Husten Hustenreiz: Im Alltag

Hustenreiz (im Liegen)

© PantherMedia / Karel Miragaya

Reizhusten, der vor allem im Liegen auftritt oder sich im Liegen verstärkt, ist ein quälendes Symptom verschiedener Grunderkrankungen, das den Schlaf der betroffenen Personen erheblich beeinträchtigen kann.

Es gibt verschiedene Ursachen für im Liegen auftretenden Hustenreiz, wie z.B. ein Zurückfließen von Magensaft in die Speiseröhre (gastroösophagealer Reflux) oder eine Verengung der kleinen Atemwege (Asthma bronchiale).

Im Folgenden soll auf Ursachen, Behandlung und zu beachtende Risiken des Hustenreizes im Liegen eingegangen werden.

Ursachen von Hustenreiz im Liegen

Folgende Ursachen können zur Entstehung von Reizhusten, der vor allem im Liegen auftritt, beitragen:

Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD)

Der gastroösophageale Reflux beschreibt ein Krankheitsbild, bei dem es zu einem Zurückfließen von Magensaft in die Speiseröhre kommt. Ursache ist ein unzureichender Verschluss des unteren Schließmuskels der Speiseröhre.
Etwa 20% der westlichen Bevölkerung sind von dieser Erkrankung betroffen. Typische Symptome sind Sodbrennen (in 75% der Fälle), also brennende Schmerzen hinter dem Brustbein. Es kann außerdem zu einem Druckgefühl hinter dem Brustbein und Schluckbeschwerden kommen, auch Schmerzen und Brennen im Bereich des Magens sind in 30% der Fälle vorhanden.
Der im Zusammenhang mit der Erkrankung auftretende Reizhusten entsteht durch Eindringen kleiner Mengen des hochgewürgten Magensaftes in die Luftröhre (Mikroaspiration) oder durch Reizung des Nervus vagus eines Nerven des vegetativen Nervensystems, das sämtliche innere Organe und somit Funktionen wie Atmung, Herz-Kreislauf-Funktionen und Verdauung steuert[1].
Komplikationen der Refluxkrankheit sind Verletzungen der Schleimhaut in der Speiseröhre (Ulcera), ein nächtliches Einatmen des Magensaftes mit folgender Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) und eine Umwandlung der Schleimhautzellen der Speiseröhre (Barrett-Ösophagus), sodass eine Vorstufe zum Speiseröhrenkrebs (Präkanzerose) entsteht[2].

Chronischer Schnupfen oder chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen

Bei chronischem Schnupfen (Rhinitis, z.B. durch eine Verkrümmung der Nasenscheidewand bedingt) oder einer chronischen Entzündung der Nasennebenhöhlen (chronische Sinusitis) kann es im Liegen zu einem Abfließen des Sekrets aus Nase und Nebenhöhlen an der Rachenhinterwand kommen (sinubronchiales Syndrom oder postnasal drip, in ca. 20% der Fälle). In Folge werden sensible Nervenendigungen der Rachenhinterwand gereizt und es kommt zu einem trockenen, anfallsartigen Reizhusten. Bei der Inspektion des Rachens zeigt sich eine Entzündung im Bereich der Rachenhinterwand. Eine HNO-ärztliche Abklärung ist hier angezeigt[3].

Asthma bronchiale

Asthma bronchiale ist eine chronische, entzündliche Erkrankung der Atemwege. Es kommt, meist durch Reizung z.B. durch allergieauslösende Stoffe (Allergene) wie Hausstaubmilben, Pollen etc., zu Anfällen mit Atemnot (Dyspnoe), pfeifendem Atemgeräusch (Giemen) und Husten, die vor allem nachts auftreten. Da in der Nacht und am frühen Morgen der Adrenalinspiegel am niedrigsten ist, kommt es zu einem Überwiegen des parasympathischen Nervensystems (Teil des vegetativen Nervensystems, das vor allem die Organfunktionen im Ruhezustand steuert, z.B. Verdauung, langsamerer Herzschlag) und zu einer Verengung der unteren Atemwege (Bronchokonstriktion).
Bei adäquater Behandlung können Patienten mit Asthma bronchiale eine gute Lebensqualität erreichen, die Lebenserwartung gleicht der eines Gesunden[4].

