Husten: Krankheitstypen
Plötzlicher Husten
Als Husten (lat. Tussis) bezeichnet man die körperliche Antwort auf eine Reizung der Lunge und/oder der Bronchien (tracheobronchiale Reizung), deren Grundlage ein komplizierter Refex darstellt. Dieser dient der mechanischen Reinigung der Atemwege und hat somit eine Schutzfunktion gegenüber dem Eindringen von Fremd- und Schadstoffen (Atemschutzreflex). Aber auch Gefühle, Schmerz oder Temperaturschwankungen können einen Hustenreiz auslösen.
In der Lunge und im Brustkorb (Thorax) werden der Grad der Lungenausdehnung und potenzielle Giftstoffe in der Einatemluft durch spezielle Sensoren erkannt. Die Lungendehnung wird über sogenannte Mechanorezeptoren wahrgenommen, die vor allem auf die Erkennung von mechanischen Veränderungen ausgelegt sind. Durch Chemorezeptoren erkennt der Körper Giftstoffe.
Daran anschießend werden diese Informationen an die Medulla oblongata weitergeleitet, eine Region, die einen mit am weitesten unten gelegenen Teil des Gehirns darstellt. In dieser Gehirnregion, die Atemzentrum genannt wird, wird je nach Zustand der Lunge ein Hustenreflex ausgelöst oder nicht [1].
Abzugrenzen sind in der Medizin der produktive Husten vom trockenen Husten, dem Reizhusten, der ohne Auswurf einhergeht. Der Auswurf bei produktivem Husten kann verschieden farblich sein: glasig über gelblich bei bakteriellen Infektionen bis hin zu rötlich-braun aufgrund von im Auswurf enthaltenen Blutbestandteilen [3].
Ursachen eines plötzlichen Hustens
Typischerweise liegt dem akut einsetzenden Husten das Verschlucken oder Einatmen einer lungenreizenden Substanz, beispielsweise einer ätzenden Chemikalie, oder eines Fremdkörpers zugrunde (Fremdkörperaspiration). Dies geschieht meist in Folge einer „typischen Vorgeschichte“ [3], also z.B. beim Essen, jedoch auch, wenn Säuglinge und Kleinkinder mit kleinen Gegenständen spielen und diese verschlucken [3].
Eine weitere Ursache für einen akut einsetzenden Hustenreiz kann eineunkomplizierte Bronchitis im Rahmen einer Erkältungskrankheit („common cold“, grippaler Infekt) sein. Diese entsteht zu 90% durch eine Infektion mit Viren, z.B. Adeno-, Rhino-, Corona- und Influenzaviren (Auslöser der „echten Grippe“, Influenza). Meist wird der akut einsetzende Husten in diesem Fall von zähem Auswurf, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen begleitet [2].
Auch eine akut einsetzende allergische Reaktion kann plötzlichen Husten verursachen. Diese kann durch eine klassische Typ-1 vermittelte Reaktion vom Soforttyp ausgelöst werden, bei der das Immunsystem innerhalb weniger Sekunden versucht, auf den Allergie-auslösenden Stoff (Allergen) zu reagieren. Meist geschieht dies in Form von plötzlich auftretendem Husten in Kombination mit Juckreiz auf der Haut, Rötungen und Schwellungen, seltener bis hin zu einem allergischen Schockzustand (Anaphylaxie) [3]. Jedoch kann der allergische Husten auch ein Symptom der Erstmanifestation eines Asthma bronchiale sein. Hierbei wäre an Pollen, Hausstaubmilben, Insekten und Tierhaarallergene als wichtigste Auslöser zu denken [2].
Behandlung bei plötzlichem Husten
Bei Verschlucken ist die körperliche Abwehrreaktion, also der spontan einsetzende Husten, die beste Behandlung. Um solche Vorfälle bei Kleinkindern zu vermeiden, wäre es anzuraten, diesen prophylaktisch Spielzeug aus vielen Einzelteilen vorzuenthalten. Bei Verdacht auf Aspiration eines Gegenstandes oder auch von Nahrungsbestandteilen ist ein Kinderarzt aufzusuchen.
Die Beschwerden von Erkältungskrankheiten können mit bewährten Hausmitteln gelindert werden. Zunächst ist es wichtig, reichlich Flüssigkeit zu sich zu nehmen, um den Schleim zu lösen (Sekretolyse) [2]. Zusätzlich können Brustumschläge, Einreibungen mit ätherischen Ölen und Inhalationsmaßnahmen vorgenommen werden.
Die Herstellung eines Brustwickels erfolgt folgendermaßen: Zunächst wird ein Außentuch, z.B. ein großes Badetuch, unter dem Oberkörper des Patienten platziert. Anschließend wird ein etwas kleineres Handtuch in einer Wickellösung getränkt, die aus angenehm temperiertem Wasser (ca. 40°C) und einem Zusatz von Kräuterextrakten (Thymian etc., erhältlich in der Apotheke) hergestellt wird. Das getränkte Tuch wird leicht ausgewrungen und um den Oberkörper des Patienten geschlungen. Anschließend das kleine Tuch mit dem Außentuch bedecken und ca. eine halbe Stunde wirken lassen. Unbedingt geachtet werden sollte auf die Verträglichkeit der Temperatur!
