Husten In der Nacht: Krankheitstypen

Dauerhusten (nachts)

© PantherMedia / Karel Miragaya

Von chronischem Husten (Dauerhusten) wird gesprochen, wenn der Husten länger als 8 Wochen andauert. Mit ihm gehen viele verschiedene Krankheiten einher. Zunächst kann es hilfreich sein, eine Einteilung in trockenen, unproduktiven Husten (ohne schleimigen Auswurf) und produktiven Husten (mit schleimigen Auswurf) vorzunehmen. Anhand dessen lassen sich verschiedene Ursachen zuordnen. Vor allem ist es der trockene Reizhusten, der die drei häufigsten Ursachen eines chronischen Hustens ausmacht: dasPostnasal-drip-Syndrom (PND), ein gastroösophagealer Reflux (GERD) oder Asthma [1]. Ein produktiver Husten kennzeichnet z. B. meist die ebenfalls häufig auftretende chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), wobei er verbunden mit dieser Krankheit meist am Morgen nach dem Aufstehen auftritt, demnach also nicht Thema dieses Artikels ist.

Im Folgenden werden die verschiedenen Ursachen nächtlichen Hustens kurz erläutert und einige Tipps zu Behandlungsmöglichkeiten gegeben.

Ursachen des Dauerhustens nachts

Beim Asthma müssen zwei verschiedene Typen, die beide Husten in der Nacht verursachen können, unterschieden werden. Zum einen gibt es das Asthma bronchiale, bei dem eine besondere Hustenvariante existiert, und zum anderen das Asthma cardiale, das durch bestimmte Herzerkrankungen hervorgerufene Symptombild des Asthmas.

Asthma ist eine chronische, entzündliche Erkrankung der Atemwege, die durch eine bronchiale Überempfindlichkeit (Hyperreagibilität) und eine damit verbundene, variable Atemwegsobstruktion (Verengung der Atemwege) charakterisiert ist [2]. Typische Symptome eines Asthmaanfalls sind Luftnot, Giemen (Ausatemgeräusch), Brustenge und Husten. Es gibt allerdings auch eine Form des Asthmas, die hauptsächlich durch Husten gekennzeichnet ist. Die Betroffenen husten besonders nachts, meist zwischen zwei und vier Uhr [3].

Unter Asthma cardiale versteht man durch Linksherzinsuffizienz auftretende asthmaähnliche Symptome. Ca. 10 Millionen Menschen leben in Europa mit einer Herzinsuffizienz [4]. Durch eine Schwäche des Herzens, das für den Körper notwendige Blut in den Körperkreislauf zu pumpen, kommt es zum sogenannten Rückwärtsversagen und zur Lungenstauung [5]. Dies bedeutet, dass sich das Blut in den zum Herzen führenden Gefäßen der Lunge ansammelt, der Druck in diesen somit steigt und es zum Austritt von Flüssigkeit und Blutbestandteilen (Transsudat) in die Lungenbläschen (Alveolen) kommt. Eine Bronchialobstruktion (Verengung) kann die Folge sein. Die Schwerkraft des Blutes wirkt dem tagsüber etwas entgegen. Anders verhält es sich allerdings bei Nacht; der Husten und die Atemnottreten demnach vor allem hier auf. Weitere Symptome können eine Halsvenenstauung oder Wassereinlagerungen (Ödeme) an den Unterschenkeln sein.

Wird der Husten durch in die Luftröhre zurücklaufenden (regurgitierenden) Mageninhalt, vor allem Magensäure, hervorgerufen, wird von einer gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) gesprochen, von der ca. 20% der Bevölkerung der westlichen Industrieländer betroffen sind [6]. Abermals bedingt durch die Schwerkraft, erleichtert das Liegen in der Nacht das Zurücklaufen der Magensäure. Diese reizt Rezeptoren im oberen Atmungstrakt und im Kehlkopf, wodurch der Husten entsteht [7]. Begleitende Symptome können Sodbrennen,Luftaufstoßen, Schluckbeschwerden und Übelkeit sein.

Um ein Postnasal-drip-Syndrom handelt es sich, wenn Flüssigkeit aus dem Nasenrachenraum in die Luftröhre läuft und dort sowie in den oberen Bronchien einen Hustenreiz auslöst [8]. Dieses Syndrom tritt typischerweise bei Erkältungskrankheiten, Heuschnupfen oder anderen, nichtallergischen Erkrankungen auf. Neben dem Husten werden außerdem Räusperzwang und die durch die eigentlich zugrunde liegende Krankheit hervorgerufenen Symptome beschrieben, z. B. tränende Augen oder eine verstopfte Nase.

