- Optimismus lohnt sich: Positive Gedanken fördern den Genesungsprozess

Optimist © panthermedia.net / Devon

Der enge Zusammenhang zwischen Psyche und Körper rückt in diesen Tagen immer mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit von Wissenschaft und Medizin. So ist beispielsweise bekannt, dass Stress negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat [1]. Doch können positive Gedanken tatsächlich den Genesungsprozess des Körpers fördern? Die Wissenschaft sagt „Ja“! Optimisten scheinen einen besseren Heilungsprozess aufzuweisen als Pessimisten [2].

Der Genesungsprozess des Körpers

Aufgaben des Immunsystems

    • Abwehr gegen Krankheitserreger (Parasiten, Bakterien, Viren etc.)
    • Überwachen von körpereigenen Zellen und Abtöten von entstandenen Tumorzellen
    • Abwehr gegen Umweltfaktoren z.B. Gifte, die den Körper schaden
    • Entfernung von abgestorbenen Zellen
    • Mitwirken bei der Wundheilung

Quelle: K. Zilles, B. N. Tillmann: Anatomie., Springer-Verlag, 2011, S. 356

Hin und wieder erkrankt jeder einmal an einer Erkältung, Grippe oder an einer anderen, schwerwiegenderen Erkrankung. Dies liegt daran, dass der Körper ständig einer großen Anzahl von Krankheitserregern wie z.B. Viren und Bakterien ausgesetzt ist. Um deren Eindringen frühzeitig zu erkennen und abzuwenden, verfügt der Organismus über ein hoch komplexes Abwehrsystem, auch Immunsystem genannt. Dieses besteht unter anderem aus unterschiedlichen Arten von Abwehrzellen, Lymphgefäßen und Botenstoffen. Ist der Keim zu hartnäckig, in zu großer Zahl vorhanden oder das Immunsystem zu schwach, kommt es zur Ausbreitung des Keims im Körper. Dann wird von einer Infektion gesprochen und der Betroffene leidet unter Beschwerden wie Husten, Schnupfen oder Kopfschmerzen. Bei einer Erkältung beispielsweise besteht eine virale Infektion der Schleimhäute von Nase und Rachen. Es gehört zur Aufgabe des Immunsystems diese einzudämmen, um die schnelle Wiederherstellung der Gesundheit zu gewähren. Dabei gilt, dass ein geschwächtes Immunsystem diesen Genesungsprozess verlangsamen kann [3].

Ein gut funktionierendes Immunsystem ist somit Voraussetzung für das Vorbeugen und Beseitigen von Infektionen, und somit unabdingbar für die Gesundheit.

Warum wirkt sich Optimismus positiv auf den Genesungsprozess aus?

Optimismus ist eine geistige Einstellung, die dahin tendiert, Dinge von einer positiven Seite zu betrachten. Ihm steht der Pessimismus gegenüber; eine Erwartungshaltung, die eher das Negative in Situationen, der Welt oder sich selbst sieht. Der Optimist sieht das Glas halb voll, der Pessimist halb leer. Die jeweilige Lebensauffassung scheint einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit der jeweiligen Person zu haben. Zahlreiche Studien der letzten Jahrzehnte beschäftigen sich mit der Frage, in wie weit positives und negatives Denken die Gesundheit beeinflusst [1][4]. Die Ergebnisse zeigen, dass Optimismus eine wichtige Rolle im Genesungsprozess von Krankheiten spielt. Dies wurde beispielsweise bei der Heilung von Knochenbrüchen, oder dem Erholen von überstandenen Herzinfarkten beobachtet [2][5]. Patienten, die ihrer Heilung optimistisch gegenüber stehen, zeigten einen besseren Heilungsverlauf [1][2]. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass sich Optimisten weniger häufig mit Erkältungsviren anstecken, seltener zum Hausarzt gehen, und eine schnellere Wundheilung aufweisen [6]. Ein Erklärungsansatz für dieses Phänomen ist der scheinbare Einfluss der Gedanken auf das Immunsystem. Seine Funktionsweise wird von vielen Faktoren bestimmt. Beispiele hierfür sind eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung. Heute weiß man, dass auch die Psyche einen erheblichen Einflussfaktor darstellt [4].

