Husten: Im Alltag
Hustenreiz beim Essen
Die häufigste Ursache eines Hustens ist eine virale Infektion der oberen Atemwege, eine Erkältung.[1][2] Wenn der Husten jedoch hauptsächlich oder ausschließlich beim Essen auftritt, kommen andere Ursachen in Betracht. Zu diesen gehören die Hiatushernie (Verlagerung von Magenanteilen durch eine Öffnung im Zwerchfell, durch die eigentlich die Speiseröhre tritt[3], das Ösophagusdivertikel (Ausstülpung der Speiseröhre [3] oder die neurogenen Schluckstörungen, wie sie nach einem Schlaganfall, einer Parkinson-Krankheit oder bei einer Myasthenia gravis (Erkrankungen der Signalüberleitung vom Nerven zum Muskel) auftreten können.[4][5] Prinzipiell können natürlich auch verschluckte Speisereste akut zu Husten führen.[6] Im Folgenden werden die verschiedenen Krankheitsbilder und ihre Behandlung sowie zu beachtende Punkte genauer beschrieben.
Ursachen von Hustenreiz beim Essen
Zu den häufigeren Ursachen von Hustenreiz beim Essen gehören die bereits genannte Hiatushernie, das Ösophagusdivertikel und neurogene Störungen. Alle drei Komplexe treten vor allem im höheren Lebensalter, das Ösophagusdivertikel [3] oder der Schlaganfall [7] beispielsweise vermehrt ab dem 60. Lebensjahr, auf. Eine Sonderstellung nehmen einige der infrage kommenden neurogenen Störungen ein. So weist die Myasthenia gravis einen zweiten früheren Altersgipfel zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf. [8]
Die Hiatushernie als mögliche Ursache des Hustenreizes beim Essen ist eine Vorlagerung von Magenanteilen durch eine Öffnung im Zwerchfell, die eigentlich für die Speiseröhre vorgesehen ist. Dabei kann zum einen der Magenanteil in Richtung der Speiseröhre (Kardia) nach oben gerutscht sein (axiale Hernie, Gleithernie). Alternativ kann die Speisröhre in ihrer normalen Position verbleiben und weiter unten liegende Anteile des Magens können sich an ihr und der Speiseröhre vorbei in den Brustkorb verlagern (paraösophageale Hernie).
Die weitaus häufigeren Gleithernien bleiben meist ohne Beschwerden und finden sich im höheren Lebensalter bei 50 % der Menschen. [9] Bei jedem Vierten kann allerdings eine Refluxösophagitis als Entzündung der Speiseröhre durch die Magensäure auftreten, die dann zu Sodbrennen, vermehrtem Aufstoßen, Husten und Schmerzen führen kann. Paraösophageale Hernien schmerzen deutlich häufiger und können zu Schleimhautschäden mit Blutungen und Blutarmut führen. [3]
Auch bei Ösophagusdivertikeln, also Aussackungen in der Wand der Speiseröhre, können verschiedene Formen unterschieden werden. Die häufigste stellt das Zenker-Divertikel dar, das streng genommen im Rachenraum direkt über dem Beginn der Speiseröhre und nicht in dieser liegt und durch hastiges Essen begünstigt wird. Traktionsdivertikel dagegen werden durch Narbenzug (bei der Narbenbildung z. B. nach einer Operation zieht sich das Gewebe zusammen und kann dabei Teile der Speiseröhre nach außen ziehen) von außen hervorgerufen, epiphrenische Ösophagusdivertikel (direkt über dem Zwerchfell liegend) durch eine gestörten Bewegungsfähigkeit der Speiseröhre, durch die der Speisebrei nicht angemessen transportiert werden kann. [10] Vor allem beim Zenker -Divertikel kommt es zu Schluckstörungen, dem Zurückdringen von unverdauter Nahrung und häufigem Verschlucken, was wiederum zu Husten führt. [3]
Die neurogenen Störungen, die zu Husten beim Essen führen, sind wie oben bereits angedeutet, sehr vielfältig und äußern sich meist vor allem durch ihre weiteren Beschwerden, weswegen sie bei Husten beim Essen ohne weitere Beschwerden unwahrscheinlich sind. So treten bei einem Schlaganfall als Verschluss einer Arterie im Gehirn bei seiner häufigsten Form, dem Media-Infarkt, Lähmungen und Gefühlsstörungen vor allem der Arme und des Gesichts sowie Sprachstörungen auf, die beim plötzlichen Auftreten die Schluckstörungen und das Husten beim Essen in den Hintergrund rücken. [7] Bei der Parkinson-Erkrankung besteht in der Regel eine typische Trias (Zusammentreffen von 3 Symptomen) aus Akinese (Verlangsamung der Bewegungen und Kleinschrittigkeit), Rigor (Steifigkeit in den Muskeln) und Tremor (Zittern), die deutlich vor den Schluckstörungen auftreten [11]. Eine Myasthenia gravis äußert sich neben Schluckstörungen vor allem durch Doppelbilder, hängende Augenlider sowie im Tagesverlauf und bei Belastung zunehmende Müdigkeit und Erschöpfung. [8]
Behandlung von Husten beim Essen
