- Nach dem Stress ist vor der Krankheit

Junge kranke Frau

Junge kranke Frau

© panthermedia.net / Meggan

Es ist ein häufiges Phänomen der heutigen Zeit: Nach einer stressigen Zeit steht eine Erholungsphase an und plötzlich setzen Kopfschmerzen, Halsschmerzen oder Unwohlsein ein. Diese Symptome können die Vorboten einer ausgewachsenen Grippe oder anderen Krankheiten sein, die besonders häufig nach Stress entstehen. Über 250 000 Menschen leiden regelmäßig unter Erkrankungen, die in Ruhephasen ausbrechen. In Studien wird sogar von einer 3%-prozentigen Häufigkeit in der Bevölkerung ausgegangen. Genannt wird dieses Syndrom auch „Leisure sickness“ oder auf Deutsch „Freizeitkrankheit“. Welche Faktoren dafür verantwortlich sind und wie ein Zusammenhang zwischen dem Nachlassen von Stress und der Entstehung von Krankheit erklärt werden kann, soll in diesem Artikel erläutert werden [1].

Warum werden Krankheiten durch Stressabfall begünstigt?

In der Medizin ist seit längerer Zeit bekannt, dass nicht nur körperliche Ursachen, sondern auch psychische und soziale Faktoren an der Entstehung von Krankheit beteiligt sind [2]. Man weiß mittlerweile, dass psychosoziale Faktoren die Immunfunktion beeinflussen. Dies passiert über veränderte Hormonspiegel im Blut: Mit steigendem Stresspegel finden sich innerhalb kurzer Zeit große Mengen der Hormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol im Körper. Cortisol sowie die Katecholamine Adrenalin und Noradrenalin besitzen starke Auswirkungen auf die angeborene und erworbene Abwehr des menschlichen Körpers. Sie führen dazu, dass das Immunsystem effektiv arbeitet. Diese Reaktion des Körpers war für unsere Vorfahren vor vielen Jahren für das Überleben von großer Bedeutung. Durch die veränderten Hormonspiegel wurden die Muskeln verstärkt mit Blut versorgt, der Puls und Blutdruck erhöht und die Atmung verstärkt. Cortisol wirkt zusätzlich entzündungshemmend, was in einer zusätzlichen Leistungssteigerung resultiert [3].

Zelle© panthermedia.net / KrisCole

Auch heute ist es noch so, dass der Körper in Stressmomenten auf Höchstleistungen eingestellt ist und alle Stresshormone aktiviert. Lag eine Phase von längerfristigem oder besonders starkem Stress vor, ist nach diesen Anstrengungen die Leistungsfähigkeit des Immunsystems stark erniedrigt. In diesen Phasen ist der Körper anfälliger für Infektionen, da das Immunsystem geschwächt ist und auf Erholung angewiesen ist. Der Wiederherstellungsprozess des funktionierenden Immunsystems dauert in der Regel dreimal länger als die Einwirkung der Stresssituation [4].

Die gefährlichste Zeit für das Entstehen von Krankheiten ist somit nicht die sofortige Phase nach Beendigung des Stresses, sondern einige Zeit nach dem Ende der Stresssituation. Dies ist jedoch sehr individuell und von Mensch zu Mensch verschieden [4].

Wer ist besonders davon betroffen?

Vorallem Menschen mit hohem Arbeitstempo bzw. hohem Arbeitspensum sind besonders stark von hohen Spiegeln an Stresshormonen und der resultierenden geschwächten Immunlage des Körpers betroffen. Das geschwächte Abwehrsystem kann durch Bewegungsmangel weiter verstärkt werden [4].

Wie können Krankheiten in Entspannungszeiten vermieden werden?

Um Krankheiten in der  Freizeit zu vermeiden ist die Änderung der Stressbedingungen sehr wichtig. Nur durch ausreichende Entspannungsphasen bereits in der Stressphase lässt sich das Immunsystem so verändern, dass steile Abfälle mit Nachlassen des Stresses vermieden werden.

Quellenangaben:

[1] Michael Wieden: Chronobiologie im Personalmanagement. Springer-Verlag, 2016, S. 77
[2] Susanne Andreae, Günter Baier et al.: THIEMEs Altenpflege in Lernfeldern, Georg Thieme Verlag, 2008, S. 8
[3] Matthias Manych, Georg Vogel: Stark – unser Immunsystem. Georg Thieme Verlag, 2010, S. 29-32
[4] Leonid Teverovski: Einblicke in unseren Körper: Wissenswertes über Krankheitren und deren Behandlungsmöglichkeiten. Books on Demand, 2006, S. 147-148