Schnupfen Verstopfte Nase: Im Alltag
Verstopfte Nase (nach Essen)
Wenn es bei gesunden Personen während des Essens innerhalb weniger Minuten zu einer verstopften oder laufenden Nase kommt, spricht man von einer „gustatorischen Rhinorrhoe“. Anders als bei einer allergischen Reaktion geht die gustatorische Rhinorrhoe jedoch nicht mit Juckreiz, Augentränen, Niesreiz oder einer Gesichtsrötung (Flush) einher. Obwohl dieses Krankheitsbild nicht gefährlich ist, ist eine verstopfte Nase beim Essen störend und unangenehm. Insbesondere, da ein Teil der Geschmacksaromen nicht über die Geschmackszellen der Zunge, sondern über den Geruchssinn vermittelt werden und damit das Geschmacksempfinden bei verstopfter Nase eingeschränkt ist[9]. Als Ursachen kommen neben banalen Lebensmittelunverträglichkeiten oder einer Erkältung auch eine Histamintoleranz oder eine Reizung des autonomen Nervenzentrums infrage. Je nachdem, was für die verstopfte Nase verantwortlich ist, gibt es unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten.
Ursachen von verstopfter Nase nach dem Essen
Tritt die verstopfte Nase vornehmlich beim Verzehr stark gewürzter oder scharfer Speisen auf, kann die Ursache eine natürliche Schutzreaktion des Körpers sein. Beim Verzehr einer sehr scharfen Mahlzeit kommt es zu einer Reizung der feinen Nervenenden eines der zwölf Hirnnerven, welche sich in der Schleimhaut von Nase, Nasennebenhöhlen, Mund und Rachen befinden (oberer aerodigestiver Trakt)[1]. Über den sogenannten Trigeminusnerv wird daraufhin ein Teil des vegetativen (autonomen) Nervensystems stimuliert, welches die unbewussten Körperfunktionen von Organen und Blutkreislauf steuert. Dadurch kommt es zu einer Schwellung der Schleimhäute und zu einer verstärkten Produktion von Schleim. Dadurch ist die Nase innerhalb von wenigen Minuten verstopft oder läuft. Dieser Mechanismus wird durch einen Botenstoff (Transmitter) namens Acetylcholin unterhalten und kann durch eine Blockade dieses Botenstoffes durchbrochen werden.
In einem ersten Schritt ist es zunächst sinnvoll, auf allzu scharfe und reizende Speisen zu verzichten. Natürlich ist es auch lohnenswert, herauszufinden, ob nur bestimmte Gewürze oder Lebensmittel diese Reaktion auslösen und es sich um eine leichte Form der Lebensmittelunverträglichkeit handelt.
Eine weitere Ursache für eine verstopfte Nase beim Essen kann eine Histaminunverträglichkeit sein. Histamin ist ein Botenstoff im menschlichen Körper, welcher viele verschiedene Wirkungen hat. So ist er beispielsweise wichtig für die Abwehr von Krankheitserregern durch das Immunsystem und spielt eine Rolle bei der Blutbildung. Außerdem spielt Histamin bei allergischen Reaktionen eine wichtige Rolle, da es durch Bindung an einen speziellen Rezeptor dafür sorgt, dass sich die Atemwege zusammenziehen. Gleichzeitig löst es als sogenanntes vasoaktives Amin eine Schwellung der Atemwegsschleimhaut aus, sodass es bei Histaminfreisetzung zu einer verstopften Nase kommen kann[5]. Histamin wird vom Körper durch biochemischen Umbau der Aminosäure Histidin gebildet, welche vornehmlich in proteinreichen Nahrungsmitteln wie beispielsweise Rindfleisch oder Nüssen vorkommt[4].Gleichzeitig ist Histamin aber auch in bestimmten Nahrungsmitteln wie Sauerkraut, Rotwein oder Käse enthalten.
In seltenen Fällen kann eine verstopfte Nase beim Essen auch infolge eines Unfalls oder einer Operation des Nasenraumes auftreten. Hier liegt die Ursache darin, dass beschädigte Nervenfasern des Trigeminusnervs bei der Regeneration in die Schleimhaut des Gaumen und des Nasen- Rachen Raumes einwachsen und auf stimulierende Stoffe in der Nahrung reagieren. Ähnlich wie bei einer Reizung durch zu scharfe Speisen kommt es dann über die Freisetzung von Botenstoffen zu einer Schwellung der Nasenschleimhaut[8].Lindernd können auch in diesem Fall anticholinerge Substanzen wirken.
Behandlung von verstopfter Nase nach dem Essen
Ist die verstopfte Nase beim Essen auf scharfe oder unverträgliche Nahrungsmittel zurückzuführen, können sogenannte anticholinerge Substanzen eingesetzt werden. Dies sind Substanzen, die sich an den Acetylcholin-Rezeptor setzen und ihn blockieren, sodass der eigentliche Botenstoff nicht mehr „andocken“ und keine Reaktion mehr auslösen kann[1]. Derartige Stoffe wie Atropin oder Ipratropiumbromid[2] können in Form von Nasensprays oder -tropfen lokal angewendet werden. Sie können sowohl prohylaktisch vor der Mahlzeit, als auch während des Essens bei Beginn der Symptome eingesetzt werden[1][3].Diese medikamentöse Behandlung sollte jedoch nur nach Untersuchung und in Absprache mit einem Arzt erfolgen.