Herzinsuffizienz

Die Herzinsuffizienz ist definiert als eine Unfähigkeit des Herzens, die erforderliche Blutmenge pro Zeit (Herzzeitvolumen) zu transportieren. Die Ursachen für eine Herzinsuffizienz sind variabel, am häufigsten sind Bluthochdruck (Hypertonie) und eine Einengung der Herzkranzgefäße (koronare Herzerkrankung, KHK).
Zum im Liegen auftretenden Husten kommt es aufgrund einer Insuffizienz der linken Herzkammer, die das sauerstoffhaltige Blut aus der Lunge in die Körperperipherie transportiert (Körperkreislauf). Durch die verminderte Fähigkeit, ausreichend Blut aus der Lunge in die Peripherie zu transportieren, kommt es zu einem Rückstau von Blut in die Lunge und daraufhin zum typischerweise nächtlich auftretenden Husten. Auch hier spielen niedrige Adrenalinspiegel in der Nacht eine Rolle, da Adrenalin zu einer Steigerung des Herzzeitvolumens führt und somit zumindest in Anfangsstadien einer Herzinsuffizienz zu einer Verbesserung der Symptomatik führen kann[5].

Behandlung von Hustenreiz im Liegen

Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD)

Der gastroösophageale Reflux kann einerseits konservativ, andererseits auch operativ behandelt werden.

Zu den konservativen Maßnahmen zählen Allgemeinmaßnahmen (Gewichtsreduktion, kein Konsum von fettreichen Speisen oder kohlensäurehaltigen Getränken, Alkohol und Nikotin am Abend) und die medikamentöse Therapie mit sogenannten Protonenpumpeninhibitoren (PPI, z.B. Omeprazol, Esomeprazol, Pantoprazol) oder Histaminblockern (z.B. Cimetidin, Ranitidin, Nizatidin), die die Bildung von Magensäure reduzieren und damit zu einer Symptomverbesserung führen.
Das Problem des unzureichenden Verschlusses des Speiseröhrenschließmuskels (Ösophagussphinkter) kann jedoch nur durch eine Operation beseitigt werden. Dabei wird der obere Anteil des Magens (Fundus) um den unteren Teil der Speiseröhre geschlungen (Fundoplikatio). Gelangt nun Speisebrei in diesen Magenanteil, der manschettenartig um die Speiseröhre geschlungen wurde, füllt sich diese Manschette und komprimiert den unteren Teil der Speiseröhre, was zu einer Abdichtung führt[6].

Chronische Rhinitis oder Sinusitis

Zu Beginn kommen vor allem bei der chronischen Sinusitis abschwellende Nasentropfen (z.B. Naphazolin, Phenylephrin) zur Anwendung, da die Ausführungsgänge der Nasennebenhöhlen zwischen den Nasenmuscheln liegen und es bei Vergrößerung/Schwellung der Nasenmuscheln zu einem Abflusshindernis des Sekrets aus den Nasennebenhöhlen kommt. Abschwellende Nasentropfen dürfen allerdings höchstens über eine Woche angewendet werden, da es sonst zu einer Schädigung der Nasenschleimhaut kommen kann. Auch eine Wärmebehandlung, z.B. mit Rotlicht erleichtert den Abfluss des Sekrets; bei einer zugrundeliegenden Allergie  sollte eine entsprechende antiallergische Therapie durch einen Allergologen erfolgen.

Eine Beseitigung der Ursache der chronischen Sinusitis kann nur eine Operation im Nasenbereich bringen. Hierbei werden die betroffenen Nasenmuscheln verkleinert (Turbinoplastik), sodass die Ausführungsgänge der Nasennebenhöhlen wieder frei sind und das Sekret abfließen kann[7].

Bei der chronischen Rhinitis stehen die Vermeidung auslösender Faktoren (Pollen, Hausstaubmilben etc.) sowie ebenfalls eine operative Versorgung(z.B. eine Begradigung der Nasenscheidewand) im Vordergrund[8].

