Husten Reizhusten: Klassische Arzneimittel

Reizhusten und "Paracodin"

© PantherMedia / Alice Day

Paracodin ist ein Medikament, welches bei starkem Reizhusten, aber auch bei der Schmerzbehandlung zum Einsatz kommt.[1]

Im Folgenden wird näher auf die medizinischen Fakten, die biologischen Zusammenhänge sowie auf die möglichen Risiken bei Einnahme dieses Arzneimittels eingegangen.

Medizinische Fakten

Paracodin gehört zu Gruppe der Hustenstiller (Antitussiva) und findet insbesondere bei starkem unproduktivem Husten (Reizhusten ohne Auswurf) Anwendung.[2]

Der Wirkstoff dieses Medikaments ist das sogenannte Dihydrocodein, welches durch die Sättigung einer Doppelbindung aus Codein hervorgeht. Codein selbst ist ein natürlicher Bestandteil des Opiums und wird durch einen Methylierungsprozess (die Übertragung einer Methylgruppe (–CH3)) aus Morphin gewonnen. Findet jedoch eine Acetylierung (die Übertragung einer Acetylgruppe (CH3CO-)) an gewissen Stellen des Morphins statt, würde die sehr stark suchterzeugende Droge Heroin entstehen. Das Morphin wird aus Opium bzw. aus dem Saft der Kapseln des Schlafmohns (Papaver somniferum) extrahiert.[3]

Codein bzw. Dihydrocodein gehören folglich zur Gruppe der (schwachen) opiumhaltigen Medikamente (Opioide) und haben demnach eine, wenn auch nur schwache suchterzeugende Wirkung mit Missbrauchspotenzial. Die potentielle Gefahr einer psychischen Sucht bzw. physischen Abhängigkeit steigt direkt proportional mit der schmerzstillenden (analgetischen) Stärke eines Opioids und wird von einer ganzen Reihe weiterer Faktoren wie z. B. die Dauer der Einnahme oder die psychische Verfassung des Patienten beeinflusst. Nach längerer Verwendung insbesondere von starken Opioiden, kann das abrupte Absetzen zu Entzugssymptomen führen. Deshalb sollte in einem solchen Fall die Beendigung der Therapie immer schrittweise bzw. ausschleichend erfolgen.[2]

Wirkungsweise bei Reizhusten und Schmerzen

Die Wirkmechanismen von Morphin und damit auch von Dihydrocodein sind äußerst vielfältig und deren komplette Beschreibung würde den Rahmen dieses Textes sprengen. Daher werden hier nur die folgenden drei, sehr wesentlichen erwähnt.

analgetischer Wirkmechanismus :

Die schmerzstillende Wirkung beruht einerseits auf einer Hemmung der Reizübertragung im Rückenmark durch Verminderung der Neurotransmitterausschüttung (Botenstoffe) und einer Abnahme der Transmitterwirkung auf die nachgeschalteten bzw. reizaufnehmenden Nerven. Andererseits verändert es die Wahrnehmung und Bewertung der eintreffenden Schmerzreize, indem Morphin die zentralen Schaltzellen der Schmerzverarbeitung beeinflusst. Durch diese Mechanismen kann der Patient den Schmerz zwar noch lokalisieren, empfindet ihn jedoch nicht mehr so intensiv bzw. unangenehm.[3]

hustenstillender Wirkmechanismus:

In den Schleimhäuten der Atemwege befinden Rezeptoren welche auf diverse Reize (z. B. Staub, Entzündungen) reagieren und dem entsprechende Impulse über Nervenfasern an das reflektorische Hustenzentrumim Gehirn weiterleiten. Wird nun eine bestimmte Reizschwelle überschritten, wird von dort aus ein reflektorischer Husten ausgelöst. Die durch Morphin ausgelöste Dämpfung dieses reflektorischen Hustenzentrums hat die antitussive Wirkung zur Folge.[3]

psychischer Wirkmechanismus:

In einem besonderen Hirnareal, dem sogenannten Nucleus accumbens, steigert Morphin die Ausschüttung des Botenstoffes Dopamin, was ein Gefühl des Wohlbefindens bzw. der Entspannung zur Folge hat.[3]

Die schlafanstoßende bzw. beruhigende (sedierend) Eigenschaft, kommt durch die Wirkung des Morphins auf die Formatio reticularis zu stande.[3]