Die wichtigsten Einflussfaktoren auf das Immunsystem

    • Alter und Geschlecht
    • Hormone
    • Umwelt
    • Psyche
    • Stress
    • Drogen
    • Ernährung
    • Sport
    • Schlaf

Quelle: L. Rink: „Einflüsse auf das Immunsystem.“, http://link.springer.com/chapter/10.1007%2F978-3-662-44843-4_15, 26.06.2016

Um dieser Tatsache genauer auf den Grund zu gehen, untersuchte eine Studie aus den USA, wie sich Optimismus auf das Immunsystem auswirkt [4]. Hierfür wurden über 100 Studenten monatlich dazu befragt, wie optimistisch sie ihrem Studium entgegen sehen. Zur gleichen Zeit wurde ihnen ein Stoff unter die Haut gespritzt, der das Abwehrsystem zum „Kampf“ aktiviert; je stärker die Abwehrreaktion, umso größer die Schwellung an der Einspritzstelle. Das Ergebnis war eindeutig: In Zeiten in denen die Versuchspersonen optimistischer waren, war auch die Abwehrreaktion ausgeprägter [4].

Optimistisches Denken scheint somit zu einer besseren Funktionsweise des Immunsystems zu führen.

Ein weiterer Erklärungsansatz für das Phänomen der „gesunden Optimisten“, ist die Tatsache, dass Optimismus zu einer gesünderen Lebensführung führt. Positiv denkende Menschen greifen weniger zu Alkohol und Zigaretten und bewegen sich mehr, als Pessimisten [1]. Die Wissenschaft ist von der heilenden Kraft der positiven Gedanken so sehr überzeugt, dass sie das Konzept des Optimismus in die Therapie und Vorbeugung von Krankheiten einbauen möchte [1].

Die Psychoneuroimmunoendokrinologie

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Ein Beispiel dafür, welche Bedeutung dem Zusammenspiel von Geist und Körper zugesprochen wird, ist der medizinische Fachbereich der Psychoneuroimmunoendokrinologie. Sie befasst sich mit der Interaktion von Psyche, Nerven-, Abwehr- und Hormonsystem. Laut dem Nervenarzt Professor Antonio R. Damasio, beginnt Gesundheit im Kopf; denn dort entstehen die Emotionen, die notwendig sind, um das Immunsystem zu stärken [7]. Auch die Psychologin Madelson Peters unterstützt diese These: „Natürlich wird unsere Gesundheit von den Genen und der Umwelt bestimmt, aber auch von dem, was wir denken, fühlen, tun“ [6].

Quellenangaben:

[1] C. Conversano et al.: „Optimism and Its Impact on Mental and Physical Well-Being.“, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2894461/, 25.06.2016
[2] „The power of postive thinking: More evidence on patient expectations and return to work.“, https://www.iwh.on.ca/at-work/65/the-power-of-positive-thinking-more-evidence-on-patient-expectations-and-return-to-work, 25.06.2016
[3] E. J. Olsen: „Diseases and Conditions: Insomnia.“, http://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/insomnia/expert-answers/lack-of-sleep/faq-20057757, 25.06.2016
[4] „Optimism boosts the immune system.“, https://www.sciencedaily.com/releases/2010/03/100323121757.htm, 25.06.2016
[5] A. Ronaldson: „Optimism and Recovery After Acute Coronary Syndrome: A Clinical Cohort Study.“, http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4396437/, 25.06.2016
[6] U. Eberle: „Positives Denken: gesunder Optimismus.“, http://www.zeit.de/zeit-wissen/2010/06/Optimismus-Positives-Denken, 25.06.2016
[7] N. Siegmund-Schultze: „Warum der Geist eines Kranken zählt – und sich nicht überlisten lässt.“, http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/krebs/article/319552/geist-kranken-zaehlt-nicht-ueberlisten-laesst.html?sh=5&h=-205435840, 25.06.2016