Schnupfen: Im Alltag

Schnupfen (im Sommer)

© PantherMedia / Edyta Guhl

Im Allgemeinen handelt es sich bei Schnupfen um eine virale Erkrankung (infektiöse Rhinitis), der eine Infektion mit Influenza-, Parainfluenza-, RS- oder anderen Viren zugrunde liegt. Die Infektion wird in den meisten Fällen per Tröpfcheninfektion übertragen. Schnupfen kann durch Auskühlung der Nasenschleimhaut ausgelöst werden, wodurch es zu einer veränderten Durchblutung der Schleimhaut kommt. In deren Folge vermindert das sogenannte Flimmerepithel der Schleimhaut seine Aktivität. Die Schleimhaut wird anfälliger für virale Infekte.[1] Die Inkubationszeit ist kurz und dauert nur einige Stunden bis wenige Tage. Im Verlauf der viralen Erkrankung kann es zu einer bakteriellen Besiedelung kommen. Im Normalfall sollten alle Symptome innerhalb von zehn Tagen abgeklungen sein.[1] Tritt Schnupfen gehäuft im Sommer auf, wird von einer saisonalen Rhinitis gesprochen, die oftmals allergisch bedingt ist. Die Symptome treten in diesem Fall vor allem im Frühjahr bei Pollenflug und im Mai und Juni bei der Gräser- und Getreideblüte auf.[2]

Im Folgenden werden zunächst die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten einer saisonalen allergischen Rhinitis dargestellt. Im weiteren Verlauf soll auf mögliche vorbeugende Maßnahmen eingegangen werden, die im Zusammenhang mit einer derartigen Erkrankung stehen.

Ursachen

Bei der saisonalen, allergischen Rhinitis handelt es sich um eine Überempfindlichkeitsreaktion der Schleimhaut auf den direkten Kontakt mit bestimmten Allergie-auslösenden Stoffen (sog. Allergenen). Ob Stoffe allergen wirken, kann von Patient zu Patient variieren.[2][3] Die Reaktion der Schleimhaut läuft in zwei Phasen ab. Es wird zwischen einer Früh- und einer Spätphase unterschieden. Während der Frühphase kommt es innerhalb der ersten 30 Minuten nach Allergenkontakt zur Ausschüttung bestimmter Stoffe (z.B. Histamin) aus spezifischen weißen Blutkörperchen (sog. Mastzellen). Die Mastzellen gehören zu den Zellen der körpereigenen Abwehr. Der Vorgang wird als Mastzelldegranulation bezeichnet.[2][3]

Während der Spätphase kommt es 4 bis 12 Stunden nach Kontakt mit dem Allergen zum Einstrom von Entzündungszellen. Auch bei diesen Zellen handelt es sich um spezifische weiße Blutkörperchen, die jedoch zu den eosinophilen Granulozyten gehören.[2] Während einer allergischen, saisonalen Rhinitis kann es zu Juckreiz in der Nase, vermehrten Niesattacken, wässriger Sekretion aus der Nase, Augentränen und behinderter Nasenatmung kommen.[2]

Behandlung

Allgemein wird Patienten, die unter einem saisonalen, allergischen Schnupfen leiden, empfohlen, sich während der Gräserblüte möglichst in einer pollenarmen Umgebung aufzuhalten. Im Auto kann ein Pollenfilter eingebaut werden. Generell sollte eine Therapie entsprechend der Symptome und des Beschwerdegrads erfolgen.[2]

Zur Akuttherapie bei saisonalem, allergischem Schnupfen gehört die Gabe von sog. Antihistaminika. Histamin ist ein Gewebshormon, das im menschlichen Körper eine wichtige Rolle als Vermittler bei Entzündungsreaktionen spielt. Es wird u.a. in Mastzellen der Haut, der Lunge und im Magendarmtrakt gespeichert. Kommt es zu einer Überempfindlichkeitsreaktion, wird Histamin aus diesen Speichern freigesetzt. Über Histaminrezeptoren (H1- Rezeptoren) werden im menschlichen Körper verschiedene Reaktionen vermittelt. Durch die vermehrte Ausschüttung kann es zur Erweiterung der Gefäße und in deren Folge zu einem Blutdruckabfall, zu einer Steigerung der Durchlässigkeit kleiner Gefäße, zu vermehrtem Juckreiz und zur Kontraktion der Bronchialmuskulatur kommen. Antihistaminika sind in der Lage, die H1- Rezeptoren zu blockieren und somit die genannten Reaktionen des menschlichen Körpers zu verhindern.[4] Es wird zwischen Antihistaminika der 1. und der 2. Generation unterschieden.