Wie bereits erwähnt, besitzt Dihydrocodein eine schmerzstillende (analgetisch) und hustenreizunterdrückende (antitussiv) Wirkung, welche therapeutisch ausgenutzt wird. Ist der Husten allerdings produktiv (mit Auswurf), sollte er, um das Abhusten von Schleim nicht zu beeinträchtigen, zumindest tagsüber nicht unterdrückt werden. Da dieses schwache Opioid auch eine schlafanstoßende Wirkung hat, ist es günstig, wenn die Einnahme abends (z. B. vor dem Schlafengehen) erfolgt.[2]

Anwendung und Dosierung

Die Einnahme erfolgt meist in Form von gebrauchsfertigen Tropfen, welche bei Bedarf auch mit Speisen oder Flüssigkeiten vermengt werden können. Da Dihydrocodein auch bei (schmerzhaften) Reizhusten meist in dieser Darreichungsform Anwendung findet, wird hier nur auf die Dosierung der Paracodintropfen eingegangen.

Die Dosierung ist je nach Alter, Körpergewicht, Ausprägung und Frequenz des Reizhustens, sowie nach bestimmten Vorerkrankungen und Allgemeinzustand des Patienten innerhalb gewisser Grenzen, vom Arzt individuell anzupassen.[4]

Dosierung:

  • Jugendliche (ab 12 Jahren) sowie Erwachsene (38- 65 kg): 16-48 Tropfen bis zu 3-mal täglich
  • Medikamente, welche Codein beinhalten, dürfen bei Kindern nicht angewendet werden.

Die Dauer der Behandlung wird vom behandelnden Arzt bestimmt, sollte jedoch einige Tage nicht überschreiten.[5]

Diese Angaben können keinesfalls die Dosierungsanweisung durch einen Arzt ersetzen.

Nebenwirkungen und Wechselwikungen

Neben der Sucht- und Toleranzentwicklung kann die Einnahme von Paracodin bzw. Dihydrocodein zu weiteren Nebenwirkungen wie Verstopfung (Obstipation) oder Übelkeit (Nausea) führen. Unter Toleranzenwicklung, wird in der Pharmakologie die Gewöhnung bzw. die Erhöhung der Empfindlichkeitsschwelle gegenüber einem Wirkstoff verstanden. Das hat zur Folge, dass es, um eine gleichbleibende Wirkung zu erreichen, einer immer höheren Dosis bedarf. Beobachtet wurden außerdem, wenn auch weitaus seltener, allergische Reaktionen, Funktionsstörungen der Augen, Gesichtsfeldausfälle (Skotom; bezeichnet eine Sehstörung in einem Teil des Gesichtsfeldes) und einige weitere unerwünschte Wirkungen.[4]

Die gleichzeitige Einnahme anderer Medikamente, ist unbedingt vor Therapiebeginn mit dem behandelnden Arzt abzuklären, da es zu einer Reihe von Wechselwirkungen kommen kann.

Hier seien nur einige exemplarisch genannt:

Beruhigungs- oder Schlafmittel und auch andere dämpfende Medikamente wie z. B. Mittel zur Allergiebehandlung (Antihistaminika) können in Kombination mit Paracodin eine ausgeprägte Müdigkeit und sogar Benommenheit hervorrufen.[5]

Durch diverse Antidepressiva (Mittel gegen Depression) kann die Beeinträchtigung der Atmung verstärkt werden. Darüber hinaus sind in dieser Kombination nicht vorhersehbare Wechselwirkungen möglich, daher darf Paracodin erst frühestens zwei Wochen nach Ende einer Therapie mit MAO-Hemmern (Antidepressiva) verwendet werden.[6]

Die Wirkung zusätzlich eingenommener Schmerzmittel wird verstärkt.[6]

Der gleichzeitige Konsum von Alkohol, verringert das Konzentrationsvermögen sowie die Fähigkeit komplexe Aufgaben zu lösen, wesentlich stärker als die einzelnen Stoffe unabhängig voneinander.[6]

Gegenanzeigen und Warnhinweise

Aufgrund der Gefahr einer Abhängigkeit fällt Dihydrocodein in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetzt und unterliegt somit bestimmten Kontrollen.

Nicht eingenommen werden sollte dieses Arzneimittel z. B. bei:

  • Störungen des Bewusstseins
  • in der ersten Schwangerschaftshälfte
  • bei eingeschränkter Leberfunktion
  • bei grünem Star
  • bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
  • bei anamnestischen Drogen- oder Alkoholabusus[4]

 

Alternativen

Alternative Präparate sind: DHC Mundipharma® sowie Tiamon® Mono retard Retardkapseln.