Husten Reizhusten: Klassische Arzneimittel
"Codein" gegen Reizhusten
Codein ist ein natürlicher Bestandteil des Opiums, das aus dem Saft der Kapseln des Schlafmohns (Papaver somniferum) gewonnen wird. Der Wirkstoff wird häufig zur symptomatischen Behandlung von trockenem Reizhusten eingesetzt.
Der folgende Text liefert einen Überblick über die medizinischen Fakten, die Wirkungsweise von Codein, Anwendung und Dosierung, Wechselwirkungen und unerwünschte andere Wirkungen (früher: Nebenwirkungen) sowie Gegenanzeigen und Warnhinweise.
Medizinische Fakten
Aufgrund des vergleichsweise ungünstigen Nebenwirkungsprofils muss der Einsatz von Codein bei Reizhusten stets gründlich durchdacht werden. Neben der hustenstillenden (antitussiven) und schmerzlindernden (analgetischen) Wirkung von Codein können auch für den Patienten sehr unangenehme Effekte wie Verstopfung (Obstipation) und Müdigkeit (Sedierung) auftreten. Gefährlich werden können aber vor allem die mögliche Unterdrückung des Atemreflexes (Atemdepression) sowie die Verlangsamung des Herzschlags (Bradykardie). Außerdem besitzt Codein aufgrund seiner euphorisierenden Komponente ein nicht unerhebliches Abhängigkeitspotential.
Außerdem ist zu beachten, dass Reizhusten immer nur ein Symptom und keine eigenständige Erkrankung ist. Eine gewissenhafte Abklärung der Ursache durch einen Arzt ist unerlässlich. Häufig beginnt eine Erkältung mit trockenem, sehr lästigem Reizhusten, der durch den Einsatz von Hustenstillern (Antitussiva) gelindert werden kann. Stellt sich jedoch nach etwa 2-3 Tagen ein produktiver Husten mit Schleimbildung ein, ist Vorsicht geboten. Das Abhusten des Bronchialsekrets darf tagsüber keinesfalls unterdrückt werden. Ein Sekretstau in der Lunge behindert die Atmung und bietet Bakterien optimale Lebensbedingungen.
Tritt der Reizhusten ohne weitere Erkältungssymptome auf und bleibt über Tage und Wochen bestehen, müssen mögliche Grunderkrankungen wie Asthma bronchiale, COPD (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung), Allergien oder Säurerückfluss (gastroösophageale Refluxerkrankung) ausgeschlossen werden.[1]
Wirkungsweise von Codein
Codein kommt außer bei Reizhusten auch als schmerzstillendes Mittel (Analgetikum) zum Einsatz. Im menschlichen Körper wird Codein durch ein bestimmtes Enzym (CYP2D6) chemisch verändert (demethyliert). Dabei entsteht als Abbauprodukt (Metabolit) u.a. Morphin, das sowohl die hustenstillenden als auch die schmerzlindernden Effekte des Codeins ausmacht. Morphin wirkt an Opioidrezeptoren (Andockstellen an einer Zelle für opioidhaltige Medikamente), die beispielsweise am Hustenzentrum im Gehirn (Medulla oblongata) zu finden sind und unterdrückt dort den Hustenreflex.
Dieses spezielle Enzym, das Codein in Morphin umwandeln kann, ist jedoch individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt (genetischer Polymorphismus). Daher können von Mensch zu Mensch deutlich abweichende Morphinkonzentrationen im Blut (Morphin-Plasmaspiegel) erreicht werden, was die Dosisfindung nicht ganz einfach macht. Es muss einerseits zwar eine ausreichende antitussive (und/oder analgetische) Wirkung erzielt werden, andererseits dürfen keine Zeichen einer Überdosierung auftreten. Da Tests zur Ermittlung der Enzymaktivität äußerst kostspielig sind, kommt theoretisch nur eine langsame Dosissteigerung in Frage, um das rechte Maß zu ermitteln – ein Verfahren, das sich in der Praxis nur schwer umsetzen lässt. Daher muss das Nutzen-Risiko-Verhältnis für Codein kritisch beurteilt werden, insbesondere bei Kindern. [2][3] [4]
Anwendung und Dosierung
Bei der Anwendung verschreibungspflichtiger Arzneimittel sind die Dosierhinweise des Arztes stets genauestens zu befolgen. Falls nicht anders verordnet, gelten folgende Regeldosen:
Kinder von 2-6 Jahren nehmen als Einzeldosis 3-5 mg Codein ein. Die Tagesmaximaldosis liegt bei 20 mg.
Für Kinder von 6-12 Jahren gilt eine Höchstmenge von 60 mg in 24 Stunden, verteilt auf bis zu 4 Gaben á 5-15 mg.
Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren dürfen 15-44 mg als Einzeldosis verwenden, über den Tag verteilt ist eine Gesamtmenge von 176 mg nicht zu überschreiten.
Zwischen den Einzelgaben sind mindestens 6-8 Stunden Abstand einzuhalten. Codein sollte möglichst nur zur Nacht eingenommen werden, um Gewöhnungseffekte zu vermeiden. Die Anwendungsdauer sollte 14 Tage ohne erneute Rücksprache mit dem behandelnden Arzt nicht übersteigen.
Anmerkung: Derzeit wird das Nutzen-Risiko-Verhältnis der Anwendung von Codein bei Reizhusten bei Kindern von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) neu bewertet. Änderungen der Dosierempfehlungen, Einschränkungen der Indikation etc. sind daher jederzeit möglich.[3]
Wechselwirkungen und unerwünschte andere Wirkungen
Da das Enzym CYP2D6 von entscheidender Bedeutung für die Wirkung bzw. Metabolisierung von Codein ist, sind grundsätzlich Wechselwirkungen mit allen Medikamenten zu erwarten, die die Aktivität dieses Enzyms hemmen (inhibieren) oder steigern (induzieren) oder ebenfalls über CYP2D6 verstoffwechselt werden (kompetitive Hemmung). [5]
Bei gleichzeitiger Einnahme von Codein mit anderen zentral dämpfenden Stoffen (z.B. Alkohol, Schlaf- und Beruhigungsmittel, Medikamente gegen Allergien) sowie bestimmter Antidepressiva werden die unerwünschten anderen Wirkungen von Codein verstärkt. Dies sind u.a. folgende:
sehr häufig (mehr als 1 von 10 Behandelten): Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung
häufig (1 bis 10 von 100 Behandelten): Kopfschmerzen, Schläfrigkeit
gelegentlich (1 bis 10 von 1000 Behandelten): Schlafstörungen, Kurzatmigkeit, Mundtrockenheit, Nesselsucht (Urtikaria), Pruritus (Juckreiz)
selten (1 bis 10 von 10000 Behandelten): schwere allergische Reaktionen
ohne Angabe der Häufigkeit (Quantifizierung aufgrund der Datenlage nicht möglich): Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis), Hypotonie (zu niedriger Blutdruck), verlangsamte Atmung (Atemdepression), Ausschlag [6]
Gegenanzeigen und Warnhinweise
Codein darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen einen der Bestandteile des Medikaments, Ateminsuffizienz (unzureichende Atmung),Atemdepression, Pneumonie (Lungenentzündung), beim akuten Asthmaanfall,Koma, tiefer Bewusstlosigkeit sowie bei Kindern unter 12 Jahren und Schwangeren kurz vor der Entbindung.
Codein darf nur nach strenger Nutzen-Risiko-Bewertung angewendet werden bei Opioidabhängigkeit, Bewusstseinsstörungen, Störungen des Atemzentrums und der Atemfunktion, chronischen Lungenerkrankungen (Asthma bronchiale, COPD),Krampferkrankungen (z.B. Epilepsie), eingeschränkter Nierenfunktion, Schwangeren und älteren Patienten. Auch stillende Mütter sollten auf die Einnahme von Codeinpräparaten möglichst verzichten, insbesondere, wenn der Säugling unter Atemschwierigkeiten leidet.
Die Einnahme von Codein kann die Reaktionsfähigkeit deutlich vermindern. Die Teilnahme am Straßenverkehr sowie das Bedienen schwerer Maschinen sind zu vermeiden. [6] [7]
Quellenangaben:
- Sabine Bender: "Husten: Natürliche oder doch besser synthetische Mittel? Die PTA in der Apotheke", S. 12
- Ernst Mutschler, Arzneimittelwirkungen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 9. Auflage, 2008, S. 234 f., S. 114 f.
- Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte:, http://www.bfarm.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/mitteil2014/pm06-2014.html., 25. Dezember 2014
- Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker:, http://www.abda.de/amk-nachricht/artikel/3513-information-codein-haltige-arzneimittel-anwendungsbeschraenkung-bei-kindern-und-weitere-sich/., 25. Dezember 2014
- Frank König, Wolfgang Kaschka: Interaktionen und Wirkmechanismen ausgewählter Psychopharmaka, Georg Thieme Verlag, 2003, S. 7 ff.
- Aristo Pharma GmbH: "Fachinformation Tryasol Codein Forte", 2013
- Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité - Universitätsmedizin Berlin:, http://www.embryotox.de/codein.html., 25. Dezember 2014
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Veröffentlicht durch: | Erkältet.info-Redaktion |
Erstellt am: | 30.01.2015 |
Zuletzt aktualisiert am: | 13.11.2015 |
Prüfzyklus: | jährlich |
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Zuletzt aktualisiert am: | 13.11.2015 |
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