Asthma bronchiale

Bei der Therapie des Asthma bronchiale kommen Allgemeinmaßnahmen und Medikamente zum Tragen. Die Allgemeinmaßnahmen beinhalten eine Vermeidung sämtlicher Faktoren, die zu Beschwerden führen (Tierhaarexposition, Hausstaubmilben etc.), die Durchführung einer Hyposensibilisierung (Verabreichung von Allergenen in stufenweise steigender Konzentration, um das Immunsystem an die Allergene zu „gewöhnen“ ), sowie Atemtherapie und die Teilnahme bei Lungensportgruppen.

Medikamente kommen in Form eines Sprays (Aerosols) zum Einsatz, das eingeatmet wird (inhalative Anwendung).

Es wird unterschieden zwischen schnell wirksamen Aerosolen mit sogenannten beta-Adrenergika (z.B. Salbutamol, Fenoterol, Salmoterol), die bei Atemnot eingesetzt werden und zu einer Erweiterung der Atemwege führen („Reliever“) und einer Dauertherapie mit inhalativem Cortison (z.B. Budesonid, Fluticason, Beclometason), das die allergische Komponente der Erkrankung kontrolliert („Controller“). Außerdem gibt es Kombinationspräparate aus beiden Medikamentengruppen (z.B. Beclometason & Formoterol, Budesonid & Formoterol, Fluticason & Salmeterol), bei denen langwirksame beta-Adrenergika zugegeben sind und es somit zu einer länger andauernden Erweiterung der Atemwege komm[9].

Herzinsuffizienz

Die Therapie der Herzinsuffizienz ist sehr komplex und wird unterschieden in kausale Therapie (das heißt die Krankheitsursache wird behandelt) und symptomatische Therapie (Behandlung der Symptome, die Ursache bleibt bestehen).

Zur kausalen Therapie zählen beispielsweise die Einstellung des Blutdrucks bei Bluthochdruck, die Behandlung der koronaren Herzerkrankung oder die Beseitigung von Herzrhythmusstörungen.

Die symptomatische Therapie kann weiter unterteilt werden in Allgemeinmaßnahmen (Verminderung der Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Rauchstopp, Sport, etc., Weglassen von Medikamenten, die eine Herzinsuffizienz begünstigen, Einstellung der Salze im Blut [Elektrolyte], Vorbeugen von Blutgerinnselbildung bei bettlägerigen Patienten durch Spritzen mit gerinnungshemmendem Wirkstoff [Heparin]) sowie in eine medikamentöse und elektrische Therapie

Medikamente sollen vor allem die Auswurfleistung, d.h. die Menge des Blutvolumens, das pro Minute durch den Körper gepumpt wird, des Herzens verbessern und den Druck, gegen den das Herz arbeiten muss oder das für die Herzleistung zu große Volumen, das zum Herzen zurückfließt, verringern (Verringerung von Vor- und Nachlast).

Die elektrische Therapie mittels kardialer Resynchronisationstherapie (CRT) oder implantierbaren Kardioverter-Defibrillator (ICD) soll zu einergleichmäßigen Kontraktion aller Herzmuskelzellen führen und damit ebenfalls die Auswurfleistung verbessern. Dazu wird ein kleines Gerät, ähnlich wie ein Herzschrittmacher, implantiert, welches ein Kammerflimmern registrieren und durch Abgabe eines Stromstoßes die Herzmuskelzellen in einen normalen Rhythmus zurückführen kann (gleiches Prinzip wie die Defibrillation während der Wiederbelebung) [10].

Zu beachten

Bei welchen Anzeichen/zusätzlichen Symptomen bzw. nach welcher Zeitdauer sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden?

Ein Arzt sollte dann aufgesucht werden, wenn der Hustenreiz im Liegen nicht im Zusammenhang mit einer akuten Rhinitis oder Sinusitis auftritt und länger als drei Tage anhält. Auch bei Begleitsymptomatik wie Luftnot, Brustschmerzen oder Abhusten von Blut sollte unbedingt ein Arzt kontaktiert werden.
Bei bekannter Grunderkrankung (z.B. Herzinsuffizienz) und Verschlechterung der Symptome ist ebenfalls ein Arztbesuch anzuraten, da möglicherweise die Therapie noch nicht optimal eingestellt ist.