Die Behandlung einer Hiatushernie ist nur nötig, wenn starke Beschwerden vorliegen. So wird bei einer Gleithernie die Refluxösophagitis mit allgemeinen Maßnahmen behandelt. Dazu gehören Gewichtsreduktion, Schlafen mit erhöhtem Oberkörper, Verzicht auf eine Abendmahlzeit sowie der Verzicht auf Zigarettenrauchen und hochprozentigen Alkohol, die Vermeidung von Stress und eine fett- und kohlenhydratarme, eiweißreiche Ernährung. Sollten diese Maßnahmen keine Besserung bringen, stellen sogenannte Protonenpumpeninhibitoren die erste Wahl dar. Diese hemmen die H+/K+-ATPase. Dies ist ein Enzym in den Zellen des Magens, das durch den Transport von Protonen (positiv geladenecTeilchen, hier: H+) in den Magen hinein die Magensäure sauer macht. Wird es blockiert, verliert die Magensäure entsprechend an Aggressivität.[12] Sollten auch diese die Beschwerden nicht genügend mildern, kommt eine Operation in Betracht. Dabei wird der Magen zurück in die Bauchhöhle verlagert und am Zwerchfell befestigt, um ein Zurückrutschen zu verhindern. Diese ist auch für paraösophageale Hernien mit Blutarmut sowie einige Sonderformen der Hiatushernie wie dem „Upside-down“-Magen (der Totalverlagerung des Magens in den Brustkorb mit Verdrängung des Herzens und der Lunge) die empfohlene Therapie. [3]
Wie Hiatushernien müssen Ösophagusdivertikel nur dann behandelt werden, wenn sie Beschwerden verursachen. Dann ist die operative Entfernung des Divertikels angezeigt. Bei den epiphrenischen Ösophagushernien liegt oft eine Grunderkrankung vor, die ursächlich behandelt werden sollte.
Schluckstörungen auf Grundlage neurogener Störungen bedürfen in der Regel logopädischer Betreuung. So wird bei der Parkinson-Krankheit versucht, die Schluckmuskeln zu kräftigen und die Aufmerksamkeit gezielt auf Schluckabläufe zu richten. Ziel ist vor allem, eine Lungenentzündung zu verhindern, die durch verschluckte Speisereste hervorgerufen werden könnte (Aspirationspneumonie) [13]. Diese soll auch beim Schlaganfall vermieden werden. Deshalb wird direkt nach dem Hirninfarkt bei vermuteter oder nachgewiesener Schluckstörung auf die Ernährung auf natürlichem Weg verzichtet und die Nahrung über eine Magensonde zugeführt. Dem schließt sich in der Regel eine logopädische Behandlung an [14].
Zu beachten
Husten allein beim Essen ist in der Regel ein Symptom älterer Menschen. Besonders bei zugrunde liegenden neurologischen Erkrankungen, aber auch bei anderen Ursachen kann es zu einer bereits beschriebenen Lungenentzündung durch verschluckte Speisereste kommen. Prinzipiell sollte bei weiteren Symptomen wie Sodbrennen oder Schmerzen ein Arzt aufgesucht werden, da neurologische wie auch andere Ursachen wie Hiatushernien und Ösophagushernien zumindest ausgeschlossen, andernfalls aber behandelt werden können und sollten.
Bei ausbleibender Behandlung kann es zu verschiedenen Folgeschäden kommen. Beispielsweise kann eine Refluxösophagitis bei einer Hiatushernie zu einer Verengung der Speiseröhre mit Verschlechterung der Beschwerden oder zu einer Zerstörung der Schleimhaut mit Blutungen führen. [3]
Quellenangaben:
- S. Beck, L. Dini, C. Heintze, F. Holzinger, C. Stoeter: „Husten – DEGAM-Leitlinie Nr. 11“, Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin 11/2014, S. 11.
- P. V. Dicpinigaitis: „Cough: an unmet clinical need“, British Journal of Pharmacology 163 (1)/2011, S. 116–124.
- K. Arastéh, H. Baenkler (Hrsg.): Duale Reihe Innere Medizin. Georg Thieme Verlag, 2013, S. 482– 489.
- W. Siegenthaler (Hrsg.): Differentialdiagnose. Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Georg Thieme Verlag, 2005, S. 46.
- G. Herold: Innere Medizin. Herold, Gert, 2014, S. 429.
- Beck (2014): S. 1.
- C. Gleixner, M. Müller, S. Wirth: Neurologie und Psychiatrie. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, 2013, S. 155–160.
- Gleixner (2013): S. 286–289.
- Herold (2014): S. 436–438.
- T. Lenarz, H. Boenninghaus: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Georg Thieme Verlag, 2012, S. 334–335.
- Gleixner (2013): S. 77–83.
- T. Herdegen: Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie. Georg Thieme Verlag, 2010, S. 154–155.
- H. C. Diener, N. Putzki: Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Georg Thieme Verlag, 2008, S. 93.
- Diener (2008): S. 252.
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Veröffentlicht durch: | Erkältet.info-Redaktion |
Erstellt am: | 30.01.2015 |
Zuletzt aktualisiert am: | 01.12.2015 |
Prüfzyklus: | jährlich |
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