Behandlung des chronischen Hustens

Eine kausale Therapie, d. h. das Bekämpfen der den chronischen Husten verursachenden Krankheit, sollte bei der Behandlung im Vordergrund stehen. Dies liegt meist in der Hand des behandelnden Arztes. Daneben gibt es allerdings einige Möglichkeiten, um zumindest den Hustenreiz zu lindern und so evtl. das Schlafen zu erleichtern oder überhaupt zu ermöglichen.

Hilfreiche Maßnahmen zur kurzfristigen Hustenlinderung bei Nacht (einzunehmen/anzuwenden nach Möglichkeit vor dem Schlafengehen):

Hausmittel/Heilmittel

Warme Milch mit Honig

Die warme Milch kann mit etwas Honig versetzt werden. Dem Honig wird eine heilsame Wirkung nachgesagt, da er antimikrobielle (bakterizide), antioxidative und zentral hustenstillende (antitussive) Eigenschaften haben soll [9].
Zusätzlich kann die Wärme der Milch beruhigend auf die Bronchien wirken.

Zwiebelsaft

Die nötigen Zutaten für den Zwiebelsaft sind leicht erhältlich und sehr preiswert. Die Zwiebel sollte klein gehackt und mit Zucker versetzt in einem Topf erwärmt werden. Danach kann die dabei entstandene Flüssigkeit gefiltert und mehrmals am Tag eingenommen werden. Wirkstoffe der Zwiebel wie schwefelhaltige Verbindungen und Flavonoide sollen eine keimtötende und leicht antientzündliche Wirkung haben [10].

Homöopathische Mittel

Homöopathische Mittel können ebenfalls hilfreich sein. Bei der Wahl der richtigen Globuli oder Tropfen können die Apotheke oder ein homöopathischer Arzt beraten.

Inhalieren

Zum Inhalieren werden eine mit heißem Wasser gefüllte Schüssel, ein Handtuch und ein entsprechender Aufguss benötigt, wie beispielsweise Salbei. Dieser wird besonders bei trockenem Husten als sehr angenehm empfunden, da er eine reizmildernde und entzündungshemmende Wirkung hat.

Medikamentöse Hilfsmittel

  • Hustenlösende Wirkstoffe sind beispielsweise Acetylcystein (z. B. ACC akut, NAC Sandoz Hustenlöser, NAC-ratiopharm akut),Ambroxol (z. B. Ambrohexal Hustensaft, Ambroxol-Ratiopharm Hustensaft, Mucosolvan Saft) oder Bromhexan (Bromhexin 12 Bc Tropfen, Bromhexin Krewel Meuselbach Tropfen, Bromhexin 8 Berlin Chemie). Diese werden vor allem bei produktivem Husten eingenommen.
  • Bei sehr starkem, schmerzhaftem Husten können zentral wirksame Hustenstopper mit Wirkstoffen wie Codein (z. B. Azur compositum SC, Bronchicum Mono Codeintropfen, Codeintropfen Hexal) oder Dextromethorphan (z. B. Basoplex Erkältungskapseln, Wick Hustensirup, Hustenstiller-ratiopharm Dextromethorphan) genutzt werden.

Pflanzliche Wirkstoffe

  • Liegt ein trockener, unproduktiver Husten vor, empfehlen sich Phytopharmaka (Arzneimittel pflanzlichen Ursprungs) mitschleimbildenden Wirkstoffen (Mucilaginosa) wie Eibischwurzel (z. B. Imupret N Dragees, Phytohustil Hustenreizstiller, Bronchostop Thymian Eibisch Hustensaft). Die enthaltenen Schleimstoffe wie Galacturonorhamnane und Arabinogalactane sowie Flavonoide legen sich wie ein Schutzfilm über die gereizten Schleimhäute und stimulieren die eigene Schleimproduktion der Bronchialschleimhaut [11].
  • Ist der Husten eher produktiv, können Thymian (z. B. Hustagil Thymian Hustensaft, Bronchicum, Bronchipret Saft) oder Efeu(Bronchicum Elixir, Bronchipret Saft, Prospan Hustensaft) enthaltende Phytopharmaka hilfreich sein (oft sind beide Wirkstoffe enthalten). Beide haben eine schleimlösende (sekretolytische), entzündungshemmende und reizmildernde Wirkung, wofürSaponine und ätherische Öle verantwortlich gemacht werden.

Der Hustenvariante des Asthmas kann, ebenso wie dem normalen Asthma bronchiale, durch inhalative Glukokortikoide (z. B. Pulmicort, Symbicort, Axotide) oder Leukotrienantagonisten (z. B. Singulair, Montelukast Hormosan, Montelair Hexal) entgegengewirkt werden [12]. Beide Substanzen wirken antientzündlich (antiinflammatorisch), wodurch die gereizte und geschwollene Schleimhaut der Bronchien beruhigt werden soll.