Einreibungen mit ätherischen Ölen fördern eine leichte Reizung und eine Durchblutungssteigerung in den Bronchien. Dadurch kann das Sekret leichter abgehustet werden. Es eignen sich hierfür beispielsweise Eukalyptus-, Thymian-, Pefferminz-, Fenchel- oder Anisöl. Hierbei ist es wichtig, dass die Öle nicht unverdünnt auf die Haut aufgetragen werden.
Zum Einsatz im privaten Umfeld eignen sich ebenfalls Inhalationsmaßnahmen über einem Wasserbad. Dazu können ein Kräutertee oder ätherische Öle (s.o.) mit ca. 1,5 l Wassern aufgegossen werden. Der Patient atmet anschließend den aufsteigenden Dampf tief ein. Vorsicht auch hier, denn es besteht Verbrennungsgefahr [6].
Liegt dem Husten eine allergische Reaktion zugrunde, sollte das auslösende Allergen vermieden werden. Auch besteht die Möglichkeit, leichte Allergien wie den typischen Heuschnupfen (allergische Rhinitis) mit Antihistaminika zu behandeln. Diese bewirken eine Hemmung von Histamin-Rezeptoren, die für die Entstehung einer allergischen Reaktion bedeutend sind. Beispielsweise können hier Ketotifen (Zaditen®??, Ketof®, Ketotifen®) oder Loratadin (Lisino®, Lorano®, Loratadin®) in Tabletten, Brause- oder Saftform vom Arzt verschrieben und bei Bedarf eingenommen werden [4]. Falls ein Asthma bronchiale in Frage kommt, ist dieses unbedingt durch einen Lungenfacharzt abzuklären [2].
Zu beachten
Zum Krankheitsbild einer Bronchitis gehört es dazu, dass der Husten über drei bis vier Wochen anhält. Dauert er jedoch länger an oder kommt hochgradiges Fieber hinzu, kann dies unter Umständen auf eine komplizierte Bronchitis oder eine Lungenentzündung(Pneumonie) hindeuten, welche unbedingt antibiotisch behandelt werden müssen und daher einen Arztbesuch erforderlich machen [3].
Bei Kindern, die nicht geimpft sind, kann akut einsetzender, bellender Husten mit Fieber und Erbrechen möglicherweise erstes Symptom eines Krupps (Diphtherie) oder eines Keuchhustens (Pertussis) sein. Hier ist eine sofortige Arztkonsultation angebracht [2]. Auch ein Pseudokrupp-Anfall wäre denkbar, der von den Symptomen her zusätzlich Heiserkeit mit einschließt und gegen den nicht geimpft werden kann. Hierbei ist es wichtig, das Kind zu beruhigen und eine Diphtherie oder Keuchhusten auszuschließen.
Doch auch beim Erwachsenen darf man den akut einsetzenden Husten als Symptom nicht unterschätzen. In seltenen Fällen kann er, meist in Zusammenhang mit Brustschmerzen, auch auf eine Lungenembolie, also der Verschluss eines zur Lunge hinführenden Gefäßes, einenPneumothorax, worunter das Eindringen von Luft zwischen die innere und die äußere Schicht des Lungenfells verstanden wird, oder ein Geschehen am Herzen (z.B. Herzinfarkt) hindeuten [3][5].
Bleibt der Husten länger bestehen und kommen Symptome wie Gewichtsverlust, Nachtschweiß und Fieber in Kombination mit blutigem Auswurf hinzu, sollten unbedingt weitere diagnostische Schritte erfolgen, um ein Lungenkarzinom, also eine bösartige Erkrankung des Lungengewebes, Bronchiektasen oder eine Lungentuberkulose auszuschließen. Unter Bronchiektasen versteht man Ausweitungen der Lungenhohlräume durch eine Entzündung, deren Ursache angeboren oder erworben sein kann, beispielsweise auf Grundlage der erwähntenTuberkulose. Dies ist eine Infektionskrankheit, die häufig als grippaler Infekt fehlgedeutet wird, jedoch in bestimmten Krankheitsphasen sehr ansteckend ist, was eine ärztliche Konsultation unabdingbar macht [3].
Quellenangaben:
- Rainer Klinke, Hans-Christian Pape, Armin Kurtz, Stefan Silbernagl: Physiologie, Georg Thieme Verlag, 2010, S. 302-307
- Gerd Herold und Mitarbeiter: Innere Medizin, verlegt vom Herausgeber selbst, Köln 2014, S. 346, S. 358-369, S. 877-878, S. 880-881
- Herbert Renz-Polster und Steffen Krautzig: Basislehrbuch Innere Medizin, Elsevier, 2013, S. 37-38, S. 342, S. 377, S. 411, S. 415, S. 424, S. 435, S. 456
- Thomas Karow und Ruth Lang-Roth: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, verlegt vom Herausgeber selbst, Pulheim 2014, S. 329-333
- Ute Jachmann-Jahn: Klinikleitfaden Leitsymptome und Differenzialdiagnosen, Elsevier, 2008, S. 284
- Lektorat Pflege und Dr. med. Nicole Menche: Pflege heute, Elsevier, 2011, S. 310-312
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Veröffentlicht durch: | Erkältet.info-Redaktion |
Erstellt am: | 30.01.2015 |
Zuletzt aktualisiert am: | 10.11.2015 |
Prüfzyklus: | jährlich |
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