Die Vertreter der 1. Generation (z.B. Clemastin, Dimetinden) können die Blut-Hirn-Schranke überwinden und so zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schläfrigkeit und vermehrtem Appetit führen. Die Fahrtüchtigkeit ist eingeschränkt.[4] In höherer Dosierung hemmen sie außerdem weitere Rezeptoren (Rezeptoren für Acetylcholin) und können so zu zum Teil schwerwiegenden Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Erweiterung der Pupillen (einhergehend mit der Gefahr des Stürzens durch Sichteinschränkung), Verstopfung, Harnverhalt, Verwirrung und beschleunigtem Herzschlag führen.[5] Antihistaminika der 2. Generation (z.B. Azelastin, Cetirizin, Levocabastin) überwinden kaum die Blut-Hirn-Schranke. Außerdem hemmen sie spezifischer die H1- Rezeptoren. Aufgrund ihrer langen Wirkdauer ist eine einmal tägliche Gabe ausreichend.[4]

Die hier genannten Antihistaminika sind rezeptfreie Medikamente, die in der Apotheke erworben werden können. Bei anhaltenden Beschwerden und Fragen zu Dosierung und Anwendung der Medikamente ist in jedem Fall ein Arzt aufzusuchen.

Um die überschießende Entzündungsreaktion des Körpers zu hemmen, kommt außerdem die Gabe von Glukokortikoiden (z.B. Fluticason, Budenosid, Mometason, Prednisolon) in Betracht.[2] Glukokortikoide sind spezifische Hormone, die über Rezeptoren ihre Wirkung direkt in die Zelle vermitteln. Indem sie die Herstellung von Gewebshormonen (sog. Prostaglandine) hemmen, die an der Entzündungsreaktion beteiligt sind, wirken sie anti-entzündlich.[8] Sie zählen zu den stärksten verfügbaren Wirkstoffen mit verzögertem Wirkbeginn nach ca. 24 Stunden, wobei das Wirkungsmaximum nach 3 bis 5 Tagen zu erwarten ist. Bei Kleinkindern und Schwangeren können sie ohne Risiko angewendet werden.[7]

Um eine ungestörte Nasenatmung zu ermöglichen, können zudem kurzfristig Nasensprays bzw. –tropfen mit Oxymetazolin angewendet werden. Die abschwellende Wirkung dieser Nasensprays beruht auf der Verengung von Gefäßen.[2][7]

Es gibt darüberhinaus die Möglichkeit der spezifischen Immuntherapie, bei der dem Patienten in aufsteigender Dosis Allergie-auslösende Stoffe mit dem Ziel der Antikörperbildung verabreicht werden. Die klinischen Symptome sollen im Anschluss verschwinden bzw. nur noch abgeschwächt auftreten. Dieses Verfahren wird als Hyposensibilisierung bezeichnet.[2]

Zu beachten

Dem allergischen, saisonalen Schnupfen liegt oftmals eine lang andauernde Entzündung der Nasenschleimhaut zugrunde. Breiten sich die Allergene im Körper aus, kann es außerdem zu Husten, Bronchitis und Asthma bronchiale kommen. Dieses Phänomen wird als Etagenwechsel bezeichnet. Deswegen ist neben den allgemeinen Maßnahmen eine gezielte und rechtzeitige medikamentöse Therapie von Nöten.[7]

Im Rahmen einer allergischen Reaktion kann in Ausnahmefällen ein allergischer (anaphylaktischer) Schock mit Kreislaufversagen (infolge der Weitstellung der Gefäße) auftreten, der bis zum Tod führen kann. Die ersten Anzeichen können sich in Form plötzlicher Übelkeit und Erbrechen, akuter Luftnot oder schnell fortschreitendem Hautausschlag äußern. In solchen Fällen ist unverzüglich der medizinische Notdienst zu alarmieren.


Behandlungsmöglichkeiten bei Schnupfen