Bei einer bestehenden Herzinsuffizienz sind die Patienten meist schon in Behandlung eines Kardiologen. Sollte dies noch nicht der Fall sein und eine Insuffizienz vermutet werden, sollte das schnellstens geändert werden. Verschiedene Ziele werden bei der Therapie einer Herzinsuffizienz verfolgt, wie die Senkung der Sterblichkeit und der Krankenhausaufenthalte, die Hemmung des Fortschreitens der Krankheit und die Besserung der Symptome. Ziel der vom Arzt angesetzten medikamentösen Behandlung ist es meist, die Flüssigkeitsretention (Zurückhalten von Wasser) im Körper und Umbauprozesse am Herz-Kreislauf-System zu hemmen [13]. Folgende Allgemeinmaßnahmen können ein guter Grundbaustein für jede Therapie sein:

  • Gewichtsabnahme
  • geringe Kochsalzzufuhr, da durch zu viel Salz der Blutdruck beeinflusst werden kann (steigt an) und somit das Herz zusätzlich belastet wird
  • Verringerung koronarer (das Herz betreffender) Risikofaktoren wie Rauchen, Alkohol, fettreiches Essen
  • keine Reisen in große Höhe, feuchtes oder heißes Klima, da dies ebenfalls das Herz und den ganzen Kreislauf zusätzlich belasten kann

Ebenso gibt es medikamentöse und nichtmedikamentöse Maßnahmen für die Behandlung der gastroösophagealen Refluxkrankheit.
Nichtmedikamentöse Maßnahmen können sein:

  • leichte Oberkörperhochlagerung beim Schlafen (Erschweren des Reflux durch zu Hilfenahme der Schwerkraft)
  • Verzicht auf Nikotin und Alkohol (reizen beide den Magen zusätzlich und stimulieren die Magensäureproduktion)
  • Nicht gleich nach dem Abendbrot zu Bett gehen, da die Nahrung erst verdaut werden muss und es dabei zur vermehrten Magensäureproduktion kommt
  • Vermeiden von zu viel Stress (kann auch zur gesteigerten Produktion führen)

Zur medikamentösen Hilfe werden meisten Protonenpumpeninhibitoren (PPI), wie Pantoprazol, Omeprazol oder Lansoprazol, verschrieben [14], welche die Magensäureproduktion hemmen.

Bei der Behandlung des Postnasal-drip-Syndroms wird versucht, die nasale Schleimproduktion zu reduzieren. Dies kann durch nasal applizierbare Glukokortikoide (z. B. Nasonex, Rhinocort, Beconase) erreicht werden, die ähnlich wie beim Asthma die gereizten Schleimhäute zum Abschwellen bringen sollen. Vor allem aber ist es ratsam, die vorliegende Grunderkrankung, wie eine Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung) oder eine Rhinitis (allergisch oder nichtallergisch bedingte Entzündung der Nase), einem Arzt vorzustellen.

Zu beachten

In jedem Falle sollte bei lange Anhaltendem, sich nicht besserndem Husten, oder einer schon lange verstopften Nase (Postnasal-drip-Syndrom) der Rat eines Arztes hinzugezogen werden, um mögliche Ursachen zu finden.

Bei Asthmatikern empfiehlt es sich, in Anbetracht dessen, dass es zu einem akuten Asthmaanfall kommen könnte, einNotfallmedikament (z. B. ein Glukokortikoid-Inhalationsspray) immer griffbereit zu haben. Zusätzlich können viel frische Luft und eineangemessen sportliche Betätigung vorbeugend wirken.
Vom Asthma cardiale sind vor allem ältere Menschen betroffen. Während bei den 45- bis 55-Jährigen weniger als 1 Prozent daran leiden, steigt dieser Anteil auf über 10 Prozent bei den über 80-Jährigen [15]. Spätestens bei einem akuten Herzinsuffizienzanfall, gekennzeichnet durch starke Luftnot und evtl. sich blau färbender Haut (Zyanose), sollte der Notarzt gerufen werden, da es sich hier um einen ernst zu nehmenden Notfall mit hohem Mortalitätsrisiko (Sterblichkeitsrisiko) handelt.
Raucher, Alkoholiker, adipöse und gestresste Menschen sind es, die ein erhöhtes Risiko für die GERD haben. Bei dauerhafter Magensäureüberproduktion kann dies erhebliche Schäden mit sich bringen, wie eine Geschwürbildung (Ulcus), eine dauerhafteEntzündung der Speiseröhre (Ösophagus) und damit verbunden die Entstehung eines Barret-Ösophagus. Der Barret-Ösophagus ist ein Vorstadium eines bösartigen Tumors (Präkanzerose) und entsteht durch entzündlich bedingte Umbauprozesse der Schleimhaut [16].