Leidet ein Patient unter einer Histaminintoleranz, liegt ein Ungleichgewicht zwischen der Bildung und Aufnahme und dem Abbau von Histamin vor, sodass es zu einer verstärkten Freisetzung des Stoffes aus seinen Speicherzellen (Mastzellen) kommt. Folglich kann es bei einer histaminreichen Mahlzeit zu körperlichen Reaktionen wie einer verstopften oder laufenden Nase, sowie Kopfschmerzen, Magenschmerzen oder im Extremfall sogar Schwindel und Herzrasen kommen[4]. Wenn nachgewiesen werden kann, dass eine Histaminintoleranz die Ursache für eine verstopfte Nase beim Essen ist, sollten zunächst histaminreiche Lebensmittel gemieden werden. Da Alkohol den Abbau hemmt, sollte auch auf Alkohol verzichtet werden[6].
Sollte eine histaminarme Diät nicht ausreichen, kann eine medikamentöse Therapie notwendig werden. Hierbei können entweder Medikamente eingesetzt werden, welche die Wirkung des Histamins blockieren wie beispielsweise Cetirizin,Terfenadin, Acrivastin, Astemizol oder Loratadin. Desweiteren können sogenannte Mastzellstabilisatoren eingesetzt werden, welche die Ausschüttung des Histamins aus den Mastzellen verhindern. Zu dieser Medikamentengruppe gehört beispielsweise Cromoglycat, Nedocromil, Lodoxamid[7].
Da Vitamin B6, Vitamin D und Kupfer als Cofaktoren das Enzym Diamonooxidase unterstützen, welches für den Histaminabbau verantwortlich ist, kann die Einnahme dieser Vitamine die Symptome unter Umständen etwas lindern.
Eine Therapieoption stellt die operative Durchtrennung der betroffenen Nervenfasern im Gesichtsbereich dar. Dadurch kann der gesamte Mechanismus unterbunden und die gustatorische Rhinorrhoe drastisch reduziert werden. Doch da ein derartiger Eingriff nicht risikofrei ist, sollte er nur in Betracht gezogen werden, wenn trotz intensiver Suche keine Ursache gefunden werden kann oder die herkömmlichen Behandlungsmethoden versagen, beziehungsweise nicht infrage kommen.
Zu beachten
Lässt sich trotz intensiver Diagnostik kein Auslöser bestimmen, so spricht man von einer idiopathischen gustatorischen Rhinorrhoe. Also einer Erkrankung, deren Ursache man nicht kennt. Diese spricht in der Regel auch nicht auf die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten an[3]. In diesem Fall kann die operative Nervendurchtrennung eine hilfreiche Behandlungsmöglichkeit sein.
Auch im Rahmen einer normalen Erkältung kann es zu einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Nahrungsmitteln oder Gewürzen kommen, wodurch die ohnehin schon gereizte Nasenschleimhaut beim Essen schneller zuschwillt. Dies ist jedoch kein Grund zur Sorge, da es sich lediglich um ein Symptom der Erkältung handelt.
Halten die Symptome übere längere Zeit an, sollte ein Arzt aufgesucht werden, der mithilfe verschiedener Tests einzelne Ursachen ausschließen kann.
Quellenangaben:
- Jovancevic L., Georgalas C., Savoovic S., Janjevic D.: „Gustatory rhinitis“, Rhinology, 2. März 2010; 48(1), S.7-10
- Choudry NB, Harrison AJ, Fuller RW.: „Inhibition of gustatory rhinorrhoea by intranasal ipratropium bromide“, European Journal of Clinical Pharmacology 1992; 42(5), S.561-2.
- Ang YY1, Kawano K, Saito T, Kasai M, Ikeda K.: "Treatment of idiopathic gustatory rhinorrhea by resection of the posterior nasal nerve", Tohoku Journal of Experimantial Medicine 2006 Oct ; 210(2):165-8.
- Axel Trautmann, Jörg Kleine-Tebbe: Allergologie in Klinik und Praxis, Thieme Verlag, 2013, S. 307-309
- Georg Löffler, Petro Petrides, Peter Heinrich: Biochemie und Pathobiochemie, Springer Verlag, 2006, S. 474-475
- Gerd Herold et all.:, Innere Medizin, 2012, S. 460-461
- Heinz Lüllmann, Klaus Mohr, Lutz Hein: Taschenatlas Pharmakologie, Thieme, 2008, S. 114
- Sadeghi HM1, Siciliano S, Reychler H.: "Gustatory rhinorrhea after maxillectomy. Two case reports and considerations on etiology and pathophysiology", International Journal of Oral and Maxillofacial Surgery 1997 Apr ; 26(2), S. 124-6.
- Christian Hick, Astrid Hick: Intensivkurs Physiologie, Urban & Fischer, 2009, S. 369
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Veröffentlicht durch: | Erkältet.info-Redaktion |
Erstellt am: | 30.01.2015 |
Zuletzt aktualisiert am: | 12.11.2015 |
Prüfzyklus: | jährlich |
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