Theophyllin weitet ebenfalls die Atemwege. Diese medikamentöse Therapie sollte durch Rehabilitationsmaßnahmen zum Erhalt der körperlichen Mobilität (Beweglichkeit), Sauerstoff-Gabe und Schutzimpfungen gegen Grippeviren und Pneumokokken (häufige Erreger einer Lungenentzündung) ergänzt werden. [4]
Das Asthma bronchiale wird ähnlich wie die COPD behandelt. Medikamentös kommen inhalative β2-Sympathomimetika und Glukokortikoide sowie Theophyllin zum Einsatz. Alle drei Gruppen werden zur vorbeugenden Dauertherapie genutzt (Controller); während eines Anfalls sind aber vorrangig schnell wirksame β2-Sympathomimetika angezeigt. Ergänzend sollte beim allergischen Asthma der Reiz vermieden und eine Hyposensibilisierung (Senkung der allergenen Wirkung des Reizes) in Betracht gezogen werden. Bei beiden Formen sind außerdem Patientenschulungen (Umgang mit Reizen, nebenwirkungsarmer Einsatz der Medikamente und Verschiedenes mehr) und krankengymnastische Atemtherapie wichtig. [4]
Die Therapie des gastroösophagealen Reflux ist stark von dessen Stadium abhängig. Anfangs kann mit allgemeinen Maßnahmen versucht werden, den Reflux zu mindern. Dazu gehören die Gewichtsabnahme, der Verzicht auf Abendmahlzeiten, Schlafen mit erhöhtem Oberkörper, Vermeidung von Stress, Verzicht auf Rauchen und hochprozentigen Alkohol sowie eine fett- und kohlenhydratarme, eiweißreiche Ernährung. Medikamentös sind Protonenpumpeninhibitoren Mittel der Wahl. Sie hemmen die H+/K+-ATPase im Magen. Diese transportiert Protonen (positiv geladene Teilchen, hier: Wasserstoff, H+) in die Magensäure und macht sie dadurch saurer. Protonenpumpeninhibitoren hemmen diesen Transport und nehmen dadurch den Speiseresten aus dem Magen ihre Aggressivität. Versagt die medikamentöse Behandlung, ist in seltenen Fällen eine Operation nötig. [5]
Die Behandlung des Upper Airway Cough Syndrome richtet sich nach der möglichen Ursache. Beim Verdacht auf eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung sind Glukokortikoide als Nasenspray angezeigt. Wenn jedoch keine gesicherte Ursache vorliegt, sollte ein Behandlungsversuch mit schleimhautabschwellenden Nasentropfen unternommen werden. [6]
Liegt dem Dauerhusten eine bronchiale Hyperreagibilität zugrunde, sollte ebenfalls eine Behandlung mit Glukokortikoiden durchgeführt werden. Spricht der Husten darauf nicht an, können wie beim Asthma oder der COPD inhalative β2-Sympathomimetika eingesetzt werden. Bis zur vollständigen Rückbildung des Hustens vergehen aber auch trotz Behandlung in der Regel mehrere Wochen. [6]
Zu beachten
Verschiedene Berufsgruppen sind Stäuben ausgesetzt, die zu Dauerhusten, einer chronischen Bronchitis, Asthma und ernsthafteren Erkrankungen führen können und besonderer Aufmerksamkeit bedürfen. Dazu gehören unter anderem wegen des Mehls Bäcker, wegen der Hartholzstäube Schreiner und bezüglich Latex medizinisches Personal, aber auch wegen Isozyanaten Maler und Industriearbeiter.
Außerdem gibt es verschiedene Erkrankungen, die zu Dauerhusten führen und gefährliche Verläufe nehmen können. Wenn neben dem Dauerhusten vor allem Atemnot unter Belastung und schnelle Erschöpfung im Vordergrund stehen oder – vor allem bei Kindern – verschluckte Kleinteile denkbar sind, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Andere Warnhinweise, die ärztlich abgeklärt werden sollten, sind Gewichtsverlust, blutiger Husten, Brustschmerzen und Heiserkeit.
Quellenangaben:
- F. Mader: Allgemeinmedizin und Praxis, Springer, 2014, S. 41.
- W. Siegenthaler (Hrsg.): Differentialdiagnose. Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose, Georg Thieme Verlag, 2005, S. 45.
- S. Beck, L. Dini, C. Heintze, F. Holzinger, C. Stoeter: Husten DEGAM-Leitlinie Nr. 11. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, 2014, S. 45–46.
- K. Arastéh, H.-W. Baenkler (Hrsg): Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 2013, S. 370–385.
- Arastéh (2013): S. 482–486.
- Beck (2014): S. 56–57.
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Veröffentlicht durch: | Erkältet.info-Redaktion |
Erstellt am: | 30.01.2015 |
Zuletzt aktualisiert am: | 09.11.2015 |
Prüfzyklus: | jährlich |
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Zuletzt aktualisiert am: | 09.11.